Durch das Dunkel der Welt

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

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Coco

Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Coco » 14.10.2008, 00:40:47

Wieder ein schöner Teil :D

Na ich bin gespannt, ob es auch weiterhin so bleibt, wie ich es kenne :mrgreen:

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon armandine » 14.10.2008, 09:30:22

Gefällt mir gut, der neueTeil. Hoffentlich wird das was mit den beiden.

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Gaefa » 14.10.2008, 13:09:00

Ein schöner Teil. Ich mag die Story und bin sehr gespannt wie es mit den beiden weiter gehen wird.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 15.10.2008, 18:16:59

Joa, es kommt mir durchaus bekannt vor. ;) Trotzdem sehr schön! :D
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 24.11.2008, 19:06:48

Danke für eure lieben Kommis, und enjoy die Fortsetzung ;)


Tags darauf schwebte Lily wie auf Wolken, sie fühlte sich so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Die Gedanken an Wolfgang, an seine sanften nussbraunen Augen und sein warmes Lächeln, drängten ihre Sorgen Konstantin und Felix betreffend in den Hintergrund. Sie wollte sich an ihrem nächsten spielfreien Abend wieder mit dem EDV-Techniker treffen. Als sie sich gerade ein großes Glas Orangensaft einschenkte, piepste im anderen Raum ihr Handy und wie von der Hornisse gestochen rannte sie hinüber, in der Hoffnung Wolfgang hatte ihre Nachricht, in der sie sich für den schönen Abend bedankte, soeben beantwortet. Doch die Mitteilung war von Jonas, ihn hatte sie fast völlig vergessen.
Hallo Liliane, hast du am Samstag Zeit? Kann ich dich nach der Vorstellung abholen? Love Jonas
Sein Gruß ließ sie stutzen. Offensichtlich machte er sich doch Hoffnungen, die sie keinesfalls erfüllen zu gedachte. Es war ein Fehler gewesen überhaupt wieder mit ihm auszugehen, sie hätte ihm von Anfang an deutlich machen sollen, dass sie nicht mehr als freundschaftlich an ihm interessiert war. Rasch beantwortete sie seine Nachricht, sie sagte ihm zu, um ihm dann persönlich zu erklären, dass sie den Kontakt zu ihm endgültig abbrechen wollte. Er war die Vergangenheit, mit der sie schon lange abgeschlossen hatte, die Zukunft war ihr Kind.

Den nächsten Frauenarzttermin erwähnte sie Konstantin gegenüber gar nicht, auch sonst vermied sie das Thema Baby, um es Felix und ihm nicht noch schwerer zu machen. Ihre gemeinsamen Szenen auf der Bühne waren im Moment gehemmt, die Chemie stimmte nicht, doch den Zuschauern fiel so etwas freilich nicht auf. Zwar wollte sie ihrem Kollegen das neue Ultraschallbild, auf dem man schon ein wenig mehr erkannte, gerne zeigen, aber sie schaffte es nicht sich dazu durchzuringen, weswegen sie es immer noch in ihrer Handtasche trug, als sie Samstag Abend das Theater verließ. Schnell entdeckte sie Jonas, der sich im Hintergrund hielt und geduldig wartete, bis sie sie ihre Fans mit Autogrammen und Fotos versorgt hatte.
„Guten Abend“, sagte er lächelnd, als sie sich ihm schließlich näherte. „Ich glaube langsam verstehe ich, warum sie dich so lieben. Und ich bin es, der dich ausführen darf, welche Ehre.“
Lily rang sich ebenfalls zu einem Lächeln durch. Sie folgte ihm zu seinem Audi und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken, während sie darüber sinnierte, wie sie ihn am besten vor vollendete Tatsachen stellte. Es war nicht ihr Wunsch ihn zu verletzten. Die ganze Zeit über in der Gaststätte redete sie nicht viel, hörte Jonas lieber nur zu. Als sie später wieder im Auto saßen und Lily unruhig ihre Finger knetete, erblasste sie.
„Ach verdammt, ich habe meinen Ring im Waschraum liegen lassen“, entfuhr es ihr, woraufhin Jonas sofort den Motor wieder abstellte. Eilig lief sie zurück und fand ihr Schmuckstück, das sie von ihren Eltern zur Matura bekommen hatte, tatsächlich drinnen beim Waschbecken.

Sie versank erneut ihre Gedanken, eine schwere Müdigkeit breitete sich langsam in ihrem ganzen Körper aus, weswegen ihr erst spät auffiel, dass Jonas sein Auto durch eine sehr menschenleere Gegend lenkte. Abgesehen von den reflektierenden Markierungen am Straßenrand gab es zwischen den Bäumen kein Licht. Lily richtete sich in ihrem Sitz auf.
„Wohin fährst du denn?“ fragte sie misstrauisch.
Jonas kniff konzentriert die Augen zusammen. „Das ist nur eine Abkürzung. Keine Angst, Baby.“
Das trug jedoch nicht zu ihrer Beruhigung bei. Trotz ihrer Anspannung fiel es ihr schwer die Augen offen zu halten. „Ich muss dir etwas sagen“, begann sie. „Die Abende mit dir waren schön, aber das muss aufhören. Es tut mir leid, ich kann dir nicht das geben was du willst.“
Jonas zeigte keine Reaktion, seine Augen blieben weiterhin fest auf die dunkle Straße geheftet. Einzig seine Nasenflügel blähten sich auf, auch wenn er es nicht zeigte, kochte er vor Wut. Sie kannte dieses Anzeichen gut, hatte sie es doch jedes Mal bemerkt, bevor er anfing sie zu schlagen.
„Bitte sag irgendetwas…“, flüsterte sie
Doch anstatt einer Antwort brachte er den Wagen so plötzlich zum Stehen, dass sie nach vorne geworfen wurde und der Sicherheitsgurt in ihren Hals schnitt. Reflexartig tastete sie nach der Türschließe, aber er hatte die Zentralverriegelung aktiviert.

„Du hast mich die ganze Zeit an der Nase herum geführt!“ keuchte er bebend vor Zorn. In einer schnellen Bewegung zog er etwas aus der Innenseite seines Jacketts hervor und knallte es ihr hin.
Lily starrte vollkommen verblüfft das Ultraschallbild ihres Babys an, das sie in ihrer Handtasche geglaubt hatte. „Aber woher…?“
Ruckartig wandte er sich ihr zu, seine Augen waren kalt. „Du scheinheiliges Biest hast die ganze Zeit das Kind eines anderen in dir getragen, während du mit mir fort gegangen bist! War dir der Kerl, der es dir gemacht hat, nicht mehr genug?“
„Ich war nie mit ihm zusammen und selbst wenn, geht es dich nichts an!“ brachte sie viel zu wenig nachdrücklich hervor. „Konstantin hatte recht, du hast dich kein bisschen verändert.“
In der nächsten Sekunde flog ihr Kopf unter einem wuchtigen Schlag gegen die Scheibe. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Als sich die Benommenheit wieder lichtete, war er über ihr, drückte sie mit seinem Gewicht in den Sitz, während seine Hände gierig über ihren Körper tasteten und sich unter ihr Shirt schoben, ehe sie hinab zum Verschluss ihrer Jeans glitten, um diese zu öffnen. Als seine Zunge in ihren Mund drang, biss sie zu, er zuckte mit einem Schmerzenslaut zurück und schlug sie erneut. Doch dieses Mal war sie vorbereitet, sie wehrte sich mit all ihrer Kraft, drosch verzweifelt mit ihren Fäusten auf ihn ein, wobei sie ihn mehr zufällig als beabsichtigt am Kinn traf. Sie tastete blind nach der Tür, irgendwie gelang es ihr diese zu öffnen und der kühle Luftzug setzte ihre letzten Kraftreserven frei. Sie rammte ihm das Knie zwischen die Beine, sodass sie sich befreien konnte, während er sich vor Schmerzen krümmte.
Seine wüsten Flüche ignorierend, rappelte Lily sich auf und stürmte blindlings in die Dunkelheit. Bald durchzog stechende Pein ihre Seite, doch sie zwang sich dazu weiter zu rennen, bis plötzlich ihr Fuß auf Widerstand stieß. Sie strauchelte und fiel. Jonas schien ihr nicht mehr zu folgen, jedenfalls hörte sie nichts, das darauf hindeutete. Erschöpft stämmte sie sich in die Höhe, warum war sie nur so entsetzlich müde? Ein Krampf durchzuckte jäh ihren Unterleib, sodass sie mit einem Stöhnen zurück sank und reglos liegen blieb.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 24.11.2008, 21:05:20, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 24.11.2008, 19:19:15

Schön, dass es endlich auch mit dieser Story weiter geht! :D Man freut sich für Lily, dass sie einen so netten Mann wie Wolfgang kennengelernt hat und man wünscht ihr, dass daraus mehr wird. Doch die Sache mit Jonas gibt dem Ganzen natürlich eine spannende und dramatische Wendung. Ich bin sehr gespannt, ob im nächsten Teil wirklich das passiert, was ich ahne. Bei schwarzen Punkten tanzen um ihre Augen hast du ein T vergessen, aber ansonsten kann ich diesen Teil wieder einmal nur loben!
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Gaefa » 24.11.2008, 19:20:18

Wirklich wieder ein sehhr schöner Teil.
Du verstehst es deine Stories spannend zu halten. Ich hoffe sehr für sie, dass sie sich erholt, aber ich hab ein ungutes Gefühl beim Ausgang dieser Szene. Ich bin gespannt was ales nächstes passiert, lass uns nicht allzu lange warten!
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Coco » 24.11.2008, 21:37:31

Wieder ein sehr schönes Kapitel :D

Aber Babsi, du bist grausam ^^
Sag du mir nochmal, dass ich zu dramatisch und alles bin. Du stehst mir da ja wohl in nix nach :mrgreen: ():-)

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 02.01.2009, 02:35:06

Coco, wir sind halt beide Drama-Queens ;)

So, weiter gehts, damit die arme Lily nicht da draußen verrottet ^^



Als Lily langsam wieder zu sich kam, waren die Bäume um sie herum bereits ins schwache hellklare Licht des beginnenden Morgens getaucht. Ihr Kopf schmerzte als wolle er bersten, sie richtete sich mühsam auf. Sie benötigte einige Augenblicke, um sich zu erinnern wie sie an diesen Ort gelangt war. Jonas! Er war im Auto auf sie losgegangen und hatte versucht sie zu vergewaltigen. Ihre Beine zitterten, als sie sich aufrappelte, sie wollten das Gewicht ihres Körpers kaum tragen. Ihre Handtasche fehlte, sie musste noch bei Jonas im Wagen liegen und darin das Mobiltelefon, sowie ihre Geldbörse.
Langsam setzte sie sich in Bewegung, die Straße konnte nicht weit sein. Tatsächlich stieß sie nach ein paar Minuten auf das graue leere Asphaltband. Sie wusste nicht in welcher Richtung es in die Stadt zurück ging, so schlug sie die ein, die ihr wahrscheinlicher schien. Eine lange Weile folgte sie der Straße, bis sie schließlich eine Abzweigung erreichte. Ein Schild wies den Weg nach Wien, ihre Intuition hatte sie nicht betrogen. Schweren Schrittes ging sie weiter, sie war müde und sehr durstig. Die ganze Zeit über kam nicht ein Auto vorbei, es war Sonntag, die Pendler, die wochentags früh in die Stadt zur Arbeit fuhren, lagen noch in ihren Betten und schliefen sich aus.
Nach und nach wurde es hell, Lilys Armbanduhr zeigte nach acht Uhr. Resignierend ließ sie sich auf einen Baumstumpf am Straßenrand sinken. Bis nach Wien war es viel zu weit um zu Fuß zu gehen, selbst wenn sie sich nicht so schlapp gefühlt hätte. Zumindest die Kopfschmerzen ließen nach. Ihre Lider wurden immer schwerer, bis sie in einen Dämmerzustand zwischen schlafen und wachen verfiel. Motorengeräusche holten sie schließlich in die Wirklichkeit zurück, sie erblickte ein rotes Auto, das sich rasch in Richtung der Stadt näherte. Sie sprang auf, machte beherzt einen Schritt auf die Straße und streckte den rechten Arm aus. Tatsächlich hielt der Wagen auf ihrer Höhe. Das Fenster wurde geöffnet und eine junge Frau mit rotblonden Locken musterte sie neugierig.
„Guten Morgen“, begann Lily leise. „Fahren Sie nach Wien?“
Die Autofahrerin nickte. „Möchten Sie mitfahren?“
„Ja bitte, wenn es keine Umstände macht“, antwortete die Salzburgerin und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
Die junge Frau warf einen Seitenblick auf die Anhalterin. „Was ist Ihnen denn widerfahren, dass Sie ganz allein da draußen waren?“
Lily seufzte leicht, sie konnte sich gut ausmalen, welchen Anblick sie bot. Erschöpft, zerzaust und die Kleidung staubig vom Liegen auf dem Boden. „Ach, mein Freund hat mich aus seinem Auto geschmissen, weil ich mich von ihm trennen wollte…“
„Was für ein Arsch“, kommentierte rotblonde Frau und verzichtete darauf weitere Fragen zu stellen. Stattdessen hantierte sie am Radio herum. Während der verbliebenen Fahrt wurde kein Wort mehr gewechselt.

Schließlich stieg Lily an der erstbesten Station eines öffentlichen Verkehrsmittels aus und bedankte sich herzlich bei der jungen Frau, ehe diese weiter fuhr. Nun stand sie an der Straßenbahnhaltestelle Rodaun und blickte auf ihr eigenes Selbst, das ihr vom Plakat im Wartehäuschen entgegen sah. Nie hatte sie sich der Frau im weißen Kleid so unähnlich befunden wie jetzt. Weil es Sonntag war, musste sie lange warten, bis ein weißroter Wagen der Linie sechzig kam. Die Rotblonde hatte ihr noch ein paar Münzen für einen Fahrschein gegeben, die sie in der Straßenbahn in den Automaten warf.
Eine gute halbe Stunde später stand sie endlich vor der Tür des Hauses, in dem ihre Wohnung lag. Doch ihre Schlüssel befanden sich ebenfalls in ihrer Tasche in Jonas’ Auto, so drückte sie auf den Klingelknopf ihrer alten Nachbarin, deren Stimme sich auch kurz darauf aus der Gegensprechanlage meldete.
„Grüß Gott, Frau Pluhar“, sagte Lily. „Ich bin die Frau Friedrich von nebenan. Würden Sie mich bitte hinein lassen, ich habe meine Schlüssel verloren.“
Im nächsten Moment meldete ein Surren, dass die Tür entriegelt worden war und sie trat ins Stiegenhaus. Ihre Nachbarin, die sie von Unterhaltungen im Gang recht gut kannte, kochte ihr eine heiße Tasse Tee, während sie den Schlüsseldienst anrief und auf das Erscheinen eines Mitarbeiters wartete. Sie ließ es sich auch nicht nehmen die viel jüngere Frau mit selbstgebackenem Marmorgugelhupf zu versorgen. Die Mehlspeise und vor allem die warme Flüssigkeit begannen Lilys Lebensgeister wieder zu erwecken. Trotzdem war sie dankbar, als sie endlich wieder in ihre eigene Wohnung konnte und das Schloss ausgetauscht worden war.

Die Zeit bis sie abends ins Theater musste, verbrachte sie mit einem ausgiebigen Bad und ein paar Stunden Schlaf. Danach, mit sauberer Kleidung am Leib, fühlte sie sich wieder wie ein Mensch. Die Vorstellung an diesem Abend würde sie nach Plan mit Konstantin spielen, sie hoffte nur, dass er nicht bemerkte, dass etwas vorgefallen war, denn dann würde er mit Sicherheit die Wahrheit aus ihr heraus quetschen. Er brauchte nicht zu wissen, dass er was Jonas betraf recht behalten hatte.
Kurz vor Vorstellungsbeginn trat ein Orchestermitglied an sie heran. Der Mann war wohl gerade erst gekommen, denn er hatte sein Cello in der dafür eigenen voluminösen Hülle über die Schulter gehängt.
„Einen Moment, Lily“, hielt er sie zurück, ehe sie an ihm vorbei gehen konnte. „Das hat mir an der Bühnentür jemand für dich gegeben. Seinen Namen hat er nicht genannt, aber er war dunkelblond, mittelgroß und ziemlich stämmig.“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Lily ihre Handtasche an, die er ihr reichte. Und beschrieben hatte er eben zweifellos Jonas. „Danke dir…“, murmelte sie.
„He, ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte der Musiker prompt nach.
Sie nickte möglichst nachdrücklich. „Ja, passt schon. Danke noch einmal.“
Damit gab er sich zufrieden, obwohl er nicht ganz überzeugt schien. Aber es ging ihn ja nichts an.
„Wie kommt Jonas zu deiner Tasche?“ Konstantin musterte seine Kollegin äußerst skeptisch und er würde sich keineswegs so leicht abspeisen lassen.
Lily schluckte. „Ich habe sie gestern bei ihm im Auto vergessen.“
Der Bayer hob verwundert die Augenbraue. „Wieso vergisst du deine Handtasche? Da ist doch dein Geld drin, und alles, oder irre ich da?“
„Es war keine Absicht, Konstantin“, antwortete sie unwirsch. „Die Vorstellung fängt gleich an.“ Sie ließ ihn stehen, um die Tasche noch rasch in ihrer Garderobe abzulegen. Doch zuvor kontrollierte sie den Inhalt. Es war alles da, ihre Geldbörse mit der gesamten Barschaft vom Vorabend und allen Karten, das Handy, die Schlüssel. Lose darin lagen auch einige Papierfetzen, die sie heraus fischte und erschrocken als die Reste des Ultraschallbildes ihres Babys erkannte. Jonas musste es zerrissen haben. Ihr wurde plötzlich übel, sie hatte die düstere Ahnung, dass er damit keineswegs aus ihrem Leben verschwunden war.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Gaefa » 02.01.2009, 12:41:49

Endlich gehts weiter!
Schön, dass sie unverletzt nach Hause gefunden hat.
Ich bin gespannt, was Jonas als nächstes machen wird und wie es mit Lily weiter geht.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon armandine » 02.01.2009, 14:47:30

Spannender Teil, sehr schön!

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 02.01.2009, 19:10:39

Meine Vermutung stimmt bisher also nicht, da bin ich ja gleich noch gespannter, wie es weiter gehen wird. Also bitte bald das nächste Kapitel! :D
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Coco » 03.01.2009, 22:00:18

Hui, tolles Kapitel. Bin gespannt, wie es weitergeht :D

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 01.03.2009, 16:24:56

Danke euch, ihr Lieben! Habs endlich geschafft mal wieder weiter zu schreiben. Drama-Queen lässt grüßen :)


Da es die letzte Show vor dem Sommer gewesen war, trafen sich sämtliche Darsteller anschließend im Pausenraum, um mit Sekt auf den gelungenen Abschluss der Saison anzustoßen. Die Hauptbesetzung würde im Herbst wieder ins Theater zurück kehren, nur Lily nicht. Sie sehnte die Erholung der spielfreien Zeit herbei, der Gedanke jedoch nicht mehr in die Produktion zurück zu kehren, stimmte sie wehmütig, obwohl sie sich unglaublich auf ihr Baby freute. Es fühlte sich an wie das Ende eines Abschnitts, sie glaubte nicht diese für sie so wichtige Rolle danach noch einmal zu spielen. Sie hatte schon bescheid gegeben, damit Auditions für eine neue Darstellerin ausgeschrieben werden konnten, mittlerweile wussten es wahrscheinlich die meisten ihrer Kollegen am Theater, doch die Fans sollten es erst erfahren, wenn die Neubesetzung ihrer Rolle offiziell wurde.
Nicole drückte ihr grinsend ein Glas Sekt in die Hand, woraufhin sie ihre Kollegin skeptisch ansah. Die Kärntnerin lachte leise. „Keine Sorge, das ist Kindersekt. Wir denken schon an dich!“
Binnen fünf Minuten war aus dem kleinen Beisammensein eine Abschiedsparty für Lily geworden. Sie hatte nicht geahnt, dass das ganze Theater schon bescheid wusste, aber sie glaubte den Verantwortlichen gut zu kennen.
„Wir werden dich vermissen, das weißt du hoffentlich“, sagte der blonde Mann kurz darauf zu ihr. „Du musst uns ab und zu besuchen kommen, und uns, wenn es so weit ist, dein Baby vorstellen.“
Dafür wurde von allen Seiten Zustimmung bekundet, sodass Lily es lachend versprach. Nacheinander wurde sie von allen herzlich umarmt, sodass es ihr der Gedanke ans Abschied nehmen noch schwerer fiel. Nicole schenkte ihr für das Baby einen gelben Strampler mit einer eingestickten Sonne und Manuel hatte eine Rassel ausgesucht. Konstantin wollte sich sein Geschenk für später aufheben.
Der Bayer ließ sich bei der Sache mit Jonas keineswegs so leicht abwimmeln, damit hatte die Salzburgerin auch nicht gerechnet. Im Korridor auf dem Weg zur Bühnentür fing er sie nach der kleinen Feier ab, ehe sie an ihm vorbei marschieren konnte, um das Theater zu verlassen.
„Warte Lily“, begann er. „Magst du mir nicht doch erzählen, was sich gestern zwischen dir und Jonas abgespielt hat? Bei der Erwähnung dieses Namens erschien eine deutliche Sorgenfalte auf seiner Stirn.
Sie seufzte leicht. „Ist das denn so wichtig? Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht mehr treffen möchte, da wurde er wütend und hat mich aus seinem Auto geworfen. Dabei habe ich die Tasche einfach vergessen.“
Der blonde Mann glaubte ihren Worten nicht so ganz, doch wenn sie ihm nicht alles sagen wollte, musste er sich für den Moment damit abfinden. Er schwor sich, sollte Jonas seiner Kollegin etwas angetan haben, würde er das bereuen. „Nett von ihm, dass er dir die Tasche gebracht hat“, kommentierte er zynisch.
„Bitte Konstantin, du machst aus einer Mücke einen Elefanten. Es ist nichts passiert.“ Indem sie nun durch die Tür ins Freie ging, brach sie das Gespräch ab. Draußen zwischen all den Fans ließ sich keine Unterhaltung fortführen.
Geduldig ließ sie den besonders großen Wirbel anlässlich der letzten Vorstellung vor der Pause über sich ergehen, war dennoch froh schließlich alles für diesen Abend hinter sich lassen zu können. Aufgrund der Schwangerschaft war sie oft müde und konnte es jetzt kaum erwarten sich ins Bett zu legen. In dieser Nacht schlief sie jedoch nicht besonders gut, sie wurde von wirren Träumen heimgesucht.

Der Boden unter Lilys Füßen schwankte bedrohlich, sie hockte auf Planken aus dunklem morschem Holz. Nebel beherrschte die Szenerie, sodass sie nicht zu erkennen vermochte, an welchem Ort sie sich befand. Kalter Wind strich über ihre Haut, brachte den beißenden Geruch von Alter und Fäulnis mit sich. Auf einmal zerriss eine heftige Böe die dichten Schwaden, offenbart die Umrisse eines geisterhaft anmutenden Schiffes. Ein alter Dreimaster, dessen schwarze zerfetzte Segel im Wind flatterten. Mühsam auf dem schwankenden Grund richtete sich die dunkelhaarige Frau auf. Der Nebel hatte sich jetzt soweit gelichtet, dass sie vor dem Bug des Schiffes einen riesenhaften dunklen Schlund in der alles beherrschenden Nacht erkannte, auf den es langsam zusteuerte.
Am Steuer des Kahns stand eine Gestalt, verborgen im Dunkel und gemächlich das Rad drehend. Lily setzte sich in Bewegung, denn dies war das einzige Wesen, das sich, abgesehen von ihr selbst, an Bord des Dreimasters aufhielt. Für einen Moment glaubte sie an ihm etwas blitzen zu sehen, als trüge er einen Goldhelm. Oder war es sein Haar? Das so irreal anmutende Geschöpf erschien ihr seltsam vertraut, ohne dass sie sich erklären konnte weshalb. Sie erreichte die Tür zum Inneren des Schiffes, doch obwohl sie jeden Moment aus den Angeln zu fallen schien, ließ sie sich nicht öffnen, wie sehr die dunkelhaarige Frau auch zog und zerrte.
Ein geisterhaftes übernatürliches Lachen schallte über das Deck. Jäh spürte Lily, dass sie nicht mehr alleine war. Eiskalte Luft strich über ihre Haut, sie fröstelte. Sie wirbelte herum und ihr Blick fiel auf Gestalten, die sich langsam über die morschen Planken näherten. Das Holz knarrte nicht, denn diese Wesen waren durchscheinend körperlos. In der Menge der leeren Gesichter, die einen hohen Gesang anstimmten und sich in einem grotesken Totentanz um sie herum bewegten, erkannte sie ihre Eltern, ihre Schwester, ein paar ihrer Kollegen, darunter Konstantin, Nicole und Manuel.
„Nicht… weg von mir…“, zu Tode erschrocken versuchte sie die Schemen mit den Armen von sich fernzuhalten. Doch diese ließen sich in ihrem Tanz nicht beirren.
Dann auf einmal hielten sie inne, der unheimliche Gesang riss ab. Nichts bewegte sich mehr. Die Wesen starrten aus ihren leeren Augen auf einen Punkt hinter hier und dann verneigten sie sich voller Ehrfurcht. Zitternd wandte Lily sich um, sah sich jäh einer stämmigen Gestalt gegenüber, ein Mann, der in einen samtschimmernden schwarzen Anzug gehüllt war. Es war er, der das Schiff zuvor gesteuert hatte und er trug keinen Goldhelm, sie hatte sein blondes Haar gesehen. Es war nicht Konstantin, er gehörte den Geistwesen an. Es war Jonas. Seine Augen musterten sie kalt und als er sie direkt ansah, konnte sie in ihnen ihr Spiegelbild erkennen. Ein schwarzer Schwan.
„Du bist mein“, sagte er mit unheimlich hallender Stimme. „Du und dein Kind, jetzt und für immer…“
Sie war wie erstarrt, als er seine Hand in einer lockend ziehenden Bewegung auf sie richtete. Im selben Moment ging eine Veränderung mit ihr vor, ihr Bauch wuchs, wölbte sich und dann krümmte sie sich vor Schmerz. Das Geschrei eines Neugeborenen zerriss die Stille, sie zwang sich aufzusehen. Ihr Bauch war wieder flach, doch Jonas hielt ein zappelndes Bündel in den Armen. Er lächelte bitter. Lily konnte sich nicht rühren, weder den Fuß heben, noch den Mund öffnen, um ihn anzuschreien. Sie musste zusehen, wie er sich langsam mit dem wimmernden Kind entfernte, bis er von Dunkelheit und aufziehenden Nebeln verschluckt wurde.
„Neeeeeeeeeeeeeeeiiiiin!!!!!“ gellte endlich ihr verzweifelter Schrei über das Deck des schwarzen Schiffes.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 01.03.2009, 16:48:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Coco » 01.03.2009, 16:40:54

Hui, wie kome ich bloß darauf, dass mir das alles seeeeehr bekannt vorkommt :lol: :mrgreen:

Gefällt mir gut. Wieder sehr schon geschrieben. Bin gespannt, obs auch so weitergeht, wie ich es kenne :mrgreen:

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 01.03.2009, 16:45:22

Den Alptraum finde ich besonders toll. Da läuft dem Leser ja beinahe ein kalter Schauer über den Rücken, so unheimlich düster hast du die gesamte Szenerie aufgebaut. Bitte bald weiter!
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Gaefa » 31.03.2009, 16:22:24

Besser spät als nie. Hab endlich mal wieder Zeit zu lesen.
Wirklich ein schöner, aber durch den wirklich gelungenen Alptraum ein unheimlicher Teil. Ich bin sehr gespannt, ob das irgendeine vorausdeutende Wirkung entwickelt. Lass uns nicht mehr allzu lange warten!
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 19.04.2009, 19:40:58

Danke, danke...
Na, immer noch so bekannt? ;)



Schwitzend und um sich schlagend fuhr Lily in die Höhe. Ihr Herz klopfte wie wild, sie atmete schwer und zitterte am ganzen Körper. Sie benötigte einige Augenblicke, um zu begreifen, dass sie sich in ihrem Bett befand. Die erschreckend realen Bilder ihres Traumes waren immer noch in ihrem Kopf und sie glaubte Jonas’ hämisches Lachen zu hören. Ihre klammen Finger umfassten den Saum der Bettdecke. Sie, die starke Liliane Friedrich, die das Idol von vielen jungen Mädchen war, die sie am Bühnentürl umschwärmten, und die sie für stark und selbstbewusst hielten, saß zitternd vor Angst in ihrem eigenen Bett. Sie wusste nicht, wozu ihr Exfreund wirklich fähig war, nach seinem Versuch sie zu vergewaltigen. Und das zerrissene Ultraschallbild kam einer Drohung gleich. Warum nur hatte sie nicht einfach auf Konstantin gehört, anstatt immer das Gute in den Menschen sehen zu wollen? Jonas hatte doch vor fünfzehn Jahren schon bewiesen, dass er keine Hemmungen hatte, ihr etwas anzutun.

Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder eines Abends, an dem sie mit den Kollegen noch etwas trinken gegangen war. Es war Konstantins Geburtstag gewesen, nur deshalb war sie mitgekommen. Sie wusste was ihr bevor stand, wenn sie zu spät nach Hause kam und diesmal zeigte die Uhr weit nach Mitternacht, obwohl sie nicht lange geblieben war.
„Wo bist du gewesen??“ knurrte Jonas wütend.
Lily schluckte hart. „Es tut mir leid… Konstantin hatte doch Geburtstag. Wir haben noch etwas getrunken. Sei bitte nicht böse.“
„Nur etwas getrunken, ja klar…“ Er kniff die Augen zusammen. „Du hast dich mit deinem Kollegen ein bisschen vergnügt!“
„Nein, das ist nicht wahr…“ Weiter kam sie nicht, ehe ein wuchtiger Schlag sie gegen die Wand des Zimmers schleuderte. Reflexartig versuchte sie ihr Gesicht mit den Armen vor seinen Angriffen zu schützen, doch sie konnte auch diesmal nicht verhindern, dass er weiterhin auf sie einprügelte und nach ihr trat, als sie bereits am Boden lag. Vor Schmerz wimmend wurde sie an den Haaren wieder auf die Beine gezogen. Jonas packte sie an den Handgelenken und zerrte sie ins Schlafzimmer, zwang sie aufs Bett.
„Lass mich… bitte… hör auf…“, flehte sie, sich angsterfüllt in seiner eisernen Umklammerung windend.
Doch er dachte gar nicht daran, sondern öffnete hastig ihre Hose. „Ach, so ist das! Für den verdammten Schönling machst du die Beine breit wie eine läufige Hündin und mir, deinem Freund, verweigerst du dich.“
„Aber ich habe nicht mit ihm…“ stammelte Lily verzweifelt, während er ihr gierig zwischen die Beine fasste. Sie hatte keine Kraft mehr, um ihn davon abzuhalten, sie mit Gewalt zu nehmen. Es interessierte ihn nicht, dass sie danach mit schmerzendem Leib auf dem Bett liegen blieb, unfähig sich zu bewegen, und sich nur noch wünschte in einen Schlaf zu fallen, aus dem es kein Erwachen gab.

Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab und sie schlang die Arme fest um ihren bebenden Körper. Dieses Ereignis hatte sie all die Jahre verdrängt, doch jetzt durch das, was im Auto beinahe geschehen war, brach alles wieder aus ihr hervor. Sie glaubte fast seine gierigen Hände erneut auf ihrem Körper zu spüren und Übelkeit regte sich in ihr. Obwohl es mitten in der Nacht war, stellte sie sich unter die Dusche. Das heiße Wasser ließ sie sich langsam entspannen.
Merklich ruhiger legte sie sich danach wieder ins Bett, um noch ein bisschen Schlaf zu finden, ehe ein neuer Tag begann. Behutsam glitt ihre Hand über die leichte Wölbung ihres Bauches, die sie unter dem Stoff des Nachthemds deutlich spürte. Auf einmal fühlte sie etwas in ihrem Inneren, eine federleichte Bewegung wie kleine tanzende Luftbläschen. Es war völlig neu und doch wusste sie genau was es war. Zum allerersten Mal spürte sie ihr Baby in sich. Dieses Kind war ein Geschenk und sie würde nicht zulassen, dass Jonas alles zerstörte.

Jetzt wo die Sommerpause angebrochen war, wollte Lily die warme Zeit in vollen Zügen genießen. Sie verabredete sich mit Wolfgang für den kommenden Samstag zum Essen und Tanzen gehen, jetzt hatte sie ja an den Abenden Zeit für Unternehmungen, während der EDV-Techniker unter der Woche tagsüber in seinem Laden arbeitete. Sie trafen sich in der Stadt und suchten sich zunächst ein nettes kleines Restaurant.
„Euer Stück ist wirklich schon aus?“ stellte Wolfgang während des Essens bedauernd fest. „Ich hätte dich gern auf der Bühne gesehen.“
Lily hielt zwischen zwei Bissen ihrer Käsespätzle inne, insgeheim fühlte sie sich geschmeichelt. „Du magst also Theater? Vielleicht hast du im Sommer in Triest noch die Gelegenheit. Wir haben da eine Woche ein Gastspiel vor dem Schloss Miramare. Es ist nur eine Konzertante, ich schätze deswegen wollen sie immer noch, dass ich spiele. Wird bestimmt amüsant aussehen. Sie wollen die neue Besetzung dann erst nach der Sommerpause einführen, das geht mich dann nichts mehr an.“
Der braunhaarige Mann lächelte ein wenig verlegen. „Eigentlich bin ich nicht so der Theatermensch, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Triest hört sich gut an, Benni war noch nie am Meer, er findet das bestimmt großartig!“
„Ja, ganz sicher! Zum ersten Mal das Meer sehen, ist schon etwas Besonderes.“ Sie dachte an den Griechenland-Urlaub damals während der Ausbildung mit ein paar Freunden zurück und es stellte sich heraus, dass auch Wolfgang seine erste Begegnung mit dem Ozean im Land des Tzatzikis und des Rezinas gehabt hatte. Für eine Weile beschränkten sich ihre Gespräche auf die dortigen Erlebnisse, die mitunter recht abenteuerlich gewesen waren.
Später ließen sie den Abend in einer Tanzbar ausklingen. Lily fühlte sich wohl in Wolfgangs Nähe, sie genoss es zu einem langsamen Schmusesong eng umschlungen mit ihm zu tanzen, den Kopf an seine Brust gelehnt. Sein Aftershave roch so gut. Es war weit nach Mitternacht, als sie wieder auf die Straße traten. Es regnete und hatte stark abgekühlt, was ihre erhitzten Gemüter zunächst kaum berührte. Erst als der Guss noch heftiger wurde, stellten sie sich in einem Hauseingang unter.
„So ein blödes Wetter“, lachte Wolfgang. Sie konnten sich beide gut vorstellen, welch amüsanten Anblick sie boten. Zwei im wahrsten Sinne des Wortes begossene Pudel. „Es ist nicht weit zu mir nach Hause, von dort kann ich dich dann mit dem Auto heim fahren.“
Sie willigte ein, doch weil Wolfgang seine Wagenschlüssel nicht dabei hatte, gingen sie zunächst nach oben zu der Wohnung im fünften Stock, in der er mit seinem Sohn lebte. Die Tür quietschte ein wenig und Lily sah sich neugierig um, während der dunkelhaarige Mann eins von Bennis Spielzeugen vom Boden aufsammelte.
„Entschuldige die Unordnung“, murmelte er verlegen.
„Soll das ein Witz sein? Ich finde es wunderschön bei euch.“ Lily lächelte leicht. Hier herrschte genau das Leben, das sie in ihren eigenen vier Wänden immer vermisste. Ihr Blick fiel auf zwei Türen an der hinteren Wand des Wohnbereichs, auf einer davon stand in großen bunten Lettern ‚Benni’.
Wolfgang hielt ihr ebenfalls grinsend die Autoschlüssel unter die Nase. „So, bereit zum Aufbruch. Aber wenn es dir so gut gefällt, kannst du auch gern hier übernachten.“
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 03.05.2009, 13:17:37, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Gaefa » 19.04.2009, 19:50:04

Schön, dass es weiter geht.
Wieder ein toller Teil. Die arme Lilly, was sie alles erleben musste... Ich hoffe ihr geht es mit Wolfgang besser. Ich bin sehr gespannt wie es wohl weiter gehen wird und ob sie das Angebot annehmen wird.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 19.04.2009, 19:54:48

Super, dass es weitergeht. Ein neuer Teil voller Höhen und Tiefen für Lilly. Schön, dass sie durch den liebevollen Umgang mit Wolfgang Ablenkung findet. Du machst es spannend, also bitte bald weiter!
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