Sisi

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Beitragvon Marie Antoinette » 14.07.2006, 19:46:11

Weiß auch nicht mehr, wie ich auf den Namen gekommen bin - aber irgendwo ist der mir vor vier Jahren "über den Weg gelaufen" :lol:
Stand ja damals erst am Anfang meiner Sisi - Begeisterung...

Danke dir! :D :D Und wie gesagt, Fortsetzung ist in Planung...

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Beitragvon Marie Antoinette » 24.07.2006, 20:25:18

So, jetzt mal wieder eine Fortsetzung.
Kitti meinte, ich sollte (obwohl ich inzwischen noch einige andere Teile geschrieben hab) mit DEM hier weitermachen, und ihr Wunsch ist mir Befehl ;)

Find "Wenn ich tanzen will" ja ein so was von schönes Lied,dass ich eine eigene Szene draus gemacht habe, zwar nicht mit dem Tod, aber hab ne Alternative gefunden. Kommt an der gleichen Stelle meiner FF vor wie im Musical auch - nach den Krönungsfeierlichkeiten in Ungarn...
Und für alle Tod - Fans da draußen: Der kommt jetzt auch öfter mal vor! :) :)

Mir ist wieder eingefallen wie ich auf dieses grässliche "Sisserl" gekommen bin - ich hatte das damals einfach als Gegenstück zu "Franzl" genommen :) :)

Jetzt erstmal wie gesagt:

Teil 8 - "Wenn ich tanzen will, dann tanz ich so wies mir gefällt"
(Alternativtitel überflüssig) ;)



Um etwas ihre Ruhe vor dem ganzen Tumult zu haben, hatte sich Sisi etwas von der Hauptfeierlichkeiten entfernt und war eine Weile auf der Generalswiese entlanggestreift, ohne dass irgendjemand sie vermisst hatte. Viele hielten sie immer noch für seltsam oder merkwürdig.
An diesem Abend war ihr jedoch alles gleichgültig – ihre ganze Unsicherheit, die sie manchmal ergriff, war einem Gefühl von Stolz und neuem Selbstbewusstsein gewichen. Sie hatte wieder einmal bewiesen, dass sie für ihre eigenen Interessen kämpfen konnte und nicht nur eine willenlose Marionette des Hofes war.
„Was für ein Triumph!“
rief sie begeistert aus, sicher, dass sie niemand belauschte.
„Nun mal langsam. Es war zu einem Teil auch meiner“, bemerkte eine Stimme hinter ihr.
Sisi drehte sich um und erkannte, dass Graf Andrássy hinter einem Baum stand.
Irgendwie hatte er auch Recht, aber das wollte sie natürlich nicht zugeben.
„Ich hab die Feinde überwunden!“ begehrte sie auf und betonte das ich nachdrücklich.
Der ungarische Graf lächelte nur verschlagen.
„So änderst du den Lauf der Welt in meinem Sinn - so eng sind wir verbunden.“
Sisi wußte genau, was er meinte und ihr war es auch vollkommen gleichgültig, wie er mit ihr sprach. Den Abend nachdem sie ihn kennen gelernt hatte würde sie niemals vergessen. Aber sie musste diese Erinnerung verdrängen. Sie musste so tun, als wäre nie etwas gewesen. Um ihrer beider Willen… für ihre Familie… für die Staatsraison, die ihr immer so unwichtig gewesen war.
„Ich tu’s nicht für die Welt. Nur für mich.“
- „Für mich!“ gab er sich nicht geschlagen.
„Jetzt habe ich meinen Weg gefunden!“ Sisi bemerkte, dass die Musik vom Festplatz wieder etwas lauter geworden war. Sie spielten eines ihrer Lieblingslieder.
„Sie haben über dich gelacht“, versuchte Andrássy sie an die Vergangenheit zu erinnern, „aber jetzt hast du dich doch durchgesetzt und sie besiegt.“
„Das stimmt“, kapitulierte Sisi. „Sie ließen mich wie eine Puppe an Drähten tanzen, aber das will ich nicht mehr. Ich will keine Marionette mehr sein!“
Ausgelassen begann sie zu der Melodie zu tanzen und sang mit:


„Wenn ich tanzen will, dann tanz’ ich so, wie’s mir gefällt,
ich allein bestimm’ die Stunde; ich allein wähl’ die Musik!
Wenn ich tanzen will, dann tanze ich auf meine ganz besondere Art:
Am Rand des Abgrunds!
Vielleicht nur in deinem Blick...“


„Sie allein?! Verdrängen Sie da nicht etwas?!“ Andrássy klang jetzt ziemlich entsetzt.
- „Ich flieg’ allein...“ fuhr Siri unbeirrt mit dem Lied fort.
„Ich allein werde dich durch all die finsteren Ereignisse, die vielleicht noch kommen werden begleiten. Nicht alle befürworten den Ausgleich mit Ungarn, ich denke, das vergisst du. Du schaffst dir auch mehr Feinde…“
„Ich war eh die meiste Zeit auf mich gestellt“, erwiderte Elisabeth kalt. „Von meinem Mann konnte ich keine große Hilfe erwarten, er war zu sehr mit sich und der Politik beschäftigt. Jetzt habe ich die Gelegenheit, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich lass mich nicht mehr begleiten und nicht leiten, von keinem – auch nicht von Ihnen.“
Der ungarische Graf versuchte seine Überzeugungskraft jetzt in das Lied, das Sisi immer schon gefallen hatte, zu legen. Der Text passte auch einwandfrei zu der Unterhaltung, die sie beide führten.
- „Frei bist du nur durch mich...“
„Nur durch mich...“
- „Nur für mich...“ - „Für mich!“ Sisi ließ sich nicht beirren.
„Denn du sollst mir den Weg bereiten“, fuhr er ebenfalls ungerührt fort. Er versuchte sie zu umarmen, sie ging aber ein paar Schritte zurück.
„Ich gehe jetzt meinen eigenen Weg, ich habe mich getrennt von dir - lass mich in Ruhe!“
Sie wollte noch weiter zurückgehen, aber unbewusst war sie gegen einen Baum gelaufen und saß in der Falle. Er zog sie brutal an sich.
„Du hast dich in mich verliebt, weil’s Freiheit ohne mich nicht gibt, und keiner dich verstehen kann, außer mir...“
Gleichzeitig sang Sisi das, was er jetzt wohl erwartete zu hören: „Ich hab mich in dich verliebt, weil’s Freiheit ohne dich nicht gibt und keiner mich verstehn’ kann – außer dir!“ Er sah sie zufrieden an, aber sie bemerkte schnell:
„Das hab ich früher mal gedacht… aber mein lieber Freund, das ist jetzt vorbei.“
Beide sangen das Lied jetzt gemeinsam:


„Wenn ich tanzen will, dann tanz’ ich so, wie’s mir gefällt,
ich allein bestimm’ die Stunde; ich allein wähl’ die Musik!
Wenn ich tanzen will, dann tanze ich auf meine ganz besondere Art:
Am Rand des Abgrunds!
Vielleicht nur in deinem Blick...“


Sisi kämpfte regelrecht darum, sich loszureißen. Er ließ sie immer wieder etwas los, nur um sie dann wieder an sich zu ziehen, um seine Macht über sie zu demonstrieren.
„Ich bin stark genug allein!“
- „Stark warst du nur, solange du noch geglaubt hast, schwach zu sein!“ konterte er.
„Ich such dich nicht! Ich ruf dich nicht! Ich fang’ an, das Leben zu lieben!“
Gleichzeitig rief er:
„Du wirst mich suchen, du wirst mich rufen - bald wird es dir verhaßt sein!“
Das war eindeutig eine Drohung, das wußte Sisi und bekam einen gewaltigen Schrecken. Ihrer Meinung nach hätte der Satz so heißen sollen: „Wenn du so weitermachst, wird dir das Leben verhasst sein.“ Was hatte er vor? War es doch falsch, Ungarn zu vertrauen? Oder war er im Moment einfach nur wütend darüber, dass sie jetzt sogar ihn ablehnte?
Aus aufgerissenen Augen starrte sie Andrássy an, während das Lied weiterlief:


„Wenn ich tanzen will, dann tanz’ ich so, wie’s mir gefällt,
ich allein bestimm’ die Stunde; ich allein wähl’ die Musik!
Wenn ich tanzen will, dann tanze ich auf meine ganz besondere Art:
Am Rand des Abgrunds!
Vielleicht nur in deinem Blick...“


Als das Lied bei der letzten Zeile ankam, hatte sich Sisi wieder gefasst und stimmte mit ein:
„Wenn ich tanzen will, und mit wem ich tanzen will, bestimme ich... ALLEIN!“



Das Lied war verklungen und ein neues wurde angestimmt. Andrássy hatte sich wieder gefasst und jetzt war er es, der ein paar Schritte zurücktrat. Er senkte den Kopf.
„Ihr brecht mir wirklich das Herz,… Erzsébet… Sisi.“
- „Es ist einfach unvernünftig, nun sehen Sie es doch ein“, erwiderte Sisi und war jetzt doch wieder etwas unsicher. „Sie gehen zu der Gräfin zurück und ich...“ – „… in Euren goldenen Käfig. Wo ist denn auf einmal Euer neues Selbstbewußtsein?“ - „Immer noch da...“ Sisi hatte sich ebenfalls schnell wieder gefasst. „Ich gehe jetzt. Sonst macht sich doch noch jemand Gedanken. Und wenn man uns hier zusammen sieht…“
„Ich glaube, da kommt auch schon wer.“ bemerkte Andrássy trocken. „Ich höre Schritte.“
Sisi lauschte ebenfalls.
„Ach du liebe Zeit, ich auch. Sie hatten Recht, es ist gefährlich hier so allein…“

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Beitragvon Sisi Silberträne » 24.07.2006, 22:36:04

juhuuuu, eine Fortsetzung! *freu wie blöd*

gefällt mir super, das mit Andrássy. Der geht mir im Musical eh ein bisserl ab ;)

Elektra hat geschrieben:Und für alle Tod - Fans da draußen: Der kommt jetzt auch öfter mal vor! :) :)

booooooya!!!!
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Beitragvon Marie Antoinette » 25.07.2006, 10:10:02

Danke dir, Sisi!

Freut mich, dass es dir gefallen hat! :D

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Beitragvon Kitti » 25.07.2006, 19:11:22

Juhu, der Teil ist wirklich super! Weiter so! Gefällt mir, echt toll, wie du das Lied in die Szene eingebaut und eine Alternative zum Tod gefunden hast. :)
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Beitragvon Marie Antoinette » 25.07.2006, 19:48:36

Danke, Kitti!

*freu* :lol:

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Beitragvon Nadine0003 » 03.08.2006, 20:55:25

Also sehr gut geschrieben bisher. Hoffe du schreibst bald weiter. :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 04.08.2006, 11:35:11

Danke auch dir *freu*

Eine Fortsetzung kommt auf jeden Fall! :D

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TigerKoko

Beitragvon TigerKoko » 06.08.2006, 13:40:22

Find die auch klasse!!!!!!!! :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 06.08.2006, 14:09:33

Das freut mich! :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 16.08.2006, 19:17:27

So, jetzt gibts hier auch mal wieder eine Fortsetzung - und die Fortsetzung davon ist auch schon fertig. :D :D

Ich find der Teil wär aber sonst zu lang geworden.

Und bei der ersten Unterhaltung und am Ende hat mir Kitti auch ein paar kleine Tips gegeben - nochmal dankeschön dafür!!!

Also:

- „Sisi? Bist du da? Antworte!“
rief eine Stimme und die Schritte kamen näher.
„Das ist…“ Sisi erschrak. Unter allen, die sie möglicherweise suchten, musste es er sein. Ausgerechnet. Franz-Joseph. „Verstecken Sie sich, schnell! Er darf uns hier nicht allein sehen. Ich geh am besten mit ihm zurück zu den anderen und Sie kommen etwas später nach.“
„Wie Sie befehlen… Erzsébet.“
Andrássy lächelte ihr verschwörerisch zu und ging hinter einem der großen Bäume in Deckung.
„Sisi?!“
Die Stimme klang jetzt etwas besorgter, alarmierter.
„Ich bin hier!“ rief Sisi zurück und hoffte, einigermaßen normal zu klingen.
Gleich darauf kam Franz-Joseph auch schon angelaufen, immer noch in der blau – goldenen ungarischen Generalsuniform mit dem roten Umhang. „Endlich hab ich dich gefunden“, bemerkte er und klang dabei so, als wäre er gerannt. „Ist denn alles in Ordnung?“
„Ja, Franz. Mir geht es gut“, erwiderte Sisi. „Es könnte nicht besser sein.“
Er blieb stehen und nahm ihre Hand.
„Mein Gott, Sisi mein Engel, wo warst du denn nur? Ich habe mir fürchterliche Sorgen gemacht…“ – „Ich bin nur etwas alleine spazierengegangen. Nach diesen ganzen Feierlichkeiten habe ich etwas Zeit für mich gebraucht.“
„Alleine?“ wiederholte Franz zweifelnd. „Ich dachte, ich hätte dich mit jemandem reden gehört… und zuvor dachte ich, du hättest das Lied mitgesungen.“
Woher weiß er das alles? Was hat er mitbekommen?
Sisis Herz klopfte stark und sie war auf einmal leicht verlegen.
„Ja, kann sein, dass ich das Lied gesungen habe… es ist mein Lieblingslied…“
- „Und mit wem? Ich bin mir ganz sicher, dass da noch jemand anderes war. Oder bist du von irgend jemandem bedroht worden?“ Wenn er doch bloß aufhören würde, all diese Fragen zu stellen, dachte Sisi.
„Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung. Und jetzt sollten wir zurück zu der Feier gehen.“ Sisi lächelte gezwungen. „Es ist doch gefährlich, hier alleine herumzugehen. Wer weiß, wer uns hier auflauert und nur auf eine Gelegenheit wartet, uns etwas anzutun… Also lass uns gehen. Vielleicht spielen sie mein Lied noch ein zweites Mal, dann können wir zusammen tanzen…“
„Ich hab hier ein merkwürdiges Gefühl… Da ist doch jemand!“
- „Nicht irgendjemand, Majestät. Erst recht niemand, der es auf die Königin abgesehen hat.“
Mit diesen Worten trat Andássy aus seinem Versteck hervor. Er hatte sich schon gedacht, dass es für Erzsébet nicht so einfach werden würde, ihren Ehemann von diesem wie er selbst sagte ‚merkwürdigen Gefühl’ abzubringen…. Lieber der Gefahr ins Auge sehen.
„Graf, Sie sind es nur.“
Franz klang sichtlich erleichtert.
„Was führt Sie denn eigentlich hierher?“ – „Ich bin Ihrer Majestät gefolgt weil es trotz des Ausgleichs sicherlich nicht ungefährlich ist, allein herumzulaufen... Um ehrlich zu sein:
Ich habe mir ebenfalls Sorgen um Ihre Majestät gemacht. Ich kann natürlich meine Landsleute besser einschätzen als Ihr. Es ist nach wie vor nicht ungefährlich, sich in meinem Land aufzuhalten… aber ich möchte Euch nicht ängstigen. Ich bin Ihrer Majestät hinterhergegangen um ihr im Notfall beizustehen.“
„Richtig“, schaltete sich Sisi ein, „er hat es nur gut gemeint. Offensichtlich gibt es doch noch Menschen, denen ich wichtig bin.“ Sie sah abwechselnd zwischen Franz und Andrássy hin und her und hoffte, dass die ganze Sache jetzt erledigt war.
„Natürlich, und vielen Menschen ist es auch wichtig, dass sich die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn auch wieder auf den offiziellen Feierlichkeiten zeigt.“ erwiderte Franz.
Sisi hätte am liebsten die Augen verdreht. Das war ja wieder klar. Sie wollte vielleicht einfach nur bei ihm sein und ausgelassener feiern als es in Wien möglich war… und er erinnerte sie gleich wieder an das „Offizielle“…
Während sie zum Festplatz zurückkehrten, war sich Sisi auf einmal sicher, von weit her eine ihr sehr vertraute Stimme zu hören, die sang:
„Was heut’ das Auge sieht, ist morgen schon Vergangenheit, wohin dein Blick auch geht, auf meiner Seite ist die Zeit…“


Es war sehr spät geworden, aber Sisi war immer noch wach. Sie saß in ihrem Zimmer und hatte ihr Tagebuch vor sich auf dem Tisch liegen. Sie versuchte, die Ereignisse des Tages in Worte zu fassen, aber irgendwie gelang es ihr nicht.
Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab zu der zufälligen Begegnung mit Andrássy und dem Tanz zu ihrem Lieblingslied. Auch daran, dass er gesagt hatte, dass sie ihr Leben bald wieder verabscheuen würde, doch dieser Gedanke ließ sich durch andere, schönere Erinnerungen an ihn schnell vertreiben…
Warum vergingen die schönen Momente eigentlich immer so schnell? Warum gab es keine Möglichkeit, Erinnerungen zu bewahren?
Ich wünschte, ich würde wissen, wie Erinnerung lebendig bleibt… schoss ihr plötzlich ein Gedanken durch den Kopf. Sie dachte kurz nach, dann schrieb sie den Satz auf und weiter: Ich wollt’ ich wüsste, wie man Zeit in eine Flasche füllt – dann bräuchte man sie nur öffnen und schon wäre alles wieder so wie es war.…
Was hab ich heut nur wieder für Gedanken? Sisi schlug das Tagebuch zu, stand auf und ging ans Fenster. Es war ziemlich stürmisch, vielleicht würde es noch ein Gewitter geben..
Irgendwann werde ich dich wiedersehen, dachte Sisi, irgendwo da draußen, allein… und dieses Mal wird mich keiner suchen, …


Sie blieb eine Weile stehen und schaute nach draußen und hing ihren Gedanken nach, als es plötzlich klopfte.
„Es ist nicht abgeschlossen!“ rief sie, wünschte sich aber im nächsten Moment, sie hätte es. Franz kam im Schlafanzug und Morgenmantel herein und stellte sich neben sie ans Fenster.
- „Kannst du auch nicht schlafen, Sisi?“
„Nein“, erwiderte sie. „Es ist merkwürdig, der Tag war so lang und aufregend und ich bin immer noch hellwach..“
„Liegt das etwa an einem bestimmten Ereignis? Hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen?“
Sisi starrte Franz an. Warum klang er denn plötzlich so verärgert?
„Was meinst du?“
fragte sie verständnislos.
„Du stellst dich dumm?! Stellst unnötige Fragen, deren Antwort du schon längst kennst?! ..“ Er konnte seine Wut nicht mehr verstecken. „Da kann ich doch nur mit einer Frage antworten: Was ist zwischen dir und Andrássy?!“
Sisi schluckte.
„Wie…“
- „Ich denke nicht, dass du jetzt berechtigt bist, Fragen zu stellen. Antworte!“
„Nichts ist da“, erwiderte Sisi schnell und sah dabei verlegen zu Boden. „Und das vorhin im Wald war alles nur Zufall. Es ist, wie er gesagt hat. Er hat sich Sorgen gemacht, hat mich gesucht…“
„Und mit dir getanzt. Zu deinem Lieblingslied. Und dann hat dieser Ungar dich, seine Königin und österreichische Kaiserin, auch noch mit dem Vornamen angesprochen… bevor er dich Sisi genannt hat. Damit hätte er im Normalfall doch eine Grenze überschritten. Keine Ausflüchte! Ich hab mehr mitbekommen, als dir recht ist.“
„Aber du hast das völlig falsch verstanden…“ Sisi bemerkte, dass sie so nicht weiterkam und änderte ihre Strategie „Warum bist du eigentlich so wütend darüber? Ich denke, du hast mich viel öfter betrogen als ich dich… Du kannst deswegen nicht über mich urteilen.“
„Ich habe dich öfter betrogen als du mich?“ wiederholte Franz. „Das heißt, du gibst es zu?! Dann kannst du mir ja die Frage noch einmal beantworten: Was – ist – zwischen – dir – und – Andrássy?! Hast du eben als du sehnsuchtsvoll aus dem Fenster geschaut hast, etwa an ihn gedacht?!“
„Und wenn schon!“ rief Sisi jetzt auch verärgert.
Gedanken sind frei, die kann niemand verbieten… schoss es ihr durch den Kopf.
„Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin von Bayern, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, das kann doch nicht wahr sein!“
- „Ich weiß wie ich heiße.“ schnappte Sisi zurück. „Freut mich, meinen Namen mal von dir zu hören, Franz Joseph von Habsburg. Ich dachte, du kannst mich nur Sisi, Sisserl oder Engel nennen…“
„Sisi?! Wieso sollte ich dich noch weiter Sisi nennen, wenn dich doch jeder dahergelaufene Ungar so ansprechen darf?“ – „Andrássy ist kein dahergelaufener Ungar! Jetzt bist du aber ziemlich ungerecht!“
Bevor Sisi noch etwas sagen konnte, versetzte ihr Franz Joseph einen heftigen Schlag, dass sie das Gleichgewicht verlor. „Wag es nochmal, ihn zu verteidigen. Meine liebe Elisabeth, wenn wir den Ausgleich irgendwie rückgängig machen könnten… ich würde es sofort. Jetzt weiß ich auch, warum du dich so für den Ausgleich eingesetzt hast… Du hast es ihm versprochen. Hast wahrscheinlich mit ihm über mich gelacht und gesagt, du würdest es bestimmt schaffen, deinen schwachen Ehemann nur durch deine Schönheit zu überzeugen…“ – „So war es aber nicht! Nun werd’ doch vernünftig! Lass uns morgen in Ruhe darüber sprechen!“ Sisi war in Tränen ausgebrochen.
„Der einzige, der hier unvernünftig ist, bist du. Und was sollen wir morgen darüber reden? Das machen wir doch jetzt bereits… Es gibt außerdem gar nichts mehr zu reden! Ich habe dich immer geliebt, … und du wagst es, mich zu hintergehen.“
Was ist mit dieser Athena aus Griechenland? fragte sich Sisi. Was ist mit all den anderen, von denen ich nichts weiß?! Warum wird mir ein einziger Fehltritt so übel genommen? Nur weil ich eine Frau bin?!
In ihrer Fassungslosigkeit resignierte sie.
„Dann verlang doch die Scheidung von mir!“ schluchzte sie. „Dann haben alle, die mich schon immer nicht leiden konnten, endlich gewonnen! Und ich brauche mich nicht mehr zu verstellen sondern bin wieder frei von allen Zwängen, gehör dann wieder mir selbst.“
„Das ist genau das, was du dir jetzt wünschst… Frei zu sein. Frei von dem lästigen Hofzeremoniell, an das du dich eh nie gehalten hast, frei von deinem lästigen Ehemann – frei für diesen anderen… Fällt dir etwas auf? Ich bezeichne ihn nicht mehr als dahergelaufenen Ungarn… vielleicht passt ungarischer Abschaum besser…?! …. Genau deshalb werde ich die Scheidung eben nicht verlangen. Weil ich dir dadurch einen Gefallen tun würde. Du bist zu weit gegangen, Elisabeth. Du hast eine Strafe verdient.“
„Wofür willst du mich bestrafen, dafür, dass ich mit einem anderen Mann getanzt und gesungen habe? Du warst schließlich nicht da, als ich dich brauchte. Wie war das denn noch mit Athena und all den anderen Frauen?"
„Ach, Sisi.“ Franz sah sie mit einem Ausdruck des Bedauerns an. Selten hatte sein „Sisi“ so verächtlich geklungen wie in diesem Moment. „Du erwartest doch nicht etwa wirklich eine Antwort darauf, oder?“
„Heute scheint es, als ob wir uns endlich wieder einmal aussprechen“, erwiderte sie ruhig und
stand langsam wieder auf, „dann kannst du mir doch auch meine Frage beantworten. Ich werde dir auch alles erzählen, was du wissen möchtest.“
„Das hört sich ja ganz danach an, als ob du auf das ganze was passiert ist, stolz bist! Das gibt es doch nicht!“ Franz hielt kurz inne, dann bemerkte er eher zu sich selbst: „Ich bin nahe dran zu glauben, der Ausgleich ist uns nur deswegen so leicht gefallen weil…“
- „Weil … was?!“
„Jetzt spielst du wieder die entsetze, die von nichts eine Ahnung hat. Dabei kannst du ganz schön gerissen sein, wenn du deine Ziele erreichen willst… Erzsébet.“
Sisi fuhr zusammen.
„Warum nennst du mich denn jetzt so?“
- „Das ist doch dein Name, oder? Heute sind wir ein Teil von Ungarn geworden, also kann ich dich auch so nennen. Es gibt kein Gesetz, dass nur Ungaren dich so nennen dürfen… und wenn ich es mir so recht überlege… auch der Abschaum hat einmal die gleiche Uniform getragen wie ich heute…“
Sisi beschlich ein Verdacht, worauf das ganze hinauslaufen sollte.
„Ich habe mehr mit ihm gemeinsam als du denkst… Erzsébet.“
- „Du hast gar nichts mit Andrássy gemeinsam!“ rief Sisi. „Nichts, nichts, gar nichts! Ihr seid total verschieden! Hör auf, dich mit ihm zu vergleichen! Und auch wenn du mich so ansprichst, bleibst du immer doch der gleiche!“
Es gibt also nicht nur im Haus Wittelsbach Wahnsinnige, schoss es ihr durch den Kopf. Auch die Habsburger haben so ihre Abgründe… er macht mir Angst…
„Es ist wohl besser, wenn du mich jetzt allein lässt. Das war heute ein langer Tag…“
- „Das könnte dir jetzt so passen. Ich habe doch gesagt, ich tu’ dir keinen Gefallen mehr. Im Gegenteil. Ich werde dir das Leben schwer machen, wo es nur geht… Außerdem wollte ich dich noch bestrafen, das wird jetzt nicht länger aufgeschoben.“
Er zog Sisi brutal an sich.
„Ich verspreche dir, du wirst ihm nicht mehr gegenübertreten können ohne an diese Nacht zu denken… natürlich nicht an die schönen Augenblicke während der Feierlichkeiten, sondern an das, was dir bevorsteht. Ideje már id bossz, kedves Erzsébet…“


(Keine Ahnung ob der letzte Satz auf Ungarisch so stimmt, hab ihn einfach wörtlich übersetzt...) :roll:
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 16.08.2006, 21:04:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon TigerKoko » 16.08.2006, 20:38:54

große klasse ;)

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Beitragvon Kitti » 16.08.2006, 20:47:01

Yeah, der neue Teil! Wie immer super! :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 16.08.2006, 21:02:42

Danke, ihr zwei! :D

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Beitragvon Nadine0003 » 05.09.2006, 10:37:28

Hallo, der neue Teil ist super wie immer. Hoffe, es kommt bald eine Fortsetzung. :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 05.09.2006, 19:23:58

Freut mich dass er dir gefällt! :D :D

Die Fortsetzung kommt ganz bestimmt.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 07.09.2006, 12:00:40

Toll geschrieben wie immer :) Und wie kannst du nur aufhören, wenns grad interessant wird?? -.- WEITER WEITER WEITER!!! Am besten gestern ^^

Elektra hat geschrieben:„Was heut’ das Auge sieht, ist morgen schon Vergangenheit, wohin dein Blick auch geht, auf meiner Seite ist die Zeit…“

afaik heißt es "wohin dein Blick auch flieht", aber das nur am Rande.

Elektra hat geschrieben:„Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin von Bayern, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, das kann doch nicht wahr sein!“
„Ich weiß wie ich heiße.“ schnappte Sisi zurück. „Freut mich, meinen Namen mal von dir zu hören, Franz Joseph von Habsburg. Ich dachte, du kannst mich nur Sisi, Sisserl oder Engel nennen…“

HERRLICH!
Klasse Szene, ich stell mir da grad Maya und André als Eli und Franz vor, sich gegenseitig angeifernd *ggg*

Elektra hat geschrieben:„Das könnte dir jetzt so passen. Ich habe doch gesagt, ich tu’ dir keinen Gefallen mehr. Im Gegenteil. Ich werde dir das Leben schwer machen, wo es nur geht… Außerdem wollte ich dich noch bestrafen, das wird jetzt nicht länger aufgeschoben.“
Er zog Sisi brutal an sich.
„Ich verspreche dir, du wirst ihm nicht mehr gegenübertreten können ohne an diese Nacht zu denken… natürlich nicht an die schönen Augenblicke während der Feierlichkeiten, sondern an das, was dir bevorsteht. Ideje már id bossz, kedves Erzsébet…“

:( :( :( irgendwie mag ichs nicht, wenn Franz so gemein dargestellt wird. Nach der Hamann-Biographie und auch nach Elisabeths eigenen Worten im poetischen Tagebuch kann ich mir nicht vorstellen, dass er das war... aber gut, das ist halt künstlerische Freiheit, gell? ;)

WAAAAAIDA!!!!! *anfeuer*
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Beitragvon Marie Antoinette » 07.09.2006, 18:52:01

Dankeschön, SisiSilbeträne! :lol: :lol: *freu*

Ich war eigentlich auch immer auf der Seite von Franzl, aber irgendwie geht mir der zwischenzeitlich nur noch auf die Nerven. :roll: Da ist mir jemand anderes wichtiger... :wink:

Aber mit dem "künstlerische Freiheit" hast natürlich recht... das trifft natürlich auch für den Grund der Eifersucht zu :wink: , der entspricht ja auch nicht unbedingt der Wahrheit...

Dass ich immer dann aufhöre wenn es spannend wird ist gemein, das stimmt - aber es ist Absicht! Warum auch an einer langweiligen Stelle aufhören? :wink:

Fortsetzung folgt, wie gesagt. Vielleicht gehts mir morgen wieder etwas besser wie heute :cry: : :cry: , dann stell ich wieder einen Teil ins Forum...

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Beitragvon Sisi Silberträne » 09.09.2006, 19:59:16

bitte bitte weiter!!! Ich will doch wissen, wie diese Bestrafung aussieht. Auch wenn ichs mir irgendwie schon denken kann... :(
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Beitragvon Marie Antoinette » 10.09.2006, 11:01:31

Weiter gehts:



Draußen war ein fürchterliches Gewitter losgebrochen, auf einen Blitz folgte ein Donnerschlag, auf diesen wiederum ein Blitz, es stürmte und Regen prasselte gegen die Fensterscheiben.
Sisi war wieder allein und lag wie ein Häufchen Elend in ihrem Bett. Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen, weinte ununterbrochen. Es war wieder passiert, nur dieses Mal so fürchterlich wie bisher noch nicht.
„Hör doch auf zu weinen und trockne deine Tränen“, bemerkte plötzlich eine Stimme. „Schau dich mal an… eigentlich ist der Tag deines großen Triumphs und du bist so verzweifelt… Das passt doch nicht…“
Sisi schluckte einen weiteren Aufschluchzer herunter, stand wieder auf und schleppte sich an die Frisierkommode. Das Bild des Todes war wieder erschienen. „Ich fühl mich so schwach…“ murmelte sie. „Du hast Recht, eigentlich passt es nicht… Aber das war er. Es war seine Schuld. Er ist nur aufgetaucht, um mein neues Selbstvertrauen zu zerstören… und das, was er getan hat, zerstört das Selbstvertrauen jeder Frau, auch wenn sie noch so stark ist…“ Sie wischte sich ein paar Tränen weg.
„Wer denn? Wen meinst du mit er?“ wollte der Tod wissen.
- „Quäl mich doch nicht mit so einer Frage! Du kennst doch die Antwort!“
„Also, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher.“ – „Das ist nicht dein Ernst!“ rief Sisi geschockt. „Meinst du etwa, ich rede von Andrássy?! Mit Sicherheit nicht, er hat mir zwar mit seiner Bemerkung, mir würde das Leben bald verhasst sein, auch einen gewaltigen Schrecken eingejagt… aber deswegen bin ich doch ganz ruhig geblieben…“
„Glaubst du denn wirklich, Andrássy hat das gesagt?“
horchte der Tod auf.
„Ja, natürlich“, erwiderte Sisi, „er hat das Lied doch mit mir zusammen gesungen…“
- „Aber er war es doch gar nicht, du tust ihm unrecht“, behauptete der Tod, „es war der, der dir das alles angetan hat. Er hat doch alles mitbekommen und die Gelegenheit genutzt, das auszusprechen… Und dann hat er es in die Tat umgesetzt…“
„Nein!“
Sisi schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
„Das ist nicht wahr! Franz ist erst später dazugekommen…“
- „Unterstellst du mir etwa, dass ich lüge? Seh doch den Tatsachen ins Auge… du arme Sisi…“ Plötzlich stand der Tod neben ihr im Raum und strich ihr tröstend übers Haar.
„Natürlich nicht… es ist nur alles so verwirrend… ich weiß gar nicht mehr weiter… Was soll ich nur tun? Ich kann doch nicht hierbleiben… er wird mir das Leben noch schwerer machen als es ohnehin schon ist… Ich muss ihn verlassen… “
„Da gibt’s für dich nur eine Möglichkeit“, erwiderte der Tod gelassen, „ach, wie oft haben wir das schon besprochen. Aber du machst ja doch wieder einen Rückzieher…“
Sisi schluchzte noch eine Weile vor sich hin, dann trat ein entschlossenes Funkeln in ihre Augen.
„Dieses Mal ganz bestimmt nicht! Ich kann wirklich nicht mehr! Ich werde das nie verkraften… irgendetwas ist heute in mir drin zerbrochen… Ich werde diese Welt verlassen. Du kannst ja schonmal vorausgehen, ich komme gleich nach!“
Mit diesen Worten stand sie auf und öffnete eines der großen Fenster. Regen und Wind schlugen ihr entgegen, aber das machte ihr nichts aus.
Ohne zu zögern stellte sie sich auf das Fensterbrett und sah hinunter in die Tiefe.
„Was gibt das denn? Versuchst du dich etwa wieder umzubringen? Das hatten wir doch schon ein paar Mal…“ Der Tod lachte. „Das wird nichts, … irgendjemand wird es zu verhindern wissen… Ich weiß bloß nicht, wer es ist. Es gibt mal wieder zwei Möglichkeiten. Eine würd ich dir gern zeigen…“
„Einverstanden.“
Sisi nickte und schloss für einen kurzen Moment die Augen.


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Sie machte einen Schritt nach vorne und stürzte in die Tiefe, immer schneller dem Erdboden entgegen.... aber sie hatte nicht darauf geachtet, dass ausgerechnet unter ihrem Fenster gerade jemand durch den Innenhof lief.
Gerade noch rechtzeitig konnte er Sisi auffangen.
„Meine Güte, … Erzsébet!“
- „Graf Andrássy!“ bemerkte Sisi verwundert. „Was machen Sie denn zu so später Stunde noch hier im Hof?“ – „Ich hatte mir wieder einmal Sorgen um Euch gemacht. Ohne irgendjemandem etwas unterstellen zu wollen… das Verhalten Eures Mannes kam mir nach unserer zufälligen Begegnung etwas merkwürdig vor. Ich dachte, ich kann Euch vielleicht irgendwie helfen… offenbar bin ich genau zur richtigen Zeit gekommen. Was ist geschehen?“
„Es ist… zu schrecklich… Ich kann nicht darüber reden…“ Sisi brach wieder in Tränen aus und er ließ sie wieder aufstehen.
„Das glaube ich sofort. Es muss wirklich etwas Böses gewesen sein. Hat er Euch etwa aus dem Fenster gestürzt?“ – „Nein, das war ich selbst. Ich hab mich selbst hinuntergestürzt… Ich wollte nicht mehr leben. Ich dachte, ich muss irgendwie von Franz weg, aber er hat infolge unserer Auseinandersetzung gesagt, er würde niemals in eine Scheidung einwilligen, weil er mir damit einen Gefallen tun würde…“ Die Worte sprudelten nur so aus Sisi heraus.
Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, es stürmte nur noch.
„Das heißt?“
- „Ach, stellen Sie doch nicht so überflüssige Fragen. Franz Joseph weiß von unserer Beziehung. Er hat uns während dem Tanz beobachtet, unsere Unterhaltung mitverfolgt und konnte sich den Rest zusammenreimen. Er hat mich vorhin aufgesucht und mich zur Rede gestellt.“
„Und dann hat er Euch wehgetan.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
Sisi nickte.
„Es ist nicht zu fassen…“ Andrássy schüttelte geschockt den Kopf.
„Verstehen Sie jetzt, warum ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe? Ich kann nicht mehr bei ihm bleiben. Nicht, nachdem er herausgefunden hat, was zwischen uns war.“
„War?“ wiederholte er. „Ihr sprecht in der Vergangenheit?“
- „Ich muss es mir einfach einreden, dass es vorbei ist. So weh es mir tut, aber es geht nicht anders. Entweder ich bringe mich um, oder ich verdränge alles und rede mir ein, dass Franz Joseph meine einzige Liebe ist… aber das kann ich nicht, ich kann mich nicht mehr selbst belügen… Natürlich stimmt die Vergangenheitsform nicht, … ich liebe dich immer noch!“
Sie hatte die Worte ausgesprochen, ohne lange darüber nachzudenken.
„Auch wenn es keine Zukunft gibt, ich kann einfach nicht…“
- „Wer sagt denn, dass es keine Zukunft für uns beide gibt? Lass uns einfach weggehen, Sisi, nur wir beide. Irgendwohin, wo der Kaiser von Österreich uns nicht finden kann. Wir werden andere Namen annehmen und ein neues Leben beginnen.“
Sisi sah ihn eine Weile einfach nur an.
„Ein neues Leben beginnen…“ wiederholte sie.
- „Es wird nicht ganz einfach werden am Anfang, aber wir können es versuchen. Ich werde dich nie mehr allein lassen.“
Der Sturm schob ein paar Wolken zur Seite und der Vollmond stand am Himmel.
„Gut“, erwiderte Sisi entschlossen, „dann lass uns gehen. Es kann ruhig beschwerlich sein, aber das macht nichts. Wenn wir nur zusammen sein können.“

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„Das ist doch genau das, was du dir wünschst, oder?“ höhnte der Tod. „Du möchtest dich gar nicht wirklich umbringen, du hoffst nur, dass dich jemand rechtzeitig auffängt.“
Sisi schüttelte den Kopf.
„Das ist absolut unmöglich, das weiß ich... so schön der Gedanke auch ist. Ich gebe zu, ich habe so etwas ähnliches sogar einmal geträumt, nachdem das alles angefangen hat…. Du kannst mich aber nicht mehr durcheinanderbringen. Ich bin meiner Sache absolut sicher.“
„Wie du meinst. In dem Fall…“
Der Tod löste sich plötzlich wieder in Luft auf.
„Hab ich wirklich gewonnen? Habe ich alle anderen besiegt?“ hörte sie jedoch weiter seine Stimme. Sisi sah wieder nach unten – da stand er! „Es ist zu schön, meine liebe Sisi hat sich für mich entschieden… Keine Sorge, ich fang dich nicht auf… Komm mit in meine Welt… Es gibt auch jemanden, der dort wartet… deine erste große Liebe… und natürlich deine kleine Tochter Sophie, die viel zu früh zu mir gekommen ist… Ich habe erst heute mit ihr gesprochen. Sie vermisst dich.“
„Du brauchst nichts weiter zu sagen!“
rief Sisi mit Bestimmtheit und wollte gerade einen Schritt zu weit in die Tiefe machen…

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(Eine Anmerkung noch:
Die "Möglichkeit" die ihr der Tod gezeigt hat, war eigentlich erst ne Überlegung, was wirklich als nächstes passieren soll... weil das aber total unmöglich gewesen wäre, hab ichs geändert). :lol:
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 10.09.2006, 16:19:08, insgesamt 1-mal geändert.


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