@Nadine: Da kannst du recht haben... die wird noch Ärger machen, aber nicht nur in dem Teil, sondern noch viel später...
Und weil das Forum ja letzte Woche nicht richtig funktioniert hat, mach ich jetzt zwei Teile auf einmal. Erstmal den Rest vom oberen Teil.
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„Das Lied geht einfach viel zu schnell“, beklagte sich Sisi, als sie bei einer weiteren Drehung fast auf den Saum ihres langen Kleides getreten und um ein Haar auf der Nase gelandet wäre.
„Findet Ihr? Dabei ist es im Vergleich zu anderen Liedern noch verhältnismäßig langsam… und eine schnellere Version gibt es auch.“ – „Noch schneller?! Herrschaftszeiten nochmal!“
rief Sisi fassungslos aus.
„Worüber macht Ihr Euch eigentlich Gedanken? Das läuft doch schon ziemlich gut“,
bemerkte Andrássy nach einer Weile.
„Ach was, lassen Sie die Schmeicheleien. Ich werde vielleicht mal die Königin dieses Landes, aber den Tanz werde ich nie lernen.“ – „Mit der Einstellung natürlich nicht.“ wusste er es besser.
Mehr schlecht als recht schaffte es Sisi, das Lied durchzustehen, aber das nächste folgte auch schon. Eine deutlich langsamere Melodie. „Es ist zwar eigentlich nicht das richtige Lied für den Tanz, aber lasst es uns einfach nochmal versuchen.“ schlug Andrássy vor. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
„Beleegyezem.“
erwiderte Sisi und erwiderte das Lächeln.
Einverstanden, hieß das Wort.
Sie hörte der Melodie eine Weile zu, dann begann sie genau die Schrittfolge zu tanzen, die ihr vorhin schon Schwierigkeiten gemacht hatte. Zwei Schritte zur Seite, zwei Schritte nach vorne, Umdrehung… auf einmal ging es alles ganz von alleine. Sie tanzte vollkommen unbeirrt den ungarischen Nationaltanz zu einem Lied, zu dem man eigentlich auch sehr gut hätte einen Walzer tanzen können.
„Wer sagt denn, dass der Tanz nicht zu dem Lied passt?“ fragte sie dann deutlich besser gelaunt als vorher. „Ich finde das viel schöner als das andere… Was ist es denn für ein Lied?“
- „Es heißt Hogyha kell egy tánc“, erwiderte Andrássy.
„Wenn ich tanzen will“, übersetzte Sisi in Gedanken. „Wirklich schön, die Melodie…“
- „Und irgendwann sage ich Euch auch einmal den Text von dem Lied. Ihr müsst wissen, das Lied kommt bei uns in einem sehr bekannten Theaterstück vor…“ – „Das klingt interessant“, bemerkte Sisi und wäre am liebsten wieder kurz stehen geblieben, um Luft zu holen. Langsame Melodie oder nicht, so ein Ball war doch anstrengend. Vielleicht war es auch geschickter, während dem Tanzen nicht so viel zu reden…
Ohne sich weiter zu unterhalten, schwebte sie gemeinsam mit Andrássy über die Tanzfläche.
Von ihrem Beobachtungsposten hinter der Säule verfolgte Katinka die Szene nunmehr mit gemischten Gefühlen.
Wie er sie ansieht, dachte sie bei sich. Ich weiß nicht, ob das nur Berechnung ist. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…
Als nächstes wurde wieder das Lied von vorher angestimmt, deutlich schneller.
„So, dieses Mal gebe ich mich nicht geschlagen.“
bemerkte Sisi schnell.
Andrássy nickte anerkennend.
„Das ist endlich die richtige Einstellung, Kaiserliche Hoheit.“
- „Ich weiß. Das brauchen Sie mir nicht zu sagen“, erwiderte sie, aber nur, weil sie unbedingt bei der Unterhaltung das letzte Wort haben wollte.
Auf einmal war es so, als hätte sie den Tanz schon immer gekonnt. Auch wenn Sisi das seltsame Gefühl hatte, dass sie von einer Person ganz besonders kritisch beobachtet wurde (und sich das nicht wirklich erklären konnte, denn eigentlich waren alle mit sich und ihrer eigenen Tanzerei beschäftigt) – sie blieb ganz ruhig und machte keinen Fehler mehr.
„Ich habe es mir doch immer gedacht.“ bemerkte Andrássy plötzlich „Ihr seid keine von denen.“
- „Keine wovon?“ Sisi verstand nicht, was er meinte.
„Keine von diesen typischen Prinzessinnen, deren Mütter den Mann für sie aussuchen und die dann schließlich zur Kaiserin werden. Ich glaube, Ihr habt einfach ins falsche Land eingeheiratet, nicht wahr, Erzsébet grófné Andrássy?“ – „Sie sind einfach unmöglich!“ rief Sisi in dem gleichen leicht verärgerten Tonfall wie sie ihn versucht hatte nach dem Ball in Debrezin wieder von seinem Gerede abzubringen. „Elisabeth Gräfin Andrássy, dass ich nicht lache. Ich bin Elisabeth, Kaiserin von Österreich, und das bleib ich auch. Ich darf nicht mal an das andere denken.“
„Aber das würdet Ihr gerne, oder?“
– „Schluss jetzt damit, herrschaftszeiten nochmal, sonst bekommt das noch jemand mit, der es nicht mitbekommen sollte.“ Zum Glück kam jetzt bei dem Tanz wieder eine Drehung, dass sie ihn nicht anschauen musste.
„Mehr braucht Ihr gar nicht zu dieser Frage zu sagen“, erwiderte Andrássy noch, dann sagte er nichts mehr.
Wiederum schwiegen sie sich an bis das Lied endete.