Musical - Ein Teil meines Lebens

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Christine
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Christine » 19.02.2012, 19:41:20

Ui, schön, eine Fortsetzung :) Und wirklich schön geschrieben. Man kann sich so richtig mit ihr freuen, dass sie jetzt so eine Chance bekommt.
Bin schon gespannt, wie es weitergeht :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 20.02.2012, 19:26:50

Ich kann Christine nur zustimmen: Sie ist zu beneiden, dass sie so einfach diese Chance kriegt, eine Hauptrolle zu spielen. Bitte bald weiter! :)
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 21.03.2012, 21:18:01

Danke euch beiden für die Kommis! Ich hab heute mal geschafft weiter zu schreiben, deshalb gibts eine Fortsetzung ;)

„Norina Bauer schlug schon früh eine musikalische Laufbahn ein. Im Kindesalter begann sie das Spielen von Klavier und Geige zu erlernen, was sie erfolgreich fortführte. Auch dem Gesang wendete sie sich sehr bald zu und bekam ab ihrem 15. Lebensjahr professionellen Gesangsunterricht, der sich bald in Richtung Musical entwickelte. Norina entdeckte dieses Gebiet für sich und wirkte in einer Stadttheaterproduktion von Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ erfolgreich im Ensemble mit. In „Mozart!“ gibt das vielversprechende Nachwuchstalent nun ihr Debüt auf einer großen Bühne und steht neben der Schule als Mozarts Frau Constanze auf der Bühne.“, las ich laut vor und blickte mit großen Augen von dem Zettel, den ich in meinen Händen hielt auf.
„Na, was sagst du dazu?“, wollte Leon, der mir gegenüber saß mit einem stolzen Grinsen im Gesicht von mir wissen. „Wow, das ist wirklich… krass.“, begann ich. „Und das wird so…“ Weiter kam ich nicht, da ich noch immer in die Worte auf dem Papier versunken war.
„Das wird so im Programmheft stehen. Naja, auf dem Zettel, der ab Januar noch hineingelegt wird für dich und die anderen neuen Castmitglieder.“, erklärte mir Leon.
„Gefällt dir der Text denn so?“ - „Ja, natürlich. Nur ‚vielversprechendes Nachwuchstalent‘ hört sich ziemlich hochgegriffen an und mussten sie erwähnen, dass ich noch zur Schule gehe?“, gab ich einen leicht zweifelnden Kommentar von mir.
„Na hör mal, klar bist du ein vielversprechendes Nachwuchstalent, dieser Ausdruck kam übrigens von Bob.“, grinste er mir zu. „Und das mit der Schule steht dabei, um hervorzuheben, dass du noch eine größere Leistung erbringst, da du ja hauptberuflich eigentlich noch Schülerin bist.“ Er strich mir durch die Haare und gab mir einen zärtlichen Kuss.
„Ja, unsere Tochter wird nun scheinbar ein richtiger Musicalstar.“, merkte mein Vater mit einem leicht sarkastischen Unterton an. „Es sieht wohl ganz danach aus.“, gab meine Mutter ein wenig stolz zu. „Irgendeine unserer Töchter musste ja zur Künstlerin werden.“, seufzte mein Vater mit einem anklagenden Blick in Richtung meiner Mutter. „Jetzt gib mir nicht die Schuld daran. Nora hat sich das ganz allein so ausgesucht.“, wehrte meine Mutter ab. „Ja, aber deine künstlerischen Gene werden da sicherlich eine Rolle gespielt haben.“, behauptete mein Vater weiter. Er mochte es scheinbar nicht akzeptieren, dass seine jüngste Tochter nun auf der Bühne stand, auf die seine Frau immer gewollt hatte, aber zugunsten der Familie darauf verzichtet hatte.
„Hey, es ist Weihnachten. Das Fest der Liebe.“, erinnerte ich meine Eltern. „Also hört auf zu streiten. Gene hin oder her, ich bin nun mal so wie ich bin und darüber bin ich froh.“, erklärte ich ihnen. „Du hast ja recht.“, seufzte mein Vater noch einmal.
In den letzten Wochen spielte ich tatsächlich beinahe jedes Wochenende einige Shows. Svenja war immer noch nicht wieder fit und würde erst zum nächsten Jahr hin wieder spielen dürfen. Die Weihnachtsfeiertage waren auch für Leon die einzigen freien Tage. Schon in drei Tagen würden wir wieder auf der Bühne stehen müssen, somit wollte ich die Tage bei meiner Familie möglichst genießen und zum Ausruhen nutzen. Dies galt auch für meinen Freund, der sicherlich auch nicht ganz unschuldig daran war, dass ich nun auf der Bühne stand.
Gerade waren wir bei der Bescherung angelangt und Leon hatte mir den Zettel mit meiner Kurzbeschreibung fürs Programmheft geschenkt. „Das Bild kenn ich gar nicht. Wo ist das denn her?“, wollte meine Mutter wissen. „Das ist eine wirklich gute Frage.“, musste ich eingestehen. „Ich kann mich auch nicht erinnern, wann das gemacht wurde. Vor allem sieht es wirklich aus wie extra fürs Programmheft.“ Ich schaute auf das Bild, das zugegebenermaßen recht hübsch, wenn auch nicht gerade besonders war.
„Allerdings.“, ließ Leon verlauten. „Das ist ja auch beim Fotoshooting fürs Programmheft gewesen. Erinnerst du dich nicht mehr daran?“, wollte er wissen. „Ähm, an den Tag des Shootings schon, aber da war ich nicht vor der Camera.“, kramte ich in meinen Erinnerungen. „Oh doch, das warst du. Zwar nicht vor der des Fotografen, aber Svenja hat ja auch fleißig geknipst.“, meinte Leon.
Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Klar, Svenjas Fotos! Sie hatte ja zu mir gemeint, dass ich mal so posieren sollte, als würden wir auch Programmheftfotos machen. Das hatte ich total vergessen. „Stimmt.“, gab ich kleinlaut zu.
„Wo wir grade bei vergessenen Bildern sind, hab ich noch eine Kleinigkeit für dich.“, sagte Leon, wobei er ein weiteres Geschenk hervorholte. Unter dem weihnachtlichen Geschenkpapier kam ein schönes Fotoalbum zum Vorschein. Das erste Bild erkannte ich nun sofort, es war eben bei diesem Fotoshooting entstanden und zwar als Leon mich auf den Arm genommen hatte.
„Vielen Dank.“, bedankte ich mich bei meinem Freund über dieses tolle Erinnerungsstück und gab ihm einen Kuss. „Ich hoff es gefällt dir.“, sagte Leon in seiner bescheidenen Art. „Natürlich.“, versicherte ich ihm, während ich schon durch die Seiten blätterte und sowohl private Aufnahmen von uns beiden als auch Szenenbilder von Mozart! entdeckte. Ich hatte wohl keines der Bilder vorher zu Gesicht bekommen, was die Überraschung perfekt machte. Auch meinen Eltern mussten wir erstmal erklären wo die ganzen Bilder entstanden waren.
„Das ist aber ein schönes Bild von euch beiden.“, merkte mein Vater plötzlich an. Er deutete auf ein Foto, das einen intensiven Kuss zwischen uns zeigte. „Es hat etwas Magisches an sich.“, gab nun auch meine Mutter zu. Ich schaute etwas erstaunt drein, während Leon ihnen antwortete:
„Oh ja, das ist auch eines meiner Lieblingsbilder, vor allem weil es so ganz ungewollt entstanden ist. Das war nach der Premiere auf der Aftershowparty. Einer der Fotografen war so nett es mir zukommen zu lassen.“ Er grinste mir verschmitzt zu. „Woran du alles kommst.“, erwiderte ich. „Aber schön ist es wirklich. Hätte mir ja denken können, dass es noch mal irgendwo auftaucht.“ Nun grinste auch ich.
Als wir das Album mindestens drei Mal durchgeschaut hatten, meinten meine Eltern, dass es Zeit sei weiter zu machen. „Wir haben uns auch was überlegt.“, begann mein Vater. „Auch wenn es mir nach wie vor widerstrebt dich an die Kunst zu verlieren,“, dramatisierte er die Situation gekonnt, „haben deine Mutter und ich uns dazu entschieden dir auf deinem Weg zu helfen.“ – „Bitteschön mein Schatz. Ich hoffe du kannst dies gebrauchen.“, waren die Worte meiner Mutter, mit denen sie mir einen Umschlag überreichte.
Ich fragte mich wirklich, was da wohl drin sein würde. Vorsichtig riss ich ihn auf und ein Papier kam zum Vorschein. Nachdem ich es entfaltet hatte, las ich abermals laut vor:
„Liebe Nora. Dies ist ein Gutschein über Tanzstunden, die du als Grundlage für deine kommende Ausbildung sicherlich gut gebrauchen kannst. Den Tanzstil überlassen wir dir selbst und wünschen dir ganz viel Spaß dabei. Frohe Weihnachten wünschen dir deine Eltern.“
Ich strahlte. „Danke, das ist echt toll.“, rief ich begeistert.
„Und was meinst du welchen Tanzstil sie am meisten gebrauchen könnte?“, wandte sich mein Vater an den Experten. „Am Wichtigsten wäre wohl Ballett.“, entgegnete Leon und ich vergrub mein Gesicht in den Händen.
„Oh nein, das hab ich früher schon nie hinbekommen.“, beklagte ich mich. Leon schaute mich verwundert an. „Ja, ich hab schon mal Ballett getanzt, lange her, aber geklappt hat das nie.“, erklärte ich.
„Neues Spiel, neues Glück. Außerdem würde es sich in deinem Lebenslauf echt gut machen.“, waren seine abschließenden Worte, mit denen er erneut auf sein erstes Geschenk verwies und mich überzeugte.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 22.03.2012, 12:27:41

Ui, schön, dass du weitergeschrieben hast und uns eine Fortsetzung präsentierst. Ich bin wirklich gespannt, wie es für Nora nach der ersten Rolle, die so unerwartet kam, weitergehen wird.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Christine » 22.03.2012, 18:29:12

Super, eine Fortsetzung :) Ich bin auch schon gespannt wie es weitergeht. Mir gefällt dein Stil sehr gut, man fühlt sich wirklich wie mitten in der Weihnachtsfeier ;) Nur weiter so!

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 15.04.2012, 17:29:00

Euch beiden wieder vielen Dank für die Kommis :) Da ich heute mal einen neuen Teil geschafft habe, gehts hier auch weiter! Viel Spaß mit Teil 40!

Zwei Tage später befanden wir uns wieder in Essen, die Arbeit rief.
Da sich Tonia zwischen den Jahren frei genommen hatte, durfte ich die ganzen Shows, inklusive der Silvestershow spielen. Ja, durfte war wohl der richtige Ausdruck, denn mittlerweile liebte ich es auf der Bühne zu stehen.
„Du machst mir ganz schön Konkurrenz.“, ließ Svenja an diesem Tag verlauten. „Ach Quatsch.“, wehrte ich ab. „Du bleibst die beste Constanze und das wirst du ab nächster Woche auch wieder zeigen.“ Sie nickte.
Ihr Fuß war verheilt und ab nächstem Jahr würde sie wieder auf der Bühne stehen dürfen. Heute hatte sie schon einen Probedurchlauf gespielt. „Ich muss mich langsam daran gewöhnen wieder so viel rum zu laufen und vor allem zu tanzen.“, hatte sie mir am Morgen erklärt. „Aber ich freu mich auf nichts mehr als endlich wieder spielen zu dürfen. Das wird das schönste Neujahrsgeschenk.“, grinste sie. Ich nickte. „Auch wenn ich dann nicht mehr so viel spielen darf, bin ich froh, dass du wieder spielen und tanzen darfst.“, gab ich zu.
„Apropos tanzen. Ich hab gehört du machst jetzt Ballett?“, erkundigte sie sich. Ich schaute sie etwas überrascht an. „Woher weißt du das denn schon wieder?“, wollte ich wissen. „Naja, Leon hat es mir erzählt.“, sagte sie kleinlaut. „Oh man, hier wird aber auch alles gleich weiter getratscht.“, beschwerte ich mich scherzhaft.
„Nun ja, also entschieden ists noch nicht ganz, aber Leon meinte, dass mir Ballett am meisten weiter helfen würde.“ – „Da hat er recht. Mit Ballett als Grundlage lässt sichs ganz gut weiter machen.“, erklärte mir Svenja und sie wusste ja wovon sie redet.
Doch noch mehr Fragen konnte ich an dieser Stelle nicht stellen, da die Show unmittelbar bevor stand und ich mich noch ins Kostüm zwängen musste.
Nach der Vorstellung saßen wir noch ein wenig zusammen und unterhielten uns über die Feiertage.
„Eigentlich wollten wir ja zu Adrians Eltern, aber da meine Repremiere nun auf den 2.1. gelegt wurde, hatte sich das nicht gelohnt. So musste meine Familie unter uns leiden.“, erzählte Svenja in ihrer offenen Art, während ihr dänischer Freund schweigend neben ihr saß und seinen Arm um sie gelegt hatte.
War er immer so still oder nur in meiner Gegenwart? Ich hatte mir schon öfter darüber Gedanken gemacht, aber einen Reim konnte ich mir nicht darauf machen. Fest stand, dass Adrian mir gegenüber immer kühl wirkte und viel hatte ich mit ihm in der ganzen Zeit auch nicht geredet, obwohl er ja immer dabei war. Doch ich sollte noch genug darüber nachdenken.
„Übrigens,“, riss mich Svenja aus meinen Gedanken, „meine Schwester kommt zur Neujahrsshow. Ich bin echt gespannt, was sie zur Show sagt.“ Das merkte man ihr wirklich an, so wie es aus ihr heraussprudelte.
„Was macht deine Schwester eigentlich beruflich?“, wollte ich von ihr wissen. „Nadine? Sie arbeitet bei ner Bank. Was ganz Bodenständiges für mein großes Schwesterlein.“, antwortete sie mir nicht ohne einen kleinen Anflug von Ironie in der Stimme.
Bei dieser Erklärung stellte ich mir gerade Svenja als Bankangestellte vor und musste prusten. Nein, ihre Schwester war sicherlich anders, sonst würde das nicht passen. Ich glich meinen Schwestern ja auch nicht.
Der Abend mit Svenja verging wie im Flug, sie verbreitete einfach total gute Laune und wuchs mir als Freundin immer weiter ans Herz. Ich freute mich sehr darüber, dass sie mir so viele Tipps gab und wir uns in der gleichen Rolle beweisen konnten, ohne dass auch nur ein Funke Eifersucht und Rivalität aufkam.

So kam es auch, dass Svenja sich die Silvestershow nicht entgehen ließ. „Ich muss ja wissen, was ich nächstes Jahr zu übertrumpfen habe.“, begründete sie dies scherzhaft. „Außerdem, wo sollte ich sonst Silvester feiern als im Kreise von Nannerl und Wolferl?“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Recht hatte sie.
So saß sie bei der Silvestershow in der ersten Reihe und ich sah sie bei den Szenen der ehrlichen Familie freudig auf ihrem Sitz hin und her wippen, typisch für Svenja, konnte es kaum aushalten und hätte am liebsten mitgetanzt. Ich glaube solch ein großes Grinsen wie an diesem Tag hatte ich noch nie in dieser Szene auf dem Gesicht gehabt.
Auch sonst war die Show irgendwie ziemlich besonders. Vor einem solch tollen Publikum hatte ich noch nie gespielt. Bis auf den letzten Platz war das Colosseum ausverkauft und man spürte die Freude, Trauer und Anspannung der Szenen wie sie das Publikum mitriss förmlich. Das färbte natürlich auch auf die Darsteller ab, die noch einen Spaß mehr oder eine noch ernstere Miene aufsetzten.
Das war in den Nachmittagsshows, in denen ich meistens Constanze spielte, nie der Fall gewesen. So waren wir beim Schlussapplaus, der scheinbar gar nicht enden wollte, alle bester Laune und freuten uns auf die kommende Silvesterparty. Für eben diese mussten wir uns nach der Show fertig machen.
Ich fühlte mich beinahe wie eine bedeutende Persönlichkeit, als ich in dem wunderschönen Abendkleid, das ich mir von Svenja geliehen hatte, zusammen mit Leon, der für diese Feier einen schlichten Anzug trug, die Treppen herunter stieg.
„Du siehst bezaubernd aus.“, flüsterte mir Svenja zu und ich strahlte noch mehr als ich es bis dahin schon tat. Doch sie war nicht die einzige, die mir Komplimente machte. Die ganze Cast nutzte diese Feier, um mir für diese Unterstützung zu danken und ihren größten Respekt auszusprechen.
Ein bisschen peinlich war mir das schon, schließlich tat ich nichts anderes als die anderen auch.
„Aber denk doch daran, Nora. Alle anderen haben eine jahrelange Ausbildung und gehen nicht mal nebenbei noch zur Schule.“, erinnerte mich Leon, der an diesem Abend scheinbar genauso strahlte, wie ich.
„Ich bin sehr froh mit dir zusammen zu sein. Ich liebe dich, Nora.“, flüsterte er mir ins Ohr, als es auf Mitternacht zuging. „Mit dir auch noch zusammen auf der Bühne zu stehen, ist schöner als ich es mir je erträumt hätte. Ich möchte dich nie verlieren.“ Ich war überwältigt und wusste keine Antwort darauf, so dass ein langer Kuss dies ausdrücken musste.
„He ihr zwei, jetzt wird nicht geknutscht, jetzt wird angestoßen.“, unterbrach Svenja uns und drückte uns zwei Gläser in die Hand.
„Auf das neue Jahr und dass all unsere Wünsche in Erfüllung gehen.“, lautete Svenjas Ansprache, mit der sie das ausdrückte, was wir alle dachten.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 15.04.2012, 17:58:20

Hui schön, dass es hier auch weitergeht und dann gleich so eine tolle Fortsetzung. Ich bin gespannt, ob es nach dieser glücklichen Phase auch wieder etwas geben wird, das ihr Glück trüben könnte?! Bitte bald weiter!!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Christine » 15.04.2012, 21:33:47

Wow, ein wirklich schöner neuer Teil, und wieder sehr gut geschrieben :) Man sieht ihr Glück richtig vor sich, aber ich bin auch gespannt, was es mit der Andeutung über diesen Adrian auf sich hat.
Hoffentlich geht es bald weiter :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 20.04.2012, 15:01:11

Danke euch beiden für die Kommis! Da ich diese Woche zwei Teile geschrieben hab, gibts schon jetzt eine Fortsetzung, die deine Frage wohl beantworten sollte, Kitti ;) Viel Spaß!

„Na damit kannst du dich sehen lassen, Nora.“, waren die Worte meines Tutors, als er mir mein Zwischenzeugnis der 12. Klasse übergab.
Damit hatte er durchaus Recht und ich war dieses Mal sehr froh darüber, denn ich konnte meinen Eltern nun schwarz auf weiß zeigen, dass die Schule nicht unter den Wochenenden in Essen und meiner Nebentätigkeit als Constanze gelitten hat. Zugegeben, es war nicht so gut wie das Letzte, aber es wird ja von Jahr zu Jahr schwerer. Außerdem hatte ich außer den 7 Punkten in Bio, da die Frau mich ja so gar nicht leiden konnte, den 8 Punkten in Politik, wovon ich keinerlei Ahnung oder Interesse hatte und den 9 Punkten in Mathe, mit denen ich eigentlich total zufrieden war, den Rest zweistellig.
Über die 13 Punkte im Englisch LK freute ich mich besonders. Denn diese Sprache würde mich noch mein restliches Leben begleiten. Wie wichtig sie wirklich werden würde, konnte ich damals allerdings nicht wissen.

„Nora.“, es war Sandra aus meinem Englischkurs. „Ja, was ist?“, wollte ich von ihr wissen. „Wir müssen in Englisch doch diese Gruppenarbeit präsentieren.“, begann sie. „Die fangen wir allerdings erst am Montag an.“, erinnerte ich sie.
Was nervte sie mich jetzt damit? Ich hatte doch für heute eine kleine Überraschung für Leon geplant. Ihm hatte ich nichts davon erzählt, dass ich heute schon nach der 3. Stunde Schluss haben würde, aber meine Tasche stand zu Hause abreise bereit, ich wollte so schnell wie möglich nach Essen und damit meinen Freund überraschen. Doch wenn sie mich noch länger aufhielt, würde ich meine Bahn verpassen.
„Ja, aber man kann ja nie früh genug anfangen.“, meinte Sandra. „Ich wollte dieses Wochenende schon mal was heraussuchen und fänds toll, wenn wir uns dazu treffen könnten. Mit Caro hab ich auch schon gesprochen, von ihr aus geht das klar.“ – „Aber von mir aus nicht.“, gab ich leicht genervt zurück. „Warum das denn nicht?“, wollte sie nun wissen. „Weil ich das ganze Wochenende nicht zu Hause bin.“, gab ich zur Antwort.
Stimmte das wirklich? Essen war für mich beinahe wie ein zweites zu Hause geworden. „Kannst du nicht wirklich mal ein paar Stunden dafür aufbringen?“, bohrte sie weiter.
„Das schon.“, gab ich zu und bevor sie erneut ansetzen konnte, fügte ich hinzu: „Falls ihr nach Essen fahren wollt, damit wir uns treffen können, nur zu, ich bin zumindest dort.“ Damit beendete ich die Unterhaltung und machte mich schleunigst auf den Weg zur Bahn.

Mit einem kleinen Marathon hatte ich die Bahn tatsächlich noch pünktlich erreicht und saß nun voller Vorfreude im Zug. Plötzlich klingelte mein Handy. „Hallo, hier ist Nora.“, meldete ich mich und war ganz erstaunt mit jemandem vom Theater zu sprechen.
„Ja, ich bin gerade auf dem Weg nach Essen.“, sagte ich in den Lautsprecher. „Oh, warum das denn? Verstehe. Ja klar. Gut, bis heute Abend.“
Ich verstand die Welt nicht mehr. Svenja hatte sich das gesamte Wochenende kurzfristig frei genommen, weshalb ich ihre Shows übernehmen sollte. Es gab also ein straffes Programm für dieses Wochenende, bei fünf Shows, die ich zu spielen hatte. Doch irgendwie freute ich mich darauf, auch wenn ich zu gern gewusst hätte, warum Svenja Urlaub genommen hatte.
Ein wenig später kam ich gut gelaunt in Essen an. Die dicken Wolken, die über der Stadt hingen, ließen leise den Schnee zu Boden fallen, der ihn schon sanft bedeckte. Es war ein herrlicher Wintertag, Schnee Anfang Februar war ja bei Weitem nichts Ungewöhnliches. Ich freute mich über die weiße Pracht und malte mir den Verlauf des restlichen Tages aus.
Vor der Show könnten Leon und ich einen ausgedehnten Spaziergang durch die Winterlandschaft machen, ja, das war genau das, worauf ich jetzt Lust hatte. Danach noch eine schöne heiße Tasse Kakao trinken und dann rauf auf die Bühne, konnte man sich einen schöneren Tag wünschen?
Voll von diesen Vorstellungen stieg ich in den Bus, der mich näher zu Leons Haus führte. Ein paar hundert Meter hatte ich nun noch zu Fuß zurückzulegen, dann stand ich vor der Eingangstür des großen Hauses. Gerade als ich die drei Stufen hinaufstieg, um zu klingeln, öffnete sich die Tür von innen und ein weiterer Bewohner kam heraus, wobei er mir freundlich die Tür offen hielt. Das wurde ja immer besser, jetzt würde ich direkt vor seiner Nase stehen, der würde Augen machen.
Ich freute mich wie ein kleines Kind, als ich die kleine Klingel neben Leons Wohnungstür drückte.

Langsam öffnete sich die Tür und ein ziemlich verschlafener Leon, der noch seinen Schlafanzug anhatte, kam zum Vorschein. „Nora, wie…“, stammelte er noch immer nicht ganz wach.
„Hallo du Schlafmütze.“, begrüßte ich ihn stürmisch und gab ihm einen Kuss. „Na freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?“, wollte ich leicht scherzhaft wissen.
„Doch natürlich, aber… ich hatte noch gar nicht mir dir gerechnet.“, gab er zu. „Ja, dann ist meine Überraschung wohl geglückt.“, stellte ich fest, wobei ich wie selbstverständlich eintrat, meine Jacke aufhing und mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. „Du hast, aber lang geschlafen. Bist doch sonst immer ein richtiger Frühaufsteher. Was…“, weiter kam ich mit meinen Fragen nicht.
Ich war mittlerweile im Wohnzimmer angekommen und was oder besser wen ich dort sah, ließ mir die Worte im Hals stecken bleiben.
Da saß Svenja auf dem Sofa, auf dem eine Decke ausgebreitet war. Sie schaute gen Boden und vermied es meinem Blick zu begegnen. Aber das Schlimmste war, dass sie nur mit einem von Leons Hemden bekleidet war.
„Was…?“, begann ich erneut, doch ich konnte meine Gedanken nicht in Worte fassen. Mein Kopf brummte. Was war hier vorgegangen? Leon war wie aus dem Tiefschlaf gerissen, Svenja hockte leicht bekleidet auf seinem Sofa und mied meinen Blick… Ich drehte mich zu Leon um.
Hatten die beiden etwa…? Sollten meine Eltern recht gehabt haben, dass unsere Beziehung von vorn herein zum Scheitern verurteilt war?
„Es ist nicht so, wie es aussieht, Nora.“, begann Leon vorsichtig. Das musste ich mir nicht anhören. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich, einfach weg.
Ich machte Anstalten mich von der Stelle zu rühren, doch meine Füße trugen mich nur ein paar Schritte weiter in Richtung Tür, die mir Leon versperrte.
„Nora, warte.“, begann nun auch Svenja, die ihren Blick gehoben hatte. „Ich will es dir erklären.“
Erklären? Was musste man da erklären? Ich hatte zwei Augen in meinem Kopf und ganz dumm war ich auch nicht, eins und eins konnte ich zusammen zählen.
Doch konnte ich auch glauben was ich da sah? Hatte mich mein Freund tatsächlich betrogen? Mit seiner Bühnenpartnerin? Mit meiner besten Freundin?
Hatten die beiden Menschen, die mir zu dieser Zeit am wichtigsten waren, mich schamlos hintergangen?
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 20.04.2012, 22:26:38

Juhu, pünktlich zum Wochenende eine Fortsetzung!! :) Der Teil hat mich wieder daran erinnert, wie jung Nora noch ist und dass es bestimmt nicht einfach ist, neben der Schule auch noch für die Hauptrolle einzuspringen. Ansonsten hoffe ich, dass das alles nur ein Missverständnis war?! Bitte ganz schnell weiter!!!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Christine » 22.04.2012, 18:58:51

Ui, eine Fortsetzung!! :) Also das ist schon ein Hammer, kann verstehen dass sie da geschockt ist. Bin gespannt wie die beiden das erklären wollen... Schnell weiter :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 01.05.2012, 21:30:41

Danke euch für die Kommis! Ich will euch mal nicht zu lange warten lassen. Hier kommt der nächste Teil.

„Lass mich durch.“, sagte ich unwirsch zu Leon, der mir nach wie vor den Weg versperrte, doch er machte keine Anstalten sich zu bewegen.
„Erst, wenn du uns zugehört hast.“, wiederholte Leon in einem ruhigen Ton. Wie konnte ihn das nur so kalt lassen?
„Bitte Nora. Du bekommst ein ganz falsches Bild.“, fuhr Svenja fort, wobei sie sichtlich nach den richtigen Worten rang, ohne Erfolg, wie ich meinte.
„Ein falsches Bild?“, rief ich aufgebracht. „Was kann denn hierbei falsch verstanden werden?“
Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. Nein, ich wollte mir keine Märchen anhören. Plötzlich lief ich los und stürmte an Leon vorbei, griff nach meiner Jacke und verschwand aus dieser Wohnung, in der ich nicht länger bleiben konnte.
„Nora, bleib hier!“, hörte ich seine Stimme hinter mir her rufen, aber ich wollte weg, einfach nur weg von hier. Doch wohin? Nach Hause konnte ich nicht, schließlich sollte ich die Wochenendshows spielen.

Mir liefen die Tränen über die Wangen, während ich durch die verschneiten Straßen lief, die mir vor ein paar Minuten noch wunderschön vorgekommen waren und jetzt einen trostlosen Eindruck hinterließen, alles grau in grau.
Je weiter ich weg kam, desto langsamer wurde ich. Meine Gedanken überschlugen sich und in meinem Kopf sammelten sich immer mehr Fragen.
Wie lange lief das schon? Hätten sie es weiter verheimlichen können, wenn ich wie immer erst am Nachmittag gekommen wäre? Und was ist mit Adrian? Hatte er noch nichts gemerkt?
Plötzlich kam mir sein kühles Verhalten gar nicht mehr komisch vor. Hatte er schon lange etwas gemerkt und Leon war der Adressat dieser Gebärde? Doch dieses Verhalten war von Anfang an vorhanden gewesen.
Was hatte Svenja doch gleich bei unserem ersten Treffen gesagt? Keine Angst ich rühr ihn nicht an. Ich hatte ihr vertraut.
Doch noch mehr hatte ich Leon vertraut. Immer wieder hatte er mich seiner Liebe versichert. Niemals hätte ich daran gezweifelt.
Ich will dich nie verlieren. Das hatte er erst vor wenigen Wochen so aufrichtig zu mir gesagt. Konnte es sein, dass er dies nicht so gemeint hatte? Dass hinter jedem Ich liebe dich nur sein Schauspieltalent steckte? Dass er all dies nur für die Wahrung des Scheins machte?
„Nein!“, rief ich hinaus in die Stille. Nein, so ist er nicht, das ist nicht mein Leon, nicht der Mann, den ich liebe. Aber warum hatte sich dann das eben Gesehene abgespielt?
Meinst du wirklich, dass er es ernst mit dir meint, Norina? Er ist 5 Jahre älter als du, da hat man ganz andere Ansichten, Vorstellungen und Wünsche von einer Beziehung.
Unweigerlich musste ich an die Worte meines Vaters denken, die er mir entgegen geschleudert hatte. Sollte er wirklich Recht gehabt haben? Ich war so glücklich gewesen mit Leon.
Was hatte er noch gleich gesagt, als ich ihm von der Reaktion meiner Eltern erzählt hatte? Du weißt genau, dass ich nichts von dir will, was du nicht auch willst. Daran hatte er sich ohne Zweifel gehalten.
Doch hatte ich wirklich so naiv sein können, dass er sich dann nicht anderweitig umschaut? In diesem Moment kam mir meine Gutgläubigkeit vor als hätte ich nicht richtig denken können. „Ja, die rosarote Brille.“, flüsterte ich zu Boden, während mir wieder ein Strom von Tränen über die Wangen lief.
Doch warum hatte es so enden müssen? Weshalb musste ich diesen Schmerz erfahren? Hätte nicht wirklich die große Liebe real sein und ein glückliches Leben beinhalten können?

„Jeder irrt durch das Dunkel der Welt. Keiner kann die Wahrheit sehn. Was muss enden und was hält? Wer lügt wann und wer liebt wen?“, sang ich leise vor mich hin.
Warum musste dieses Lied immer wieder zutreffen?

Ich begann von Neuem zu rennen. Ich wollte meinen Erinnerungen entfliehen, allem entgehen, nichts mehr denken, nichts mehr fühlen. Doch meine Gedanken rannten mit, sie drehten sich im Kreis herum.
Weit kam ich allerdings nicht mehr, ich war am Ende meiner Kräfte.
Der Schnee fiel weiter leise zu Boden und lief kalt in meinen Nacken, doch das störte mich nicht. Auch meine Hosenbeine waren mittlerweile durchnässt, doch ich registrierte es nicht.
Plötzlich rutschte ich aus und glitt zu Boden. „Ah.“, schluchzte ich. Ich versuchte aufzustehen, doch ich hatte keine Kraft mehr. Mein Schmerz fraß mich auf. Ich schlug mit meiner Hand auf den schneebedeckten Boden, so dass mein Handgelenk schmerzte, wenigstens lenkte mich das für einen kurzen Moment vom seelischen Schmerz ab.
„Warum?“, rief ich schluchzend gen Himmel. Mein Gesicht glühte und ich spürte wie die kühlen Schneeflocken sogleich auf meinen Wangen schmolzen und sich mit meinen Tränen vermischten.
Ich sackte in mir zusammen und saß schluchzend am Rand eines verlassenen Weges.
Vor mein inneres Auge traten die verschiedensten Szenen der letzten glücklichen Monate und jeder einzelne Gedanke stach wie ein glühendes Messer in mein Herz.

Ich weiß nicht wie lange ich dort saß, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir vernahm: „Entschuldigung, geht es Ihnen gut?“
Ich hob meinen Kopf ein Stück und drehte mich langsam in die Richtung, aus der die Stimme kam. Noch immer atmete ich schwer. Ein älterer Mann mit einem Stock in der Hand stand mir gegenüber. Ich schaute ihn aus meinen verweinten Augen an.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er mich erneut. Ich nickte leicht. „Ich… ich bin gestürzt.“, murmelte ich vor mich hin. „Können Sie aufstehen? Sie können unmöglich hier sitzen bleiben, Sie holen sich noch eine Lungenentzündung.“, waren seine väterlichen Worte, die keinen Widerspruch duldeten. Er reichte mir seine Hand und half mir zurück auf die Füße.
„Tut Ihnen etwas weh?“, erkundigte er sich weiter. Ich schüttelte den Kopf, wobei ich erst jetzt bemerkte wie sehr meine Beine zitterten und dass mein Handgelenk blutete. Auch er bemerkte mein Handgelenk: „Na das sieht nicht gerade gut aus, Sie haben sich also doch verletzt.“, stellte er fest.
„Das… das ist nicht so schlimm.“, wehrte ich ab. Er musterte mich scharf: „Sind Sie sich sicher?“ Als ich abermals nickte, startete er noch einen letzten Versuch: „Darf ich Sie wenigstens nach Hause bringen?“ Ich schaute ihn einen Augenblick an. „Nein, danke, es geht schon.“, log ich und machte ein paar Schritte entgegengesetzt der Richtung aus der ich gekommen war.

„Nora!“, hörte ich plötzlich Leons Stimme.
Angestrengt versuchte ich schneller zu laufen, doch wieder versagten meine Kräfte und ich wäre beinahe wieder zu Boden gesunken, wenn Leon mich nicht aufgefangen hätte.
„Gehört sie zu Ihnen?“, fragte der ältere Mann Svenja, woraufhin diese nickte. „Ich hab sie hier auf dem Boden kauernd gefunden. Sie sollten besser auf Ihre Schwester aufpassen.“, waren seine letzten Worte.
Nach einem letzten Blick in meine Richtung drehte er sich um und setzte seinen Weg fort, womit er mich mit Svenja und Leon allein ließ.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 01.05.2012, 21:41:59

Juhu, ein neues Kapitel. Das ist doch eine schöne Idee am Ende des Feiertags! :) Erst mal ein paar kleine Anmerkungen: Den Satz mit dem Schein würde ich vielleicht etwas umformulieren, also in etwa "Hatte er dies nur getan, um den Schein zu wahren", das klingt für mich etwas harmonischer.
Auf jeden Fall ein sehr dramatischer und trauriger Teil und du schafft es, die Spannung zu halten, denn wir wissen ja immer noch nicht, ob Leon wirklich etwas mit Svenja hat oder ob es ein großes Missverständnis war. Ich hoffe ja irgendwie, dass das Letztere zutrifft, obwohl ich ja sonst auch eher für das Dramatische zu haben bin... :mrgreen: Bitte schnell weiter!!
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Christine » 02.05.2012, 12:18:40

Ui super, eine Fortsetzung :) Gefällt mir sehr gut, wie immer super geschrieben.
Wie Kitti schon sagte, du verstehst es, die Spannung aufrecht zu halten. Bitte schnell weiter, will wissen, was es nun mit den beiden auf sich hat :)

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 20.08.2012, 10:22:13

Falls es noch jemanden interessiert, kommt hier mal wieder eine Fortsetzung. Wie immer würde ich mich über eure Kommis freuen :)

„Mensch Nora, du kannst doch nicht einfach so weglaufen. Wir haben schon gedacht wir finden dich nie mehr!“, waren Svenjas erste Worte als sie zu uns getreten war.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“, flüsterte Leon mir ins Ohr, während er mich fest an sich drückte.
„Lass mich los.“, rief ich und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien.
„Du bist ja verletzt.“, stellte Leon erschrocken fest und hielt mich am Handgelenk fest, das langsam zu schmerzen begann. „Tut dir noch irgendwas weh?“, wollte er wissen und musterte mich von oben bis unten. „Mein Gott du bist ja ganz durchnässt. Wir müssen dich schleunigst nach Hause bringen.“ Seine Stimme klang wirklich sorgenvoll, doch in diesem Moment schrieb ich das seinem Schauspieltalent oder vielleicht auch seinem schlechten Gewissen zu.
„Ich werde nirgendwo hin gehen.“, ließ ich verlauten und entzog mich seinem Griff. „Jedenfalls nicht mit euch.“ Meine Stimme zitterte und in mir stieg nun Wut gegen die beiden auf, wobei gleichzeitig der Schmerz, den die Kälte gemildert hatte, in mein Herz zurück kehrte.
„Nora bitte.“, begann Svenja erneut. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich und Leon…“
Ich funkelte sie an: „Was soll ich denn sonst glauben?“ – „Schatz“, begann Leon.
„Lass das.“, schleuderte ich ihm entgegen, was sowohl die Bezeichnung als auch seinen Versuch sich mir zu nähern, betraf.
„Hör uns erstmal zu, Nora. Bitte. Es ist alles ganz anders.“, versuchte er ein weiteres Mal.
Ich wollte nichts hören, doch meine Beine trugen mich nicht mehr fort. Mir blieb keine andere Wahl als die Geschichte, die sich die beiden zurecht gelegt hatten, anzuhören. Svenja atmete tief durch und setzte zur Erklärung an: „Es ist so, ich hab mich gestern ziemlich mit Adrian gestritten und…“ Sie schluckte.
„Und? Das rechtfertigt alles?“, stieß ich hervor. Das war nun die aller schlechteste Ausrede, die sie erfinden konnten.
„Nein, so meinte ich das nicht. Ich konnte nach dem Streit auf jeden Fall nicht mehr in unsere gemeinsame Wohnung, ich hab es einfach nicht fertig gebracht. Außerdem brauchte ich jemandem zum Reden.“, fuhr sie fort.
Zum Reden, natürlich, das sah auch nur nach reden aus, ging es mir durch den Kopf. „Leon bot mir für die Nacht das Sofa an.“, fügte sie dem hinzu.
„Das erklärt noch längst nicht, warum du nur ein Hemd von ihm anhattest.“, warf ich ihr erhitzt vor. „Nora, bitte.“, mischte sich Leon nun ein. „Du spürst gerade am eigenen Körper wie das Wetter Einem mitspielt. Svenjas Klamotten waren von Schnee durchnässt und sie hatte keine Wechselsachen mit. Versteh doch, es war überhaupt nichts.“
Seine Stimme klang ehrlich, wodurch ich verunsichert wurde. Ich starrte die beiden an. Die Wut verflog langsam und an ihre Stelle trat die Verwirrung. Sollte das wirklich die Wahrheit sein? Oder war das nur ihre zurecht gelegte Geschichte? Ich wusste es nicht.
Dennoch wurde ich ruhiger und ließ mich dazu überreden mit in Leons Wohnung zu kommen, nicht zuletzt da trotz meiner frühen Ankunft der Showbeginn immer näher rückte. Der Rückweg verlief schweigend, keiner von uns traute sich auch nur ein Wort zu sagen. In der Wohnung zog ich mir warme Sachen an und als ich in den Flur hinaus trat, sah ich Svenja an der Tür stehen.
„Nora.“, sprach sie mich an. „Ich fahre für ein paar Tage zu meiner Schwester. Danke dass du die Wochenendshows spielst, ich kann Adrian momentan einfach nicht sehen.“ Ihr standen die Tränen in den Augen. „Eins noch. Du weißt genau, dass Leon dich liebt, nur dich. Und er würde dir niemals weh tun, das weiß ich genau.“
Mit diesen Worten verließ sie die Wohnung.

Als Leon und ich uns einige Zeit später auf den Weg zum Theater machten, war noch immer eine angespannte Stille zu spüren. Ich wusste nicht, was ich denken sollte und auf seine Fragen reagierte ich abweisend.
Ich wollte am liebsten allein sein, aber die nächsten Stunden würde ich tausende von Menschen um mich herum haben. Vor allem wollte ich auch nicht, dass irgendwer von dem Vorfall mitbekommt. Außerdem kam noch dazu, dass Leon und ich nach wie vor auf der Bühne das Liebespaar mimen durften, was mir an diesem Abend zum ersten Mal schwer fiel.
Schon während der ehrlichen Familie musste ich den Gedanken an ihn zur Seite drängen, um die Choreografie nicht zu vergessen. Bei unserer ersten Begegnung dann konnte ich die Nähe zu ihm kaum aushalten. Diese kleine Szene, in der wir die Melodie von „Dich kennen heißt, dich lieben“ ansangen, kam mir vorher immer recht kurz vor, aber an diesem Abend zog sie sich wie Kaugummi in die Länge.
Das Vertrauen, das immer unser Spiel geprägt hatte, war nun mit einem Riss versehen und ich wusste nicht, ob sich dieser wieder schließen würde. Ich konnte mir auch kaum vorstellen, dass die Distanz in unserem Spiel für alle anderen unbemerkt blieb.
Vor allem unser Duett im zweiten Akt brachte mich zum Grübeln. Ich hab schon früh gelernt, dass man bereut, wenn man zuviel Vertraun hat. Doch du bist nicht wie andre sind. Wenn ich nicht weiter weiß, halt ich mich fest an dir. Es war niemand je so gut zu mir.
Hatte ich diese Zeilen nicht immer in meinem Inneren genau so empfunden? Nun hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich zu leicht vertraut hatte, dass ich gar blind gewesen war. War Leon wirklich anders als alle anderen? Oder war es mir nur so vorgekommen?
„Dich kennen heißt dich lieben, du bist mir so nah.“, sang ich den Refrain und jeder Ton stach mir wie ein spitzer Stein ins Herz. Ich liebte ihn, solang ich ihn kannte. Liebte? Liebe ich ihn nicht nach wie vor?, ging es mir durch den Kopf. In mir war ein totales Gefühlschaos, ich wusste nicht mehr, was ich denken oder gar fühlen sollte, ob ich ihm vertrauen konnte und ob er wirklich die Wahrheit gesagt hatte. Heute zweifelte ich an diesem Lied und der abschließende Kuss brachte mich nur noch mehr durcheinander.
„Sag mal, ist irgendwas mit euch?“, fragte mich Tonia, die an diesem Abend das Nannerl spielte, hinter der Bühne. „Irgendwie kommt heute nicht das Gefühl rüber, was bei euch immer mitschwingt.“
Sie hatte es also gemerkt. Ich schluckte bevor ich ihr ausweichend antwortete: „Ich hab heut einfach keinen guten Tag.“ – „Wirklich?“, fragte sie abermals. Ich nickte.
Mit dieser Erklärung musste sie sich zufrieden geben, doch ich spürte ihren prüfenden Blick den restlichen Abend auf mir lasten.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 20.08.2012, 17:26:19

Schön, dass es endlich eine Fortsetzung gibt. Ich bin ja mal gespannt, ob es wirklich nur ein Missverständnis war.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Dori » 28.08.2012, 13:14:42

Ich war bisher "stiller Mitleser" und freue mich immer über Fortsetzungen. Finde die ganze Story sehr spannend und möchte gern wissen, was aus Nora wird. Außerdem finde ich es toll, dass du "Mozart" wieder auf eine Bühne bringst. :D

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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Eponine Thénardier » 29.08.2012, 20:49:09

:clap:
Eine wirklich schöne Geschichte! Was mir sehr gut gefällt, ist der Anfang, weil du, indem du schreibst, dass Nora auf ihr bisheriges Leben zurückblickt, schon etwas durchblicken lässt, was sie noch alles erwarten wird... wirklich schön gemacht!
Und besonders Svenja habe ich ins Herz geschlossen! Außerdem verstehst du dich wirklich darauf, an den spannensten Stelle abzubrechen, sodass man immer mehr lesen will. Auch die Andeutungen über Adrian bringen noch mehr Spannung. :handgestures-thumbupright:

Nur ein paar klitzekleine Kritikpunkte habe ich: Zum einen, dass die Zwillinge, die Amadé spielen, Tim und Tom heißen, dass finde ich ein bisschen albern und zum andern, Leons Familiengeschichte - alkoholabhänginge Mutter, unbekannter Vater, die ersten Pflegeeltern gestorben, in der zweiten Pflegefamilie hat er sich unwohl gefühlt - für mich ist das etwas viel, aber das ist mit Sicherheit auch Geschmackssache.

WEITER!!! ;)
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Gaefa » 21.03.2013, 19:14:32

Nachdem ich gestern darauf gestoßen wurde, mal wieder einen neuen Teil zu posten, habe ich heute nach langer Zeit endlich mal wieder an dieser Geschichte weitergeschrieben! Auch wenn es lange her ist, dass ich den letzten Teil veröffentlicht habe, mag vielleicht ja doch der ein oder andere die Fortsetzung lesen. Ich würde mich über Kommentare freuen!

Nach der Show machten Leon und ich uns direkt auf den Weg zu seiner Wohnung, wobei wir durch eine kleine Ansammlung von Fans, die sich vor allem auf Leon stürzte, aufgehalten wurden.
„Du spielst mittlerweile echt toll.“, erklärte er auf der Rückfahrt. „Danke.“, gab ich knapp zurück. „Das war nichts, das heißt eigentlich war es alles, aber es zählt nicht.“, zitierte er. Normalerweise brachte er mich damit immer zum Lachen und ich stieg auf das Zitat ein, aber heute war ich nicht dazu in der Stimmung und schweig.
„Wollen wir noch ein wenig TV schauen?“, wollte er wenig später wissen. „Ich bin ziemlich müde. Ich würde gern gleich schlafen gehen.“, erklärte ich ihm beim Eintreten. Er nickte.
Kurz darauf betrat ich das Schlafzimmer, schnappte mir Decke sowie Kopfkissen und verließ diesen Raum wieder. „Nora, was…?“, fragte Leon mit entsetztem Gesicht. „Ich schlafe auf dem Sofa.“, informierte ich ihn.
„Aber… Nora!“, stotterte er. Sein Versuch mich umzustimmen war vergebens. „Kein Aber, ich übernachte im Wohnzimmer.“, antwortete ich hartnäckig.
Als ich mich nun auf das zweite Sofa, auf dem anderen hatte Svenja die Nacht zuvor übernachtet, legte und mir die Decke bis ans Kinn zog, fühlte ich mich einsamer als je zuvor.
Ich merkte wie Leon an der Tür stand und mit sich haderte, ob er hineinkommen würde, aber er entschloss sich dazu mich allein zu lassen und schloss die Tür. Ich hörte ihn leise murmeln: „Schlaf gut meine Süße.“
Mir schossen die Tränen in die Augen. So stark wie ich vorgab zu sein, war ich keineswegs. Ich hasse es schwach zu sein, wenn ich mal weine, dann für mich. Ja, das passte. Stumm rannen mir die salzigen Tropfen über die Wangen.
Was war hier geschehen? Warum? Wieso? Die ganzen Fragen kamen mir wieder in den Sinn. Hatten Leon und Svenja die Wahrheit gesagt? Wollte ich noch immer das glauben, was mir bei diesem Anblick, der sich in meiner Erinnerung festgesetzt hatte, durch den Kopf gegangen war? Oder sollte die Erklärung die richtige Version der letzten Nacht beinhalten? Würde ich das jemals herausfinden? Nein… Aber wie sollte ich mir dann sicher sein?
So liefen meine Gedanken immer im Kreis herum und ich fühlte mich ausgelaugt. Ich liebte ihn und ich vertraute ihm. Tat ich das wirklich? Was musste er eigentlich von mir denken? Ich traute ihm zu, dass er mit Svenja geschlafen hatte, ich vertraute ihm nicht. Aber wenn er die Wahrheit sagte, war es dann nicht ein Vertrauensbruch meinerseits ihm dies nicht zu glauben? Aber Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung für eine Beziehung. Wenn ich ihm also nicht vertrauen kann, kann ich ihn dann noch lieben?
Halt, zweifelte ich da gerade an meiner Liebe? Wie konnte mir so etwas passieren? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Zum zweiten Mal an diesem Tage schlug ich mit meiner Hand um mich, doch das Sofa war eindeutig weicher. Dennoch schmerzte es, so wie meine Zweifel, die ich nicht unterdrücken konnte.
Ich wollte ihm glauben, doch würde es jemals wieder werden wie es gewesen war? Oder wird dieser Vorfall unsere Beziehung beenden? Wer hat eigentlich die Schuld an dieser Situation?
Er – weil er mich betrogen hat? Oder ich – weil ich ihm misstraut habe?
Wieder versank ich in Schluchzern, die ich im Kissen zu ersticken versuchte.
Unter Tränen verfiel ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf.

„Nora, wach auf. Schatz, bitte.“, drang Leons aufgeregt wirkende Stimme an mein Ohr. Langsam öffnete ich die Augen. Ein erleichterndes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Anscheinend hatte er schon einige Minuten versucht mich aufzuwecken.
„Nora, wir müssen gleich los.“, erklärte er mir. Ich drehte mich herum und schaute auf meine Uhr. „Aber es ist doch erst halb 11.“, wollte ich protestieren. „Ich weiß. Aber heute ist doch die Promotion und dafür wurde heute Morgen noch eine Probe angesetzt. Wir müssen eh schauen, wer mit kommt, da Svenja ja nicht da ist.“, fügte er immer leiser werdend hinzu.
Schon eine gute halbe Stunde später befanden wir uns im Theater. „Tonia wird die Promotion mit Sarah und dir machen.“, erklärte Bob Leon. „Nora und Marcus werden dann die Show spielen.“ Mir stand der Mund offen. Was hatte Bob eben gesagt? Ich wollte meinen Ohren nicht trauen.
„Aber kann Nora nicht mit auf die Promotion?“, erkundigte sich Leon. „Nein. Sie war noch nie bei einer dabei. Tonia weiß wie es abläuft. Aber ich bin froh, dass wir Nora haben, sonst kämen wir mal wieder in kleine Besetzungsbedrängnis, da uns ja je zwei Besetzungen von Constanze und Nannerl fehlen. Du machst dich jetzt am besten auf den Weg zu den Proben.“, gab er an Leon gewandt zurück.
Da gab es keine Widerrede. Ich musste die Show spielen – zusammen mit Marcus. Ich hatte noch nie mit einem Cover gespielt und das ausgerechnet an diesem verfluchten Wochenende. Jetzt sollte ich auch noch mit einem anderen Wolfgang spielen. Mein Magen drehte sich herum, warum musste das sein? Ich hatte zuvor noch nicht daran gedacht, dass ich sicherlich mal mit jemand anderem spielen musste.
„Das gehört zu diesem Job.“, wandte sich Bob, der scheinbar genau wusste, was ich dachte, an mich bevor er ging. Als wäre das in dieser Situation ein Trost gewesen. Aber es stimmte und ich musste versuchen es so gut wie möglich durchzuziehen.
Die Show rückte schneller näher als mir lieb war. „Wir werden das schon schaukeln.“, gab sich Marcus selbstsicher und unternahm damit einen Versuch mich zu beruhigen. Wir hatten einiges zuvor abgesprochen, doch es kam mir falsch vor, falsch diese Liebe vorzugaukeln, ja zu spielen. Doch daran würde ich mich wohl gewöhnen müssen.
Mir war lange nicht mehr so schlecht gewesen, als sich der Vorhang öffnete und ich hinaus auf die Bühne musste.
Die Show flog an mir vorbei und schon befanden wir uns mitten in unserem „Liebesduett“. Diesmal war mir vollkommen bewusst, dass ich all dies nur spielte und prinzipiell jeden einzelnen im Saal und auf der Bühne damit betrog, aber vor allem mich selbst.
Die Berührung unserer Lippen war schrecklich und alles in mir sträubte sich dagegen. Es fühlte sich nicht an wie ein Kuss und trotzdem war es ein solcher, auch wenn es der berüchtigte gefühlslose Filmkuss war.
Nach dieser Show drehte sich alles in mir. Ich hatte einen anderen Mann geküsst.
Nun fühlte ich mich selbst als hätte ich Leon betrogen.
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Re: Musical - Ein Teil meines Lebens

Beitragvon Kitti » 21.03.2013, 19:39:45

Schön, dass es hier mal wieder eine Fortsetzung gibt. Ich kann zwar verstehen, dass Nora nicht mehr weiß, was sie glauben soll, aber das mit dem Bühnenkuss finde ich etwas übertrieben. Wie wird sie eigentlich für ihre Aushilfstätigkeiten bezahlt?
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