Beitragvon Sisi Silberträne » 14.12.2014, 20:26:32
Das kommt ganz auf das Stück an. Zum Beispiel ist mir Elisabeth so wie es früher hier in Wien inszeniert wurde, am liebsten. Gerade die damalige recht moderne Kaffeehausszene hat bei der Neuinszenierung im Raimund Theater so viel eingebüßt. Von den Inszenierungen aus Schweveningen, Essen und Stuttgart kenn ich nur Bilder und einige Videos aus dem Internet und davon ausgehend würde ich die gegenüber der Wiener als "klassischer" bzw. weniger modern bezeichnen. Sagt mir leider nicht unbedingt zu. Evita in Baden war auch recht simpel und modern inszeniert. Es wurde viel mit Farben gearbeitet, ein aufwändiges Bühnenbild gab es nicht. Und die Inszenierung hat mir sehr sehr gefallen. Ich bin schon gespannt wie es nächstes Jahr in Wien sein wird. Beide Stücke haben jedenfalls gemeinsam, dass sie zwar eine bestimmte Person in einer bestimmten Zeit thematisieren, die Handlung aber von einem zynischen und ganz und gar nicht neutralen Erzähler aufgerollt wird. Von daher passt es ganz gut, wenn nicht vollkommen wirklichkeitsgetreu inszeniert wird.
Dann gibt es Sttücke wie die drei Musketiere, Aida oder Tutanchamun, die einfach in bestimmten Geschichtsepochen spielen und in deren Inszenierung ich das auch gern ein bissl wiederfinden möchte. Die Musketiere sollten demnach nicht mit Laserschwertern statt Degen herumfuchteln. Eine gewisse Modernisierung vertragen aber auch solche Stücke, wie man an den Musketiere-Kostümen oder denen von Aida ja sehen konnte. Die waren eher fantastisch angehaucht, denn historisch zutreffend. Ich mochte beide Stücke wie sie waren, muss aber auch sagen, dass mir an Tut sehr gefallen hat, dass man sich optisch an das alte Ägypten gehalten hat.
Und es gibt Stücke, man problemlos in der Zeit versetzen kann. Ob z.B. Kiss me Kate in den 20ern oder heute spielt, wird die Handlung kaum tangieren. Sicherlich ließe sich auch etwa Rebecca leicht in die Gegenwart verpflanzen, ohne dass es der Handlung viel Abbruch täte. Persönliche Dramen gibts zu jeder Zeit.
Kritischer bin ich eher bei Opern, die teilweise wirklich so modern daher kommen, dass vom Original kaum noch etwas übrig bleibt.Ich fand in diesem Jahr Lohengrin und die Cenerentola beide recht gut inszeniert, wenn sie auch ziemlich modern waren. Aschenputtel kann problemlos in die Moderne verpflanzt werden, macht man ja auch in Filmen. Nur lächerlich sollte es halt nicht werden. Besonders mochte ich aber Rusalka, weil es als Märchen auch genauso inszeniert war - märchenhaft mit elfenhaften Wassermädchen und -männern sowie einer düsteren dunklen Jezibaba.