Durch das Dunkel der Welt

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Gaefa
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Beitragvon Gaefa » 19.05.2008, 16:31:37

Wieder ein sehr schöner Teil mit vielen unerwarteten Wendungen!
Ich kann mich nur anschließen, ich bin sehr egspannt wie es weiter geht und vor allem, was es mit diesem Jonas auf sich hat....
Lass uns nicht zu lange warten!!
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Beitragvon Marie Antoinette » 19.05.2008, 18:10:32

Mir gefällt der Teil auch wieder sehr gut... :) Ich hoffe, dass sie das Kind nicht verliert.... und diesen Jonas kann ich irgendwie auch nicht leiden...

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Beitragvon Heldin » 23.05.2008, 02:50:42

Hui...das nenne ich mal eine Überraschung :shock:
Ist aber toll geschrieben.. aber :shock:

:lol: :lol:

mach schnell weiter :wink:

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Sabi
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Beitragvon Sabi » 23.05.2008, 16:26:30

allerdings :shock:

bitte bitte bitte ganz schnell weiter... bin schon so gespannt, wie es weiter geht...

hätte glaub ich nicht gedacht, dass der versuch doch geklappt hat :shock:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 01.06.2008, 02:25:02

Tja, Surprise ;) Und was Jonas betrifft, lest selber...
Schön, dass du jetzt auch mistliest, Kitti *knuffel*



„Täusche ich mich, oder war das eben dein Exfreund?“ Unbemerkt war Konstantin an Lily heran getreten und musterte sie nun irritiert.
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Du irrst dich nicht, das war Jonas.“
„Und was wollte er von dir?“
„Ich weiß nicht recht. Er sagt er hat mich im Radio gehört und wollte mich unbedingt wieder sehen. Er hat mich gefragt, ob ich nach der Vorstellung mit ihm in unser Stammlokal gehen will. Um der alten Zeiten willen.“
Konstantin kniff verärgert die Lippen zusammen. „Ich hoffe du hast den Kerl abgewiesen.“
Nach einem kurzen Zögern verneinte sie erneut. „Sein Blick… er hat mich beinahe so angesehen wie früher einmal. Ich möchte mir zumindest anhören was er nun eigentlich will.“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen??“ Der Bayer ergriff sie an den Schultern, als könne er sie zur Raison bringen, indem er sie schüttelte. „Hast du schon vergessen, was damals geschehen ist?“
„Nein, natürlich nicht. Glaub mir, ich werde es mein Lebtag nicht vergessen…“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Seit damals sind fast fünfzehn Jahre vergangen. Du und ich, wir haben uns verändert, wieso nicht auch er? Ich will mich ja nur mit ihm unterhalten, mehr nicht. Mach dir bitte keine Sorgen.“
„Lily, er hat dich geschlagen! Und da sagst du ich soll mir keine Sorgen machen, du bist gut.“ Konstantin atmete hörbar ein.
Sie schwieg. Seine Worte überschwemmten sie mit Erinnerungen, die sie im hintersten Winkel ihres Selbst verbarg.

Früher einmal hatte sie Jonas sehr geliebt, sie war glücklich mit ihm gewesen, doch als sie hier in der Stadt und in diesem Theater angefangen hatte die Rolle zu spielen, die sie ganz nach oben bringen sollte, war es mit der Beziehung bergab gegangen. Jonas kam mit ihrem Erfolg nicht zurecht, er war eifersüchtig, weil er sie mit der Bühne und den Fans teilen musste. Sie sahen sich immer seltener, da er tagsüber arbeitete und sie abends im Theater war, damals hatte sie oft acht Vorstellungen in der Woche gespielt. Wenn er währenddessen mit seinen Kumpels um die Häuser zog, trank er reichlich, und eines Abends, als sie sehr spät nach Hause kam, weil sie mit den anderen noch auf den Geburtstag eines Kollegen angestoßen hatte, rutschte ihm das erste Mal die Hand aus. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Am nächsten Morgen, sobald er wieder nüchtern und klar im Kopf war, entschuldigte er sich. Er war so überzeugend, dass sie ihm glaubte. Viel zu oft. Aus dem einen Mal wurde eine Regelmäßigkeit, die ihren Willen beinahe brach. Was sie davor bewahrte, was das Theater, ihre Fans, die ihr das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein, und nicht zuletzt Konstantin, der in dieser Zeit ihr bester Freund wurde. Zwei Jahre lang ertrug sie Jonas’ Wutausbrüche und die darauf folgenden gehaltlosen Entschuldigungen, bis sie eine andere Rolle in einer anderen Stadt bekam. Nach Ablauf ihres Vertrags hier in Wien packte sie ihre Sachen, um nach Deutschland zu gehen.
Und jetzt war sie zurück an dem Ort, wo es angefangen hatte, mitten in Wien, dieser bemerkenswerten geschichtsträchtigen Stadt. Fünfzehn Jahre älter, viele Erfahrungen reicher, und vor allem befreit von den drückenden Schatten der Vergangenheit, die sie lange verfolgt hatten.

„Wenn du dich schon nicht umstimmen lässt, dann versprich mir wenigstens, dass du vorsichtig bist.“ Konstantin bewegte seine Hand vor ihren Augen auf und ab, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Sollte er auch nur die leisesten Anstalten machen, Hand an dich zu legen, werde ich ihm den Hals umdrehen, das schwöre ich.“
Lily legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Du hast mein Wort, ich passe schon auf mich auf. Er wird mir nichts tun, warum sollte er?“
Der Bayer konnte die Überzeugung seiner besten Freundin beileibe nicht teilen, er hoffte nur, dass sie sich nicht in etwas verrannte. Seiner Meinung nach hätte sie sich auf keinen erneuten Kontakt mit dem Kerl einlassen sollen. Auch nach der Vorstellung versuchte er sie noch einmal umzustimmen, doch gegen ihren Dickkopf konnte er nichts ausrichten. Mit einem unguten Gefühl musste er sie schließlich gehen lassen.

Jonas wartete schon im Lokal, als Lily herein kam. Er saß an einem Tisch in einer Nische, mit einem schon zur Hälfte geleerten Krügel vor sich. Als er sie entdeckte, lächelte er.
„Schön, dass du doch noch gekommen bist, Liliane“, sagte er.
Sie nahm mit einem flüchtigen Blick auf sein Getränk ihm gegenüber Platz. „Wenn ich etwas zusage, dann halte ich es auch, soweit solltest du mich kennen.“
„Natürlich tue ich das, aber damals ist es ja nicht zum Besten gelaufen…
„Bitte lass, ich bin nicht gekommen, um über diese Dinge zu reden.“ Sie musterte ihn nachdenklich, hoffte, dass er noch von sich aus erklärte, weshalb er so plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht war.
Er nickte leicht. „Du hast recht. Ich wollte nur…“ Er hielt inne, als die Kellnerin zum Tisch kam, um Lilys Bestellung aufzunehmen. Sie entschied sich für ein Glas Apfelsaft gespritzt. Die guten Cocktails, die es hier auf der Karte gab, durfte sie ja in nächster Zeit nicht trinken.
„Gar keinen Caipirinha heute? Den hast du doch immer so gemocht“, bemerkte Jonas prompt, woraufhin sie nur den Kopf schüttelte. „Was ich vorhin schon sagen wollte, ist, dass es mir verdammt leid tut, was damals vorgefallen ist.“
Lily starrte ihn überrascht an. „Das habe ich von dir schon so oft gehört, ich hoffe jetzt meinst du es wirklich so. Ich weiß nicht, ob ich dir jemals vergeben kann, aber ich hasse dich nicht. Indem ich damit aufgehört habe, konnte ich mit der Vergangenheit abschließen.“
Damit hatte er nicht gerechnet, ihm fehlten für einen Moment die Worte, doch dann nickte er. „Ich meine es ernst, glaub es, oder nicht, das ist deine Entscheidung. Um dieses Treffen habe ich dich gebeten, weil mich interessiert, was aus dir geworden ist. Über die Jahre konnte ich dich nie ganz vergessen. Hast du Familie?“
„Nein, ich lebe allein, aber wenn es das ist, was du unbedingt wissen willst, hättest du nur im Internet nachschauen zu brauchen“, antwortete sie. Ihre Schwangerschaft verschwieg sie wohlweislich, das ging ihn nichts an und fürs Erste wollte sie es auch vor ihren Fans noch geheim halten. Von Jonas erfuhr sie, dass auch er allein war, aber aus einer früheren Beziehung einen mittlerweile neunjährigen Sohn hatte, und dass er in seiner Abteilung bei der Versicherung inzwischen aufgestiegen war und sie nun seit zwei Jahren leitete.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 01.06.2008, 16:39:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Sabi » 01.06.2008, 11:18:42

juhuuuu ersteeee :D

wieder ein sehr schöner teil... das hätte ich ja nicht gedacht, dass der so ein A**** war :shock: :x
ich hoffe lily lässt sich von ihm nicht zu sehr beeinflussen....

schnell weiter bitte :D
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Beitragvon ChristineDaae » 01.06.2008, 11:33:26

Sabi hat geschrieben:juhuuuu ersteeee :D

wieder ein sehr schöner teil... das hätte ich ja nicht gedacht, dass der so ein A**** war :shock: :x
ich hoffe lily lässt sich von ihm nicht zu sehr beeinflussen....

schnell weiter bitte :D


Dem kann ich mich nur anschließen, schöne Fortsetzung :)
Und mach schnell weiter :D
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Beitragvon Heldin » 01.06.2008, 11:59:42

yeah eine Weiterführung *freu* und auch wieder eine gute!
Aber sie soll sich nicht wieder mit Jonas einlassen :twisted:

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Beitragvon Gaefa » 01.06.2008, 13:23:13

Schöner neuer Teil!
Jonas wird mir ganz unsympathisch.... ich bin gespannt, ob sich Lily, so wie Konstantin es ihr geraten hat, ganz von ihm abwendet...
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Beitragvon Kitti » 01.06.2008, 14:24:55

Ich lese natürlich gerne weiterhin mit. Ein toller neuer Teil... Du hast nur am Ende zwei Mal mittlerweile benutzt. Da würde ich vielleicht doch noch eine Alternative finden. Ansonsten bin ich gespannt auf die Fortsetzung.
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Beitragvon uccello nero » 01.06.2008, 19:01:10

Dann will ich da auch mal meinen Senf dazugeben^^

Ich finde deine Geschichte wirklich gut! Am anfang fand ich sie so traurig, aber jetzt find ich es toll, wie sich die hauptfigur entwickelt hat.
Was in ihrer Vergangenheit passiert ist, ist wirklich schlimm und ich habe auch jetzt noch ein ungutes gefühl bei diesem Jonas.
Von deinem Schreibstil her ist die geschichte auch wirklich gut. Es macht wirklich freude sie zu lesen, und sie ist zwischendurch auch nie langweilig.
Bin schon auf den nächsten teil gespannt!

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Beitragvon Marie Antoinette » 02.06.2008, 12:23:27

Oh wirklich ein sehr schöner neuer Teil... :)

Lily soll sich bloß nicht mehr auf Jonas einlassen... das ist ja echt ein Mistkerl...

Schnell weiter, ich bin schon gespannt wies weitergeht. :)

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Beitragvon Sisi Silberträne » 13.06.2008, 01:57:41

Danke danke danke für eure lieben Kommis! Dieses Mal gibt es sogar einen besonders langen Teil, enoy!


Es war schon weit nach Mitternacht, als Lily und Jonas die Bar verließen. Für Anfang April war es eine milde Nacht, der Himmel war verhangen, nur die Mondsichel im Zunehmen zeichnete sich blass zwischen den Wolken ab. Die beiden gingen langsam durch die finsteren Gassen, sie schwiegen, keiner wusste im Augenblick noch etwas zu sagen. Schließlich blieb Jonas vor einem anthrazitgrauen Audi stehen.
„Tja, das ist mein Baby“, begann er. „Die U-Bahnen fahren längst nicht mehr, ich bringe dich nach Hause. Hüpf rein.“
Doch Lily zögerte, schüttelte schließlich den Kopf. „Das ist nicht nötig, ich gehe zu Fuß, ich habe es nicht sehr weit.“ Sie lächelte jetzt leicht. „Es war ein netter Abend. Komm gut nach Hause.“
„Du ebenfalls. Und es hat mich sehr gefreut, dass du noch gekommen bist, ehrlich. Vielleicht wiederholen wir das bald und nicht erst in fünfzehn Jahren.“ Er schmunzelte mit jenem spitzbübischen Ausdruck in den Augen, den sie früher immer sehr gemocht hatte. Rasch schrieb er ihr seine Handynummer auf, woraufhin sie ihm dann auch ihre gab.
Als er sein Auto aus der Parklücke lenkte, setzte auch sie sich in Bewegung. Sie hatte ein wenig geflunkert, zu Fuß würde sie bestimmt gut zwanzig Minuten nach Hause benötigen. Sein Angebot abgelehnt hatte sie nur aus Vorsicht, vielleicht war sie auch zu misstrauisch, aber vorerst wollte sie vermeiden, dass er erfuhr wo sie wohnte. Die lange Unterhaltung mit ihm hatte sie sehr nachdenklich gestimmt. Er wirkte ehrlich und schien die Vergangenheit immer noch zutiefst zu bereuen. Er hatte eine zweite Chance verdient, fand sie, eine Chance zu beweisen, dass auch er sich verändert hatte.

Tags darauf klingelte bereits am Vormittag, als Lily dabei war das Frühstücksmüsli in eine Schüssel zu schütten, ihr Handy. Vom Display her grinste sie Konstantin an, ein ziemlich schräges Bild, mit dem sie ihn leicht ärgern konnte.
„Guten Morgen, ohne Kummer, ohne Sorgen“, grüßte sie ihn bestens gelaunt, nachdem sie abgehoben hatte. „Was gibt es denn?“
„Ich äh… ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob es sein kann, dass du noch eine CD von mir hast, ich such die nämlich schon die ganze Zeit“, gab der Bayer zur Antwort. „Wie war eigentlich dein Abend gestern noch?“
Lily prustete plötzlich los. „Die CD liegt hier, aber die war nicht der Grund für den Anruf, stimmt’s? Ich bin nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Und danke der Nachfrage, ich habe mich gut mit Jonas unterhalten, er war sehr nett.“
„Na ja, wenn du es sagst… Hast du denn vor ihn wieder zu sehen?“
Die Salzburgerin rollte mit den Augen, ehe sie sich darüber klar wurde, dass er das ja nicht sehen konnte. „Vielleicht, ich weiß es noch nicht. Mach dir keine Sorgen, ich weiß schon was ich tue.“ Sie setzte sich mit dem Telefon in der Hand wieder an den Küchentisch und begann ihr Müsli zu löffeln.
„Schmeckt’s?“ kam es einen Augenblick später prompt von einem lachenden Konstantin. „Obwohl, was frag ich, man hört es ja. Was wirst du eigentlich an deinem freien Abend heute treiben?“
„Daff weiff ich noch niff.“
Erneut kicherte er. „Ich muss ja leider spielen, sonst würde ich dich ins Kino und zum Essen einladen.“
„Und ich würd…“ Sie stockte und schob ruckartig ihre Müslischüssel zur Seite. Das bereits fürchterlich vertraute Gefühl von Übelkeit stieg in ihr auf. „Mir wird schlecht…“, brachte sie gerade noch heraus, ließ das Handy an Ort und Stelle auf den Tisch fallen und sprang auf, um zum Klo zu rennen. Irgendwie gelang es ihr noch rechtzeitig ihr Ziel zu erreichen und ein paar Minuten später hatte das Müsli den falschen Ausgang genommen. Resignierend saß sie, nachdem sie sich den Mund ausgespült hatte, eine Weile im Bad auf dem Boden.

Nachdem sie sich geduscht und angezogen hatte, fühlte sie sich etwas besser, zumindest solange sie nicht an Essen dachte. Sie setzte sich mit einer Tasse Kräutertee auf die Couch vor den Fernseher und schalte gelangweilt zwischen den Kanälen herum. Um diese Zeit lief für gewöhnlich nur Unsinn, aber bei einer Sendung, die sich um Schwangerschaft und Geburt drehte, blieb sie schließlich hängen. Dort wurden ausschließlich Paare gezeigt, die diese aufregende Zeit bis zur Ankunft ihres Babys gemeinsam genossen.
Nachdenklich legte sie die Hand auf ihren flachen Bauch. Was gerade im Fernsehen vor ihr ablief, würde sie bald auch selbst erleben und sie freute sich unheimlich darauf, doch als junge Frau hatte sie sich das Mutterwerden ein wenig anders vorgestellt. Mit einem Mann an ihrer Seite, den sie liebte, und der alle diese neuen Erfahrungen, die nun auf sie zukamen, mit ihr teilte.
Das Piepsen des Handys holte sie jäh aus ihren Gedanken, sie rechnete mit einer Kurzmitteilung von Konstantin, in der er sich nach dem abrupten Ende des Gespräches nach ihrem Befinden erkundigte, doch sie irrte. Der Absender war Jonas. Neugierig rief sie den Inhalt der Nachricht ab.
Hallo Lily, vielen Dank für den gestrigen netten Abend! Ich würde dich gern wieder sehen. Meld dich, wenn du auch willst, bis bald hoffentlich. Dein Jonas
Mit gemischten Gefühlen starrte sie ein paar Minuten lang auf die Buchstaben am Display, die seinen Namen bildeten. Die Mitteilung war sehr süß, sie verleitete sie dazu den vergangenen Abend in ihrem Kopf Revue passieren zu lassen. In seiner Nähe hatte sie, trotz allem was geschehen war, Vertrautheit empfunden. Vielleicht konnte sie ja eine ganz normale Freundschaft zu ihm aufbauen.

Trotz Konstantins hartnäckigen Versuchen Lily ins Gewissen zu reden, traf sie sich erneut mit Jonas. Einmal gingen sie ins Kino und anschließend nach einer kleinen Diskussion in ein Beisl essen. Als Fleischmuffel hätte Lily Asiatisch klar der deftigen Wiener Küche vorgezogen, doch sie schaffte es sich damit zu arrangieren, indem sie Fridattensuppe und als Nachtisch einen Mohr im Hemd aß. Ein anderes Mal machten sie sich einen lustigen Abend beim Pool spielen, oder sie gingen tanzen.
Und dann kam der Mai, es wurde endlich frühlingshaft warm, und was noch viel wichtiger war, die ersten drei sehr kritischen Monate von Lilys Schwangerschaft waren endlich vorüber. So erleichtert Konstantin um ihretwillen darüber war, so viel Unbehagen bereitete ihm der Gedanke seinem Lebensgefährten nun reinen Wein einschenken zu müssen.

An einem Montag gut eine Woche vor der letzten Vorstellung vor den Festwochen, in denen das Theater anderweitig eingesetzt wurde, hielt Lily ihn dazu an, es endlich hinter sich zu bringen. Es war einer der ersten wirklich warmen sonnigen Tage und sie trafen sich zu dritt in der Stadt, schlenderten eine Weile ziellos umher, bis sie schließlich im Volksgarten landeten und sich in jener etwas versteckten Ecke niederließen, in der umgeben von einem Meer aus frischem Grün die Sisi-Statue thronte.
„Ihr seid mir witzig“, stellte Felix belustigt fest. „Ich dachte wir wollten Eis essen gehen, aber die da sieht mir nicht wie eine Eisverkäuferin aus.“ Er wies auf die Figur.
Konstantin seufzte leicht. „Später… erst einmal muss ich dir etwas zeigen.“ Er zog ein Blatt Papier aus seiner Umhängetasche und hielt es ihm wortlos unter die Nase.
Irritiert betrachtete der andere Mann die Ultraschallaufnahme von Lilys Baby. Seine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Was ist das da?“
„Ein Ultraschallbild…“
„Ja, das erkenne ich gerade noch, obwohl ich ein Mann bin“, erwiderte Felix. „Aber wessen Kind ist das denn?“
Der Bayer zeigte immer noch schweigend und darum bemüht seine Nervosität zu verbergen auf Lily.
„Oh, also darf man gratulieren!“ Felix wandte sich der Salzburgerin zu. „Ich wusste ja gar nicht, dass du vergeben bist.“
„Bin ich auch nicht…“ Sie schluckte.
Verwirrung machte sich erneut breit und Konstantin ergriff endlich das Wort. „Werd bitte nicht allzu sauer, wenn es irgendwie geht… Ich bin der Vater von Lilys Baby, ich konnte ganz einfach nicht mehr mitansehen, wie sehr sie an ihrer Einsamkeit leidet, und dem Gedanken ihre Chance schon verpasst zu haben…“
Er senkte den Blick. Felix’ Schweigen verhieß mit Sicherheit nichts Gutes. Er liebte den Wiener so sehr, dass er sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen wollte, doch auch seine langjährige beste Freundin bedeutete ihm mehr, als er es in Worte fassen konnte.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 24.06.2008, 21:25:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon armandine » 13.06.2008, 08:29:05

Was für ein gemeiner Hänger! Schreib bloß bald weiter!

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Beitragvon Kitti » 13.06.2008, 13:35:51

Juhu, es geht weiter... Erst einmal: Was ist ein Mohr im Hemd und das andere Gericht? :lol: Sehr schöner und spannender Teil und das Ende ist wirklich gemein, schreib ganz schnell weiter!
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Beitragvon Sisi Silberträne » 13.06.2008, 14:26:00

Fridattensuppe kennt ihr wahrscheinlich eher unter Fädlesuppe --> http://www.kochbaeren.de/Rezept/04_09_F ... suppe.html

Und Mohr im Hemd --> http://www.eismann.at/img/16309details_16742.jpg
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Beitragvon Kitti » 13.06.2008, 14:37:23

Danke, jetzt bin ich schlauer. ;)
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Beitragvon Heldin » 13.06.2008, 15:20:37

Der Mohr im Hemd sieht ja lecker aus, die Suppe mag ich nicht so, aber ich bin allgemein kein so Suppenfan *jaja OT ich weiß* :lol:


Aber tolle Weiterführung Sisi, aber nun lässt sie sich ja doch wieder auf Jonas ein, hoffentlich hat der sich wirklich geändert :?
Schnell weiter (nicht wieder so lange warten lassen) :lol:

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Beitragvon ChristineDaae » 13.06.2008, 16:21:28

Was für ein gemeiner Schluss!!! :twisted: Schreib schnell weiter! :D :D :D
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Beitragvon uccello nero » 13.06.2008, 20:11:22

Sisi Silberträne hat geschrieben:Fridattensuppe kennt ihr wahrscheinlich eher unter Fädlesuppe --> http://www.kochbaeren.de/Rezept/04_09_F ... suppe.html

Und Mohr im Hemd --> http://www.eismann.at/img/16309details_16742.jpg


Wobei es eigentlich Fritatten heißt^^

Aber nun zu deiner Story^^ Der Teil ist wieder ganz super! Ich hab aber schon echt angst vor Felix' reaktion. Ich hoff er versteht Konstantin!
Also bitte schnell weiter :)


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