Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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serena
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Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Beitragvon serena » 10.08.2014, 21:30:47

Spamalot - St. Pauli-Theater, Hamburg
Donnerstag, 7.8.2014, 20.00 Uhr

Wo ich schon mal da bin, und das Musical auch, gucke ich mir das Stück glatt mal an.
Interessant war bereits das Theater. Es gibt kein richtiges Foyer, dafür im Erdgeschoss und in der ersten Etage einen Raum mit Bar. Alles wirkt doch eher eng. Das und die Erklärungen zum Gebäude auf Hinweisschildern an der Wand sollte man erst nehmen. Dass der Zuschauersaal immer noch so ist, wie anno Achtzehnhundert-sowieso sollte einem zu denken geben. Denn damals waren die Leute wohl um einiges kleiner. Insbesondere auf den Rängen wird es bei dem knappen Sitzabstand schnell ungemütlich. Und wenn sich die Person vor einem vorbeugt, ist die Sicht gleich noch schlechter. Die Bühnenmitte habe ich so gut wie nie einsehen können, trotz recht mittigem Sitzplatz. Zudem ist die Klimatisierung (welche Klimatisierung?) auch wohl von Anno Dazumal, denn es wird schnell heiß und stickig in dem Bau. Entsprechend strömte alles in der Pause nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Ok, nett sieht der Saal schon aus...

Vor Beginn gab´s freien Blick auf die Leinwand der Bühne. Die Comic-Gestaltung des Himmels war bereits sehr unterhaltsam, da unter den Wolken 2 kleine flugzeugförmige Wolken hin und her flogen, zwischendurch mal ein Goldfisch vorbei kam, sich unten ein riesiges Bein lang streckte (Wer ist denn einbeinig?), eine uralte Dampfwalze dies weg schob, mal der Schriftzug „Spamalot“ am Tau hereingezogen wurde, von oben an Seilen „Monty Python´s“ hereinschwebte und natürlich erstmal schief landete, eine Hand aus den Wolken eine Packung „Spam“ abstellte, einige Ritter auftauchten... Eine passende Einstimmung auf das Stück.

Das Musical selber besteht aus Massen von Klamauk, Situationskomik, Ebenenwechsel zwischen Bühnenstück, Geschichte und einer Mischung aus beidem sowie Geschehen vor und hinter der Bühne, Ironien, Anspielungen...

Das Stück nimmt sich auch oft genug selber nicht ernst. So erzählt der Historiker einmal, dass Sir Bevedere vom größten und talentiertesten Darsteller der Truppe gespielt werde (ihm selber), später erwähnt er den teuren, umfangreichen und vom Bühnenbildner aufwändig gestalteten Wald (zu dem Zeitpunkt genau ein Baum). Den gleichen Spruch bringt Arthus kurz darauf nochmal (dann sind es immerhin 7 Bäume). Arthus darf auch bewundernd fragen, wie das mystische Wesen ganz ohne Hilfsmittel wie Seile aus dem Schnürboden fliegen könne. Man sieht ja nur ganz genau die Seile aus dem Schnürboden...
Da rennt eine Bühnentechnikerin auf die Bühne, um den am Pfeil „vergessenen“ Zettel nachträglich zu befestigen. Dann soll sie auf Zuruf die Kulisse ändern, muss das mordende Kaninchen spielen und hustend vor dem Qualm flüchten, wobei sie erstmal die Darsteller beschimpft....

Aktuelle Situationen werden auch gerne eingebaut. So kommt es mal zum Thema Fußball und dem Wunsch, zu den Spielern in die Kabine zu gehen in der Hoffnung, mit denen im Pool zu landen. Und wer taucht als entsprechende Person auf? Angela Merkel. Auf der Suche nach einem Star für das Musical tauchen dann bekannte Promis wie Udo Jürgens, Nina Hagen, Dolly Buster, Udo Lindenberg, Carmen Geiss, Cindy aus Marzahn und Conchita Wurst auf.

„Gott“ wird ebenfalls per Video eingespielt, dessen Gesicht in einer strahlenden Wolke auftaucht. Der ziemlich harte Text mit zahlreichen Flüchen und Beschwerden ist wirklich nichts für streng religiöse Menschen. Alle anderen werden mal wieder ihren Spaß haben.

Zudem wurde alles, was irgendwie geht, mit Hamburg verknüpft. Da tauchen Demo-Schilder auf mit Aufschriften wie „Esso-Häuser wieder aufbauen“, „Rote Banane soll bleiben“, „Elbphilharmonie abreißen“ oder „HSV : St. Pauli 1:7“ (gab den größten Lacher im Publikum) auf. Das Musical von König Arthus soll natürlich in Hamburg erfolgreich aufgeführt werden, und Patsy regt sich erstmal darüber auf, dass die Stadt Hamburg alles mögliche an Kunst subventioniert, aber nie ein Musical.

Die Kostüme passen super dazu, sind je nach Situation mal historisch orientiert, mal modern und glitzernd gestaltet. Das Bühnenbild ist ebenfalls mal comikhaft, mal realistischer gestaltet. Die Musik klingt schmissig und gar nicht nach „nur“ 6 Musikern.

Ach ja, und wer es nicht mag, selber auf der Bühne zu landen, der sollte lieber die ersten Reihen im Parkett meiden. Die junge Dame in meiner besuchten Vorstellung fand´s sichtlich peinlich, dort zu stehen. Der Rest des Publikums hatte seinen Spaß...

Die Darsteller sind alle mit großer Spielfreude dabei. Da sitzt jede Pointe, wird jede Szene bin ins Detail ausgelotet und entstehen so jede Menge kleiner Kabinettstückchen. Bei den Darstellern, die viele Rollen spielen dürfen, sind sowohl stimmlich als auch im Verhalten alle Rollen eigenständig angelegt, so dass eine Zuordnung zum Darsteller eigentlich nur per Programmzettel gelingt.

Mein Fazit: Wer Lust auf vielschichtige Unterhaltung hat, wird mit dieser Produktion bestens bedient sein! Hingehen, gucken, lachen! :mrgreen:

Die Besetzung:
Fee aus dem See: Marlen Oberholzer
König Arthus: Eric Hättenschwiller
Patsy, Rio-Tänzer, Udo Lindenberg: Fabio Romano
Sir Bedevere, Leiche, Historiker, Miss Galahad, fahrender Sänger, Concord, Herberts Wache, Rio-Tänzer, Udo Jürgens: Flavio da Molin
Sir Lancelot, Finnen-Bürgermeister, französischer Spötter, schwarzer Ritter, Tim, Udo Jürgens: Tino Andrea Honegger
Sir Dennis Galahad, Finne, Mönch, Herberts Vater, Ritterfürst von Ni, Conchita Wurst: Nathanael Schaer
Sir Robin, Finne, Prinz Herbert: Roland Herrmann
Finne, Mönch, Leiche, Angela Merkel, Seejungmann, Ritter, französische Wache, Ritter von Ni, Can-Can-Tänzer, fahrender Musikant, Bettelmönch, Herberts Wache, Bors, Rio-Tänzer, Cindy aus Marzahn: Tobias Gerber
Finnin, Leiche, Seejungfrau, Show-Girl, Can-Can-Tänzer in, Nonne, Ritter von Ni, Nina Hagen: Amaya Keller
Finnin, Leiche, Seejungfrau, Show-Girl, Can-Can-Tänzer in, Nonne, Ritter von Ni, Carmen Geiss: Sarah Madeleine Kappeler
Finne, Mönch, Fred, Seejungmann, Ritter, Nonne, französische Wache, Ritter von Ni, Can-Can-Tänzer, fahrende r Musikant, Rio-Tänzer, Dolly Buster: Gianmarco Rostetter
Bühnentechnikerin Britta, Hasen, Wachen-Helme, Requisiten, Quick-Changes: Britta Güntert
Gott: Dieter Hallervorden

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Re: Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Beitragvon Kitti » 10.08.2014, 22:53:58

Danke für den schönen Bericht!! Spamalot habe ich damals in Köln gesehen. Tino Andrea Honegger tritt öfter mit Lars Redlich auf und war mal bei Grease, die anderen Namen sagen mir nichts.
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Re: Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Beitragvon Ophelia » 10.08.2014, 23:19:30

Hört sich ja sehr spaßig an :) darf ich fragen warum die Frau auf die Bühne musste/durfte?
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Was ich segne muss verderben
Nur mein Gift macht dich gesund
um zu leben musst du sterben

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Re: Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Beitragvon serena » 11.08.2014, 20:37:35

@ Ophelia: Na, wer sucht, der findet. ;)

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Re: Spamalot, Hamburg, 7.8.14

Beitragvon Tiny » 11.05.2016, 14:48:14

Danke für den schönen Bericht! Habe das Musical damals auch in Hamburg gesehen und war ähnlich begeistert wie du. Bin aber auch großer Monty Python Fan :)


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