Musical - Ein Teil meines Lebens

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Gaefa
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Beitragvon Gaefa » 14.06.2008, 14:40:13

Danke euch beiden! Freut mich, dass ihr immer Kommis schreibt!
Jetzt gehts mal ein wenig weiter ;)


Er schaute mich verdutzt an. „Sie, sie wissen von uns? Du hast es ihnen erzählt?“, brachte Leon hervor.
„Ich weiß auch nicht warum ich es getan hab“, brach ich heraus. „Mein Vater fing wieder mit diesen ganzen Sticheleien an. Ich wollte das einfach nicht länger ertragen und da ist es mir herausgerutscht.“ Während ich sprach, sank mein Blick gen Boden. Ich konnte ihn nicht anschauen.
„Es ist okay“, kam von ihm. Dann spürte ich wie er seinen Finger unter mein Kinn legte und meinen Kopf sanft nach oben drückte, bis ich ihm in die Augen schaute. Dann küsste er mich.
„Aber warum gab es Streit?“, wollte er wissen. „Naja“, wieder wanderte mein Blick zu meinen Füßen. „Es ist nur… du bist nun mal fast 5 Jahre älter als ich und das hat ihnen nicht gepasst. Aber sie haben sich am nächsten Morgen für ihre Überreaktion entschuldigt.“, erläuterte ich die Situation.
„Schau mich an, Nora“, begann Leon. Dieses Mal hob ich meinen Kopf selbst an. Und als ob er genau wusste, was mein Vater eingewandt hatte, sagte er: „Du weißt, dass ich es ernst meine mit dir. Ich liebe dich, hörst du? Ich liebe dich!“ – „Ja, ich weiß. Und ich, ich liebe dich“, antwortete ich ihm und als wollten wir dieses Liebesbekenntnis besiegeln, küssten wir uns abermals.

Am kommenden Samstag war es so weit. Ich hatte meinen Eltern berichtet, dass Leon gegen Nachmittag kommen würde und wir dann zusammen zum Theater fahren würden. Ich war schon den ganzen Morgen sehr aufgeregt, es war also soweit, ich würde Leon meinen Eltern vorstellen.
Meine Mutter, die sonst eigentlich nie backte, servierte einen selbstgebackenen Kuchen. Als Leon klingelte, hatte meine Aufregung den Höchstpunkt erreicht. Ich stellte ihn meinen Eltern vor und sie schienen angenehm überrascht zu sein, soweit ich das in ihren Gesichtern lesen konnte.
Es wurde ein recht ruhiges Kaffeetrinken. Meine Eltern erkundigten sich wie es am Theater lief und wir erzählten von den Shows, dann fragte Leon sehr höflich, was meine Eltern beruflich machten und fachsimpelte kurz mit meiner Mutter. Dann lobte er noch den leckeren Kuchen. Das musste auch ich zugeben, dafür, dass sie so selten selbst etwas gebacken hat, schmeckte dieser Kuchen wirklich ausgesprochen gut.
Nach dem durchaus etwas steifen Kaffeetrinken setzten wir uns alle aufs Sofa und nach einer kurzen Stille, begann Leon: „Ich wollte noch etwas loswerden.“ Alle schauten ihn gespannt an. „Ich habe heute Morgen Bescheid bekommen. Also das Ergebnis der Final Auditions für Mozart!“, begann er.
Meine Augen leuchteten und innerlich war ich total aufgewühlt. „Jetzt mach es doch nicht so spannend!“, drängelte ich. „Na gut“, gab er mit einem großen Grinsen nach. „Ich habe eine Zusage. Allerdings wollen sie meine Persönlichkeit ein wenig spalten.“
Wieder diese Andeutungen. Zuerst kam mir Jekyll & Hyde in den Kopf, aber dann begriff ich: „Du wirst Mozart spielen“, strahlte ich. Er nickte. „Und zwar die 1st Cast“, fügte er in seiner bescheidenen Art hinzu. Ich freute mich so sehr für ihn, dass ich meine Eltern total vergaß und ihn stürmisch umarmte. Doch bei dem Anblick des Gesichts meines Vaters, löste ich mich schnell aus seinen Armen. Aber auch meine Eltern gratulierten ihm, wenn auch nicht so stürmisch.
„Wann beginnen denn die Proben?“, erkundigte sich meine Mutter. „Zum Beginn des Sommers. Der Auditiontermin war ziemlich spät, deshalb ist es nicht mehr so lange hin.“, erklärte Leon.

Ein paar Stunden später machten wir uns auf den Weg zum Theater. Draußen angekommen und um ein paar Ecken gebogen, konnte ich ihm nochmals ausgiebig gratulieren, ohne die strengen Blicke meiner Eltern im Nacken zu haben.
„Machen einen ganz netten Eindruck deine Eltern“, meinte Leon. „Naja, sie haben heute ein wenig Fassade aufgesetzt, so perfekt wie sie schienen, sind sie eigentlich nicht, aber im Grunde schon ganz in Ordnung“, gab ich zurück.
Die Show wurde großartig, denn Leons Freude über sein neues Engagement hatte zur Folge, dass er an diesem Abend einen noch überzeugenderen Jesus spielte und auch ich hatte das Gefühl heute besser zu singen als sonst.

Dieser Tag veränderte nicht nur Leons Zukunft, sondern auch meine. Nicht nur, dass wir jetzt öffentlich zu unserer Beziehung standen und auch im Theater kein Geheimnis mehr daraus machten, sondern auch meine weitere Zukunft sollte von Leons Engagement beeinflusst werden.
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Beitragvon armandine » 14.06.2008, 15:00:58

Na das ist doch erst mal gutgegangen. Ich freue mich schon auf weitere Teile!

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Beitragvon Kitti » 14.06.2008, 17:28:27

Wie schön, dass es hier auch weitergeht. Ein toller neuer Teil. Trotzdem bleibt es spannend. Besonders durch die Andeutungen wegen der Zukunft der Beiden. ;)
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Beitragvon ChristineDaae » 14.06.2008, 17:45:10

Eine schöne Fortsetzung :) Gut dass ihre Eltern ihn nicht ganz schrecklich finden... Schreib schnell weiter, ich bin schon gespannt :D
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Beitragvon Gaefa » 21.06.2008, 13:09:48

Danke euch dreien :)
Bevor ich mich in die Ferien verabschiede, lass ich euch noch den nächsten Teil hier ;)


Die nächsten Wochen verliefen normal, wenn man es so nennen konnte. Ich hatte Gesangsunterricht, traf mich so oft wie möglich mit Leon, der mich nun auch manchmal besuchte, ging zur Schule und stand im Chor auf der Bühne. Es war eine sehr glückliche Zeit und ich hätte mir damals gewünscht, dass sie nicht enden sollte, doch ein Ende gibts immer. Die Derniere rückte täglich näher, genau wie die Sommerferien und Leons Probenbeginn für Mozart. All das fiel auf ein und dasselbe Wochenende.

Bis zum besagten großen Umbruch der Gewohnheit war es nun nur noch eine Woche.
Leon holte gerade ein paar Süßigkeiten aus der Küche und ich saß auf dem Sofa im Wohn-/Esszimmer. Nachdem er eine Schüssel mit verschiedensten Leckereien auf den kleinen Tisch gestellt hatte, setzte er sich wieder zu mir. Auch ihm war der bevorstehende Wandel anzumerken.
Fast alle Sachen, die er mit in diese Ferienwohnung genommen hatte, waren schon verpackt und warteten auf den Umzug. Wir hatten das Thema wie es weiter gehen sollte schon so oft einfach beiseite geschoben, doch so konnte es ja nicht bleiben.
„In einer guten Woche beginnen deine Proben“, begann ich langsam. Leon nickte. „Und du bekommst am Freitag Sommerferien“, setzte er hinzu. „Genau an dem Tag, an dem die Jesus Derniere ist“, vollendete ich die Termine der nächsten Zeit. Er seufzte. „Du weißt, dass ich danach gleich nach Essen muss? Die Proben beginnen schon am Montag und es wird ein voller Probenplan sein, nicht so wie hier am Theater.“, erklärte er mir.
„Das bedeutet, dass du wohl keine Zeit hast mich besuchen zu kommen“, schloss ich daraus. Nachdem er abermals genickt hatte, machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit: „Ich dich nicht, aber du mich.“ – „Aber du musst doch proben“, wandte ich ein. „Meinst du ich hätte dich nicht gern dabei, bei den Proben? Soll ich etwa allein meine Texte lernen? Dafür brauch ich dich doch.“, meinte er, während seine Augen fest auf mich gerichtet waren.
„Aber...“, begann ich. Doch er unterbrach mich wieder einmal, indem er mir den Finger auf den Mund legte. Dabei gingen mir doch so viele Fragen durch den Kopf. Wenn er probte, was sollte ich machen? Ich konnte ja schlecht immer mit zum Theater, das würde sicherlich nicht gern gesehen. Außerdem wie sollte ich so oft nach Essen kommen, schließlich hatte ich weder einen Führerschein, abgesehen davon, dass ich erst 17 war, noch war die Zugverbindung so günstig, dass man mal eben für ein paar Stunden hinfahren konnte, das kostete auch noch ziemlich viel.
Obwohl ich keine dieser Fragen ausgesprochen hatte, schien Leon genau zu wissen, was in mir vorging. „Lass es mich erklären“, begann er. „Es werden 6 Wochen Proben sein und du hast 6 Wochen Sommerferien. Ich hab in Essen eine schöne Wohnung, zwar nicht gerade riesig, aber durchaus für 2 Leute groß genug. Außerdem brauch ich doch Unterstützung bei den Proben. Du kannst so oft du willst mit ins Theater kommen, da hat niemand etwas dagegen, erst recht nicht, wenn derjenige noch selbst Theatererfahrung mitbringt. Oft bräuchte man die Meinung von Außenstehenden, das heißt, niemand, der in der Szene mitspielt, aber meistens muss man sich auf die Meinung der Mitspieler und der Regisseure verlassen. Das war bei Jesus so toll, als ich dich immer fragen konnte, ob die und die Szene gut passte oder ich vielleicht doch etwas anders interpretieren sollte. Was ich mit dem ganzen eigentlich sagen will: Komm mit mir nach Essen für die Zeit, die du frei hast!“

„Aber… aber“, ich war baff und konnte kaum glauben, was ich da gehört hatte. Leon sah mich hoffnungsvoll an, aber ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Sein Enthusiasmus, der während seiner Erklärung in ihm entfacht worden war, entfloh aus seiner Stimme: „Natürlich nur, wenn du nichts anders vor hast und es auch möchtest.“
Diese Anmerkung kam etwas ernüchternd rüber. „Na.. natürlich möchte ich.“, antwortete ich noch immer etwas verwirrt. „Nur, meine Eltern, ich bezweifele, dass sie es erlauben werden. Außerdem kann ich es einfach nicht glauben, dass ich wirklich mit dir nach Essen kann.“
Endlich hatte ich das ausgesprochen, was mich so sprachlos gemacht hatte. Ich würde mit Leon nach Essen gehen und dort meine Ferien verbringen. Ich hatte schon düsteren langweiligen und vor allem einsamen Sommerferien entgegen geschaut.
„Deine Eltern müssen einfach zustimmen, es geht nicht anders. Wie kann ich 6 lange Wochen ohne dich sein?“, sagte Leon in seiner ehrlichen und zugleich romantischen Art. In mir breitete sich ein Glücksgefühl aus und ich war mir sicher, dass ich auch meine Eltern überzeugen konnte.
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Beitragvon Kitti » 21.06.2008, 16:44:25

Ich wünsche dir vorab schon mal schöne Ferien und lobe dich kräftig für diesen Teil. Wirklich sehr schön. Ich hoffe sehr, dass Nora die Ferien mit ihrem Leon verbringen kann! :D
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Beitragvon ChristineDaae » 21.06.2008, 22:01:07

Wow, das ist ja ein Einfall... :shock: Ich bin gespannt, was ihre Eltern dazu sagen... Schreib schnell weiter :D
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 20.07.2008, 12:48:34

Es geht weiter! Wie immer würd ich mir viele Kommis wünschen. Danke Kitti & Christine, dass ihr immer kommentiert *knuffel*

Noch immer so fest davon überzeugt, ging ich nach Hause und erzählte meinen Eltern von meinen oder besser gesagt unseren Plänen. Ich hatte vollkommen vergessen, wie sie auf so etwas immer reagierten.
„Was willst du, Nora?“, entrüstete sich mein Vater, als ich geendet hatte. Meine Mutter wiederum musste ich erst einmal hinsetzen. „Ich will in den Sommerferien mit Leon nach Essen.“, fasste ich die Kernaussage abermals zusammen.
„Das kommt auf gar keinen Fall in Frage.“, wollte mein Vater diese Diskussion abhandeln. „Aber Papa, warum denn nicht? Hier würde ich sowieso nur dumm rumsitzen, vor allem, wenn ihr noch in Urlaub fahrt. Ihr wisst genau, dass ich nicht mehr mitkommen mag.“, beschwerte ich mich.
Meine Mutter schien sich auch langsam zu fangen. „Aber Kind.“, begann sie. „Du kannst doch nicht einfach 6 Wochen ausziehen.“ – „Aber das will ich doch auch gar nicht. Nenn es einfach besuchen oder so. Ist es denn zu viel verlangt, wenn man die Ferien bei seinem Freund verbringen will?“, fragte ich verzweifelt.
„Ja!“, war die knallharte Antwort meines Vaters.
„Du willst nicht einfach ein paar Tage bei einer Freundin im Nachbarort verbringen, du willst 1 ½ Monate bei einem Mann verbringen, der 5 Jahre älter ist als du, den du gerade mal ein halbes Jahr kennst und dazu ist Essen nicht gerade um die Ecke.“, unterstützte meine Mutter den Standpunkt meines Vaters.
„Jetzt fangt ihr wieder damit an.“, machte ich meinem Ärger Luft. „Nur weil er ein paar Jahre älter ist und ich erst ein paar Wochen nach den Sommerferien 18 werde.“ – „Nora, versuch uns doch auch zu verstehen. Dein Vater und ich haben einfach Angst um dich.“ – „Angst? Was soll mir denn bitte passieren?“, wollte ich wissen, wobei mich diese ganze Diskussion nervte und ich sehr empört und aufgebracht war.
„Was passieren soll?“, mischte sich mein Vater nun wieder ein. „Das liegt doch auf der Hand. Du willst bei einem Mann wohnen. Das ist keine harmlose Jugendliebe. Er ist 5 Jahre älter als du, da hat man ganz andere Ansichten, Vorstellungen und Wünsche von einer Beziehung.“
Darauf wollte er also hinaus. „Ihr denkt, nur weil er ein paar Jahre älter ist als ich, will er mich lediglich ins Bett kriegen? Habt ihr schon mal daran gedacht, dass nicht nur das bei der Liebe eine Rolle spielt? Wenn ich bei ihm wohne, heißt das nicht gleich, dass ich mit ihm schlafe.“, entrüstete ich mich. Was dachten meine Eltern bloß?
„Nora, versteh doch.“, versuchte mich meine Mutter zu beruhigen. „Wir machen uns einfach Sorgen um dich, du bist doch noch ein Kind.“ – „Und ich kann trotzdem ganz gut allein auf mich aufpassen und entscheiden, was ich wann tue und was nicht!“ – „Das meinst du.“, brachte mein Vater heraus.
Ich war wütend und hätte am liebsten laut geschrieen, aber ich versuchte mich zu beherrschen, dennoch entgegnete ich ihm in einem ziemlich lauten Tonfall: „Ihr kennt ihn ja gar nicht richtig und trotzdem werft ihr ihm das alles vor.“ Mir standen vor Wut und Enttäuschung schon die Tränen in den Augen.
„Schatz, versteh doch, dass wir nur das Beste für dich wollen“, lautete der erneute Versuch meine Mutter mich zu beruhigen. Mein Vater sah das ganze noch etwas anders: „Du wirst nicht bei diesem Mann übernachten. Weder heute, noch in den Sommerferien.“ Das war sein Schlusswort.
Doch ich wurde nur noch aufgebrachter: „Warum verbietet ihr mir das und macht damit meine Sommerferien zur Hölle?“ Meine Eltern wollten schon darauf antworten und ich las in den Augen meiner Mutter die Verzweiflung, wie sie mir helfen könnte ohne nachzugeben und meinem Vater sah ich an, dass es ihm ebenfalls nicht leicht fiel so hart zu bleiben.
Meine Enttäuschung gewann die Überhand und mir rannen stumm Tränen über die Wangen, meinen Blick senkte ich gen Boden. Leise sagte ich: „Als ich das letzte Mal bei ihm übernachtet hab, hat es auch niemanden gestört.“

Meine Eltern waren wie vom Blitz getroffen. Obwohl ich zum Boden schaute, sah ich wie sie verwirrte Blicke wechselten und beide hatten keine Ahnung wovon ich sprach.
Mein Vater begann sehr durcheinander, aber mit einem entrüsteten Unterton: „Lüg uns nicht an, Norina. Du warst jede Nacht zu Hause, du kannst gar nicht bei ihm gewesen sein.“ – „Du hast noch nicht einmal bei einer Freundin übernachtet in der letzten Zeit.“, fügte meine Mutter hinzu.
Ich lachte unwillkürlich auf. „Das könnt ihr alles nur für die Zeit behaupten, in der ihr auch zu Hause ward.“ Wieder schauten sie sich an. „Aber wir waren immer zu Hause.“ Mein Vater wurde langsam etwas wütend.
„Ach, könnt ihr euch nicht mehr daran erinnern, dass ihr ein ganzes langes Wochenende bei Melanie ward?“, erkundigte ich mich. Langsam aber sicher wendete sich das Gespräch. Ich wandte meinen Blick wieder auf meine Eltern und wischte mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
Zuerst schienen sie etwas grübeln zu müssen und dann meinte mein Vater unsicher: „Aber das ist doch schon eine ganze Zeit her, da ward ihr doch noch gar nicht zusammen.“ – „Doch“, antwortete ich. „Zumindest sind wir an dem Wochenende zusammen gekommen.“
Nun konnten sie es auch wissen. Bisher hatten sie kein genaues Datum oder genauere Umstände gewusst. Diese Antwort führte bei meiner Mutter allerdings zu Panik: „Heißt das du hast…“, scheinbar konnte sie es nicht aussprechen, denn sie hielt inne und schaute mich mit fahlem Gesicht an.
„Nein.“, beantwortete ich kurz und knapp ihre nicht ausgesprochene Frage, woraufhin ich die Erleichterung in ihrem Gesicht eindeutig sah. Um sie vollends zu überzeugen, begann ich die ganze Geschichte zu erzählen: „Ich hab Leon bei ihm zu Hause besucht. Es war nach einer Nachmittagsshow, die er nicht spielen konnte, weil er wegen der Audition heiser war. Wir haben den ganzen Abend geredet, wobei es wohl eher an mir war zu reden. Wie dem auch sei, es wurde immer später und eigentlich wollte ich schon längst gegangen sein, aber dem war nicht so. Als Leon dann in der Küche war, um neuen Tee zu kochen, bin ich auf dem Sofa eingeschlafen, weil ich von der Show ziemlich erschöpft war. Leon deckte mich dann zu und ging selbst in sein Bett im Schlafzimmer. Als ich am nächsten Morgen auf der Couch wieder aufwachte, war Leon schon in der Küche und hat Frühstück gemacht. Es ist also wirklich nichts passiert. Ich hab aufm Sofa und er in seinem Bett geschlafen. Beruhigt euch das jetzt?“

Natürlich beruhigte sie das. Ob es an dem Entschluss bezüglich der Sommerferien etwas ändern würde, war allerdings nicht gesagt.
Zuletzt geändert von Gaefa am 20.07.2008, 17:21:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon ChristineDaae » 20.07.2008, 15:56:34

Eine schöne Fortsetzung :) Hoffentlich erlauben ihre Eltern es ihr.. Schreib bald weiter :)

Ach, und: Du hast an einer Stelle geschrieben, "Am liebsten hätte ich laut geschrieben", das solltest du vielleicht noch ändern ;)
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 21.07.2008, 10:01:15

Oh, schön, dass es weitergeht. Ich hoffe ebenfalls, dass Noras Eltern gnädig sind und sie die Ferien bei Leon verbringen kann. Du machst es wieder einmal sehr spannend, also bitte schnell weiter!! :mrgreen:
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 08.08.2008, 15:32:59

Danke euch beiden. Weiter gehts!

Meine Eltern beschlossen also sich noch einmal genauer darüber Gedanken zu machen und baten um eine Woche Bedenkzeit. Da eine Woche aber zu lang gewesen wäre, wollte ich die Entscheidung in den nächsten drei Tagen haben, wir einigten uns letztendlich darauf, dass sie mir am Freitag mitteilen würden wie sie sich entschieden hatten.
Am folgenden Tag, es war ein Sonntag, fand wieder eine Nachmittagsshow statt. Es war eine der letzten Vorstellungen, was zur Folge hatte, dass alle noch einmal das Beste aus sich herausholten. Auch bei Leon hatte ich das Gefühl, dass er die Facetten, die er in die Rolle des Messias gebracht hatte, noch mehr ausschöpfte. Schauspielerisch kamen die großen Gesten des Jesus noch besser rüber und gesanglich war vor allem Gethsemane der Höhepunkt der Show. Langsam hatte ich das Gefühl, dass er den Jesus nicht mehr spielte, sondern lebte. Ich bewunderte das immer wieder. Aber auch Judas und Maria Magdalena lebten ihre Rollen. Ich konnte nicht fassen, dass es die 3. letzte Show gewesen war, ich hatte mich zu sehr an alles und alle gewöhnt.

Nach der Show hatte ich endlich Zeit, als wir in der Ferienwohnung waren, Leon von der gestrigen Auseinandersetzung mit meinen Eltern zu erzählen. Ich ließ dabei nicht die kleinste Kleinigkeit aus. Als ich fertig erzählt hatte, schüttelte Leon nur den Kopf. „Eigentlich hatte ich gedacht, dass deine Eltern mehr Verständnis aufbringen würden. Mir kamen sie immer sehr nett vor. Scheinbar konnte ich sie aber doch nicht wirklich überzeugen“, seufzte er. „Aber Nora“, setzte er erneut an und schaute mir dabei tief in die Augen. „Du weißt genau, dass ich nichts von dir will, was du nicht auch willst.“ – „Ja, ich weiß es. Nur meine Eltern glauben nicht daran.“, gab ich etwas nachdenklich zur Antwort.
Leon schwieg kurz und meinte daraufhin: „Ich möchte lieber nicht darauf schließen, was für deine Eltern in einer Beziehung wichtig ist.“ Während er das sagte, begann er verschmitzt zu grinsen. „Oh du.“, begann ich scherzhaft und fing an ihn als kleine Strafe für diesen Gedanken durchzukitzeln. Allerdings ging der Plan etwas nach hinten los, denn schon bald war ich es, die durchgekitzelt wurde. „Aber irgendwie hast du ja auch recht.“, keuchte ich ganz außer Atem und schon mussten wir beide wieder loslachen.
Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, wurde es erneut ernster und Leon begann zu erzählen: „Ich werde morgen nach Essen fahren, um dort alles zu organisieren. Ich muss langsam meine Wohnung ausstatten. Die Möbel aus meiner alten Wohnung stehen noch ziemlich unkoordiniert in der Gegend rum und bevor die Proben beginnen und bevor du kommst, was ich immer noch hoffe, muss wenigstens alles soweit in Ordnung sein. Außerdem muss ich noch ein paar andere Dinge dort regeln. Ich werde also bis einschließlich Mittwoch weg sein.“
Bei den letzten Worten strich er mir durch die Haare, womit er mir das Gefühl gab, dass ihm das nicht einfach fallen wird. Wir hatten uns in den letzten Wochen wirklich täglich gesehen. Die ungewisse Aussicht auf die Sommerferien bzw. seine Probenzeit lag wie ein dunkler Schleier in der Luft.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich schaute auf die Uhr, es war 21 Uhr. „Das ist mein Vater, er wollte mich heute abholen.“, erklärte ich etwas traurig, da ich mich nun verabschieden musste. Leon öffnete meinem Vater die Tür. Während ich meine Sachen zusammen suchte und mir meine Schuhe anzog, hörte ich wie Leon mit meinem Vater sprach, aber ich konnte sie nicht verstehen, sie sprachen zu leise. Dennoch glaubte ich zu wissen, worüber sie redeten. Über mich und natürlich über die Sommerferien.
Als ich zur Tür kam, schwiegen sie allerdings beide. Ich begrüßte meinen Vater, der nur nickte, scheinbar war er ziemlich in Gedanken. Ich wandte mich Leon zu, der Abschied für ein paar Tage stand nun bevor.
Er gab mir einen Kuss, was mich im ersten Moment doch etwas überraschte, schließlich stand mein Vater direkt neben uns. Bisher hatten wir es immer vermieden uns vor meinen Eltern zu küssen, da sie ja doch ziemlich distanziert waren. Aber wahrscheinlich wollte er damit demonstrieren, dass er es wirklich ernst meinte. Ich erwiderte seinen Kuss und nach ein paar letzten Worten, die er leise zu mir sagte, folgte ich meinem Vater, der nur ein kurzes „Auf Wiedersehen“ hervorgebracht hatte, zu unserem Auto. Die restliche kurze Heimfahrt verlief schweigend.

Am kommenden Tag hatte ich sehr wenig Lust auf Schule. Montags war sowieso schon immer so ein schrecklicher Tag, weil ich da einige Stunden, wie Geschichte, hatte, die ich absolut nicht mochte und die sich wie Kaugummi endlos in die Länge zogen. Der einzige Lichtblick war immer gewesen, dass Leon mich abgeholt hatte und wir danach zusammen zum Gesangsunterricht gegangen waren. Okay, der Gesangsunterricht war noch immer ein Lichtblick, aber an diesem Tag musste ich seit langem mal wieder allein dort hin gehen. Es machte mir zwar nichts aus, aber es hatte immer viel mehr Spaß gemacht, wenn Leon noch dabei gewesen war.
So zog sich dieser Montag und dazu kam noch, dass meine Gesangslehrerin mich, wie alle anderen Lehrer auch, in die Ferien verabschiedete. In den Ferien war kein Unterricht, da sie immer Workshops anbot. Im letzten Sommer hatte ich auch an einem Stimmbildungsworkshop für Jugendliche mitgemacht, allerdings war ich mit Abstand die Beste gewesen und die anderen brauchten viel mehr Training, da die meisten noch nicht so lange oder noch gar keinen richtigen Gesangsunterricht gehabt hatten. Deshalb hatte ich mich dieses Jahr für keinen dieser Kurse angemeldet.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 08.08.2008, 15:59:35

Juhu, es geht weiter mit dieser schönen FF. Du machst es wieder einmal sehr spannend. Ich hoffe doch sehr, dass Noras Eltern irgendwann erkennen, was für ein toller Kerl Leon ist. ;)
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Theresa » 20.08.2008, 10:06:59

Schreib schnell weiter, ich liiiiebe deine FF :D Bin schon ganz gespannt wies weitergehen wird mit den beiden :wink: :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 24.08.2008, 12:35:54

Danke euch zweien :)

Die beiden nächsten Tage verliefen ähnlich langweilig. In der Schule machten wir nicht mehr viel, kein Wunder es waren die letzten Stunden vor den großen Ferien.
Während dieser Tage wechselten viele SMS zwischen Leon und mir hin und her, unsere einzige Kommunikationsmöglichkeit, die ich nicht missen mochte. Doch dann war es endlich Donnerstag und ich war sehr glücklich, als ich Leon vor meiner Schule stehen sah. Wir verbrachten den Nachmittag zusammen, wobei wir die meiste Zeit im Park spazieren gingen. Als es dann langsam Abend wurde, holte ich von zu Hause alles, was ich fürs Theater brauchte und zu eben diesem ging es dann noch.
Es war recht ungewöhnlich, dass wir unter der Woche spielten, aber diese vorletzte Show war für einen Donnerstag angesetzt. Zu unserer großen Verwunderung war das Theater komplett ausverkauft. Schon an diesem Abend merkten alle, wie schwer uns der Abschied am nächsten Abend fallen würde. Der Schlussapplaus wollte kaum ein Ende nehmen.
Auch alle Darsteller gingen nun nicht mehr so schnell auseinander und wir saßen noch eine gute Stunde alle zusammen und unterhielten uns darüber, was alle nach JCS machen würden. Einige hatten neue Engagements an Stadttheatern, ein paar würden bei der nächsten Produktion wieder dabei sein, andere hatten noch nichts gefunden und zwei Darsteller würden wie Leon auch zu Mozart nach Essen gehen.
Es war schon recht spät, als ich nach Hause kam, doch da am nächsten Morgen nur 3 Stunden Schule sein würden, hatten meine Eltern nichts dagegen gehabt, mein Vater hatte mich wundersamer Weise sogar noch vom Theater abgeholt, als ich ihn angerufen hatte, wie er es mir zuvor angeboten hatte. Dieses Verhalten war mir sehr schleierhaft. Doch als ich an diesem Abend im Bett lag, fielen mir zwei Deutungsmöglichkeiten ein. Zum einen könnte es sein, dass ihm sein Verhalten bei dem Streit leid tat und er sich nun besser verhalten wollte oder, dass sich meine Eltern für das Verbot entschieden hatten und er mir wenigstens die Tage vor den Sommerferien nicht auch noch vermiesen wollte.
Ich konnte an diesem Abend nicht einschlafen, ich war zu aufgeregt, was der nächste Tag bringen würde. Er war einer der bedeutendsten Tage: Das Versetzungszeugnis in die 12. Klasse, die Derniere von dem ersten Musical, in dem ich mitgewirkt hatte und die Entscheidung, ob ich in den Sommerferien nach Essen durfte.

Ich wachte noch vor meinem Wecker auf, was nicht sehr oft geschah. Doch dafür gab es eine einfache Erklärung: Ich wollte endlich wissen, wie sich meine Eltern entschieden hatten! So schnell wie an diesem Morgen war ich selten wach geworden und 10 Minuten vorm Aufstehen stand ich schon unten in der Küche. Meine Eltern suchte ich allerdings vergeblich.
Oh Mann, wie konnte ich das nur vergessen. Es war Freitag und an diesem Tag gingen meine Eltern immer schon um halb 6 aus dem Haus und nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es schon zehn vor 6 war. Also waren beide schon auf dem Weg zur Arbeit. So begann der Tag ja toll.
Meine anfängliche Nervosität dieses Tages war verloschen. Ich würde meine Eltern erst gegen Nachmittag sehen und dann musste ich ihnen auch noch mein Zeugnis zeigen. Ich hatte nicht die Lust gehabt mir alle Noten zu merken oder aufzuschreiben und so wusste ich auch gar nicht genau, wie es eigentlich ausfallen würde.
Nun ließ ich mir mehr Zeit, als ich eigentlich gedurft hätte, so musste ich trotz der 10 Minuten weniger Schlaf noch zur Bahn rennen, da ich ziemlich spät dran war. In den ersten beiden Stunden hatten wir ausgerechnet Musik. Im Grunde genommen mochte ich dieses Fach ja und ich bekam auch immer eine gute Note, was sich irgendwie von selbst ergibt, aber an diesem Tag erinnerte mich dieses Fach unweigerlich an die Derniere, die an diesem Abend statt finden sollte.
Mein Lehrer kam dann noch auf die glorreiche Idee, da er wusste, dass ich bei JCS mitgesungen hatte, mich „I don’t know how to love him“ singen zu lassen, oder besser gesagt mich darum zu bitten es zu singen. Ich schluckte. Das war das letzte, was ich an diesem Morgen noch gebrauchen konnte, aber ich willigte ein.
Er begleitete mich am Klavier und ich begann zu singen, schon nach der ersten Strophe merkte ich, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, aber ich versuchte sie zu verdrängen. Warum musste ich ausgerechnet heute dieses Lied singen? An diesem Tag, an dem sich entscheiden sollte, ob ich die nächsten 6 Wochen „meinen“ Jesus sehen sollte, oder nicht. Um nicht zu weinen, begann ich all meine Gefühle in meine Stimme zu verlagern und nicht an die kommende Derniere oder meine Eltern zu denken, doch es wollte mir nicht ganz gelingen. In der letzten Strophe befürchtete ich ständig, dass meine Stimme versagt, aber zum Glück hielt ich es gerade so noch aus. Der Kurs klatschte, wie sie es gewohnt waren, ohne wirkliche Begeisterung Beifall und dann erlöste mich der Gong zum Glück.
Ich verließ das Klassenzimmer als erste und wollte nur noch allein sein. Doch dieser Wunsch wurde mir leider nicht gewährt, da die Pause viel zu schnell um war und die Zeugnisausgabe bevorstand. Zuerst erzählte unser Lehrer noch etwas von den Vorgängen, die in der 12. auf uns zukommen würden und dann verteilte er endlich den Stapel der Zeugnisse.
Ich kam, wie immer, ziemlich früh dran und mein Lehrer gab mir den Zettel mit den Worten: „Ordentliches Zeugnis, Nora. Damit kannst du dich durchaus sehen lassen.“ Ich schaute ihn etwas verwirrt an und blickte dann auf das Papier in meiner Hand. Alle Zahlen waren zweistellig! Das würde meine Eltern bestimmt freuen. Ich packte es allerdings in Gedanken an deren Entscheidung recht unbeachtet weg.
Zu Hause angekommen, setzte ich mich vor den Fernseher. Leon hatte mit den letzten Vorbereitungen für seinen Umzug zu tun und würde mich erst ein paar Stunden vor der Show abholen. So wartete ich voll Spannung auf meine Eltern, die beide gegen 15 Uhr zu Hause eintrafen. Ich lief ihnen mit meinem Zeugnis in der Hand entgegen und war gespannt, was sie sagen würden, zu dem Zeugnis und zu den Sommerferien.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 24.08.2008, 14:18:21

Du hast eindeutig ein Talent, an sehr spannenden Stellen aufzuhören. Ein toller neuer Teil, bitte schnell weiter! *knuffel*
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Theresa » 24.08.2008, 19:41:09

Kann mich Kitti nur anschließen, dass du dafür echt ein Talent hast :lol: Bitte, bitte schreib schnell weiter, will endlich wissen, wies weitergeht :D

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon armandine » 27.08.2008, 20:02:57

Noch so eine Cliffhanger-Queen! Mach es nicht so spannend mit der Fortsetzung, das war wieder ein sehr gelungener Teil!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon ChristineDaae » 09.09.2008, 11:51:20

Wow.. kaum komm ich aus dem Urlaub sind da so schöne neue Teile :) Du machst es ja wrklich spannend.. schreib schnell weiter! :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
(Karl Valentin)


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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 04.10.2008, 14:10:46

Danke euch. Auch wenns etwas länger gedauert hat, weiter gehts ;)

Noch bevor die beiden ihre Schuhe ausziehen oder gar die Tür zumachen konnten, fuchtelte ich mit meinem Zeugnis vor ihren Augen herum. Mein Vater nahm mir das Zeugnis dann ab, zog aber erst in aller Ruhe seine Schuhe aus, bevor er seinen Blick auf das Stück Papier fallen ließ. Auch meine Mutter war sichtlich neugierig und ich konnte die Anerkennung und vielleicht auch ein wenig Stolz in ihren Gesichtern sehen.
„Das ist ein tolles Zeugnis, Nora“, lobte mich mein Vater. Auch meine Mutter nickte anerkennend und sagte: „Ich wusste gar nicht, dass du so gute Noten geschrieben hast. Du warst doch mehr mit dem Theater als mit der Schule beschäftigt.“ – „Das nennt man Multitasking, Mama. Mehrere Sachen zur gleichen Zeit machen“, erwiderte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Während dieser kleinen Unterhaltung hüpfte ich voller Aufregung hin und her, ich konnte gar nicht mehr ruhig stehen bleiben, ich wollte endlich wissen, woran ich war. „Darf ich jetzt nach Essen oder darf ich nicht?“, platzte es letztendlich aus mir heraus.
Noch immer standen wir im Flur und mein Vater meinte: „Wie wärs, wenn wir erst einmal ins Wohnzimmer gehen? Sich so zwischen Tür und Angel unterhalten ist nicht schön.“ Gesagt, getan. Ich war natürlich als erste im Wohnzimmer angelangt und setzte mich brav auf die Couch, immer noch aufgeregt und angespannt zu gleich. Als meine Mutter etwas zu trinken aus der Küche mitgebracht hatte und nun endlich auch auf dem Sofa Platz nahm, betrachtete mein Vater abermals mein Zeugnis.
„Wirklich schöne Noten.“, wiederholte er. „Hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du in der Schule so fleißig warst. Ich denke, dieser Fleiß soll allerdings auch belohnt werden.“ Sollte das heißen, dass ich nach Essen durfte? Wollte er es wirklich damit sagen? Ich begann zu strahlen. Aber was passierte jetzt? Mein Vater kramte seine Geldbörse aus der Tasche und streckte seine Hand mit einem Schein in meine Richtung. Was sollte das? Ich wollte doch kein Geld, ich wollte nach Essen…
Mit etwas enttäuschtem Blick nahm ich das Geld an. „Danke“, sagte ich beinahe tonlos. „Freust du dich denn nicht?“, erkundigte sich meine Mutter. „Doch schon,“, wandte ich ein, „aber…“ – „Aber du willst wissen, wie wir uns entschieden haben?“, beendete mein Vater den Satz. Ich nickte.
„Nun gut“, begann er und räusperte sich, „deine Mutter und ich haben lange darüber nachgedacht und oft darüber gesprochen.“ Das hatte ich mir doch schon denken können und außerdem: Warum sagte er nicht „wir“? Immer diese Distanz durch „deine Mutter und ich“, umständlicher konnte mein Vater wohl kaum noch reden. „Zumindest sind wir letztendlich zu einer Entscheidung gekommen. Naja, uns blieb ja auch nichts anderes übrig.“ Damit hatte er vollkommen Recht, dachte ich mir. „Also. Es fiel uns wirklich nicht leicht und du musst uns auch verstehen, Nora.“, druckste er herum. Aber wie konnte ich meine Eltern verstehen, wenn ich nicht wusste, woran ich war? „Um auf den Punkt zu kommen. Wir haben uns dafür entschieden, dass du die Ferien…“ er machte eine Pause und atmete tief durch. Was bedeutete das wohl? Musste er den Mut fassen mir zu sagen, dass ich nicht nach Essen durfte? Diese Sekunden des Schweigens waren kaum noch erträglich. „… in Essen verbringen darfst.“, beendete er den Satz.
Ich starrte ihn an. „Ist das euer Ernst?“ Ich konnte nicht glauben, was ich da soeben aus dem Mund meines Vaters gehört hatte. „Freust du dich etwa nicht?“, wollte meine Mutter wissen. „Doch, doch klar freu ich mich. Ich kann es nur noch gar nicht glauben, dass ihr es mir wirklich erlaubt!“, rief ich aus und umarmte meine Eltern stürmisch.
Als ich mich wieder von ihnen gelöst hatte, starrte ich sie noch immer etwas ungläubig an. „Was hat euch davon überzeugt, dass ich nun doch darf?“, wollte ich die Beweggründe für die Entscheidung meiner Eltern wissen.
„Naja“, begann meine Mutter. „Wir haben eingesehen, dass wir dich irgendwann loslassen müssen. Auch wenn es uns noch immer lieber wäre, wenn du die Ferien zu Hause verbringen würdest.“ – „Aber wir müssen lernen unserer Kleinen zu vertrauen.“, führte mein Vater die Erklärung fort. „Außerdem hab ich am Sonntag kurz mit Leon gesprochen, er scheint es wirklich ernst zu meinen und er hat mir versprochen gut auf dich aufzupassen.“ – „Ja, das wird er tun.“, strahlte ich. „Und, dass er es ernst meint, das hab ich euch doch schon die ganze Zeit zu erklären versucht, aber mir glaubt ihr es wohl nicht.“ – „Wir glauben dir, Schatz. Aber dennoch ist eine gewisse Angst da, die ich auch jetzt noch nicht abgelegt hab“, gab meine Mutter zu.
„Das müsst ihr nicht.“, versicherte ich meinen Eltern noch ein letztes Mal und strahlte über mein ganzes Gesicht. „Nun aber mal los, du musst langsam anfangen deine Sachen zu packen, wenn du wirklich nach Essen willst.“, entgegnete mein Vater. „Aber klar will ich!“, rief ich aus und sprang auf, um in mein Zimmer zu laufen.

Ich war so glücklich. Ich würde die Ferien, ganze 6 Wochen lang, jeden einzelnen Tag mit Leon verbringen, was konnte ich mir schöneres vorstellen? Zugegeben ich freute mich auch hautnah bei den Proben dabei zu sein und ich war gespannt, wie das in solch einem großen Theater alles ablaufen würde, aber das Wichtigste dabei war, dass ich das alles zusammen mit Leon erleben würde.
In meinem Zimmer begann ich sofort in meinem Schrank zu wühlen und alle möglichen Sachen aufs Bett zu werfen. Natürlich hatte ich mir auch Musik angestellt und sang lauthals mit, ich war so glücklich!
Scheinbar sang ich zu laut mit, denn ich hörte nicht die Türklingel und bemerkte auch die Schritte, die die Treppe hoch kamen nicht. Erst als es an der Tür klopfte, reagierte ich und war vollkommen überrascht als Leon davor stand.
„Was ist denn hier los?“, wollte er nach der Begrüßung wissen. Mein Zimmer glich mittlerweile wohl einem Schlachtfeld, da überall Klamotten rumlagen, mehr oder weniger sortiert. „Oh, das. Naja, ich bin am Packen.“, strahlte ich. „Heißt das du darfst?“, wollte Leon wissen. Ich nickte nur.
Überschwänglich vor Freude umarmte er mich und hob mich in die Luft. Er begann sich zu drehen und ich schleuderte herum. Unser Glück war einfach riesengroß!
Schnell nahm ich meine Sachen, die ich für die Show brauchte und schon gings los. Naja fast. Wir verabschiedeten uns noch kurz von meinen Eltern, denen auch Leon noch einmal dankte. Wir waren immer noch überschwänglich vor Freude und küssten uns begeistert von dieser Entscheidung bevor wir uns auf den Weg zum Theater machten. Diesmal hatte uns nichts davon abgehalten uns vor meinen Eltern zu küssen und ich hatte das Gefühl, dass sie nur darin bestärkt wurden das richtige getan zu haben.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Theresa » 04.10.2008, 14:40:42

Endlich hast du weiter geschrieben! Der neue Teil ist wieder super und ich freu mich schon auf den nächsten :D


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