Zwischen Traum und Wirklichkeit

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

Moderatoren: Sisi Silberträne, Elphaba

Benutzeravatar
Gaefa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 2203
Registriert: 20.03.2007, 18:32:59
Wohnort: Göttingen

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Gaefa » 18.04.2012, 19:10:01

Ui ein neuer Teil, der auch noch eine ganz unerwartete Wendung nimmt. Hatte der Tod da doch seine Finger im Spiel oder wollte er ihr nur Angst einjagen und bringt sie noch ins Krankenhaus? Lass uns nicht zu lange auf die Fortsetzung warten!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

Benutzeravatar
Christine
Musical-Besucher
Musical-Besucher
Beiträge: 290
Registriert: 15.01.2012, 12:12:17

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Christine » 18.04.2012, 20:34:25

Ui, schön - Fortsetzung erst seit drei Stunden drin und schon zwei liebe Kommis :) Zum Dank gibt´s gleich den nächsten Teil; war heute fleißig ;) Viel Spaß!



Blinzelnd öffnete ich die Augen. Zuerst glaubte ich, ich wäre blind; dann merkte ich, dass ich nur nichts gesehen hatte, weil ich mich in einem sehr hellen Raum befand. Alles war weiß und das Licht blendete mich. Ich fühlte mich seltsam leicht und schwindelig. Als meine Sehkraft langsam wiederkam, sah ich den Tod vor mir stehen. Nur bruchstückhaft erinnerte ich mich, ihn im Park gesehen zu haben, bevor irgendetwas passiert war.
Eine andere Person drängte sich in meine Erinnerung. Eine dunkle Gestalt im Park…

„Bin ich tot?“, flüsterte ich.
„Nein“, erwiderte eine Stimme – aber es war nicht er. Verwundert drehte ich den Kopf. Schmerz blendete mich und ich kniff die Augen zusammen. Nach einigen Sekunden erkannte ich jemanden in einem weißen Kittel, der an der anderen Seite des Bettes stand, in dem ich lag. Mit seinem Spitzbart und einer Brille sah er aus wie der Stereotyp eines Arztes. Ich musste wohl in einem Krankenhaus sein. „Sie sind im Krankenhaus“, bestätigte der Arzt meine Vermutungen. „Anwohner haben Sie heute Morgen bewusstlos im Park gefunden; Ihrer Unterkühlung nach zu urteilen, lagen Sie da schon eine ganze Weile. Sie haben unwahrscheinliches Glück gehabt.“

Ich schüttelte verwundert den Kopf und versuchte diese Neuigkeit zu verarbeiten.
„Ich bin übrigens Dr. Neumeier“, fuhr der Arzt fort. „Ich behandle Sie hier.“ „Freut mich“, antwortete ich geistesabwesend. Ein Teil von meinem Kopf fühlte sich immer noch seltsam unbeteiligt an, als würde ich nur träumen.
„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte der Arzt. Ich runzelte die Stirn und blickte verwundert zu ihm auf. „Ich hatte doch meinen Ausweis dabei…“

Dr. Neumeier schüttelte entschuldigend den Kopf. „Das hatte die Polizei vermutet, aber es wurde nichts bei Ihnen gefunden; keine Brieftasche, keine Wertgegenstände. Vermutlich wurden Sie ausgeraubt. Sie hatten nur einen Schlüssel bei sich, der Täter hatte wohl keine Verwendung dafür.“
Ich verzog das Gesicht. „Ich sollte sofort meine Konten sperren lassen. Haben Sie ein Telefon?“ Die Kopfschmerzen pochten nun stärker und ich konnte mich kaum noch konzentrieren. Der Arzt hatte mich irgendetwas gefragt…

„Ich muss bitte Ihren Namen wissen“, wiederholte er. „Entschuldigung!“, rief ich. "Ich kann mich so schlecht konzentrieren…“ Schnell nannte ich ihm meinen Namen und die Adresse und war unendlich erleichtert, dass zumindest das mir ohne Probleme einfiel.
Der Arzt runzelte die Stirn. „Die Konzentrationsstörungen können von Ihrer Gehirnerschütterung stammen“, vermutete er. „Sie haben einen ziemlich heftigen Schlag auf den Kopf bekommen. Haben Sie sonst noch Beschwerden?“
Ich versuchte, mir einen Überblick zu verschaffen. „Ich glaube nicht. Mein Kopf tut weh und mir ist ein bisschen schwindelig. Sonst ist alles in Ordnung, glaube ich.“

Der Arzt nickte, nahm eine kleine Lampe aus der Tasche und leuchtete mir in beide Augen. „Reflexe normal“, murmelte er und hielt dann einen Finger hoch, dem ich mit den Augen folgen sollte. Danach sollte ich mit den Fingerspitzen von vier Fingern nacheinander die Daumenspitze berühren. Er schien zufrieden. „Ist Ihre Sehkraft normal?“, erkundigte er sich noch. Ich nickte.

„Gut. Sehen Sie irgendetwas, was Sie nicht sehen sollten?“ Seine letzte Frage war offensichtlich als Scherz gemeint. Meine Augen wanderten hinüber zu dem Bettende, wo der Tod meine Untersuchung mit angesehen hatte. Seine Augen blitzen belustigt, als wollte er mich herausfordern, von ihm zu erzählen.

„Nein“, antwortete ich und wandte den Blick wieder ab. „Es ist alles normal.“
Dr. Neumeier schien zufrieden. „Sehr gut. Hier an der Seite, den Knopf, den können Sie drücken, wenn Sie irgendetwas brauchen; dann wird eine Schwester zu Ihnen kommen. Ansonsten sehe ich Sie heute Abend bei der Visite.“
Der Arzt ging zur Tür. „Moment!“, rief ich. Mir war noch etwas Wichtiges eingefallen. „Was ist mit meiner Arbeitsstelle? Ich muss eigentlich heute Abend ins Theater. Ich muss dringend telefonieren.“

Der Arzt wies auf das Telefon neben meinem Bett. „Normalerweise müssen Sie im Voraus für eine Telefonkarte bezahlen, aber ich denke, unter diesen Umständen können wir eine Ausnahme machen. Schwester Bianca“, rief er nach draußen auf den Flur, „bringen Sie doch bitte eine Telefonkarte für Zimmer 357.“

Ich lächelte ihm dankbar zu, und als die Schwester mit der Telefonkarte erschienen war, wählte ich mit zittrigen Fingern die einzige Nummer, die ich neben meiner eigenen auswendig wusste.

Gott sei Dank meldete Jan sich schon nach dem zweiten Klingeln.

Benutzeravatar
Gaefa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 2203
Registriert: 20.03.2007, 18:32:59
Wohnort: Göttingen

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Gaefa » 18.04.2012, 21:38:22

Na das war ja nochmal Glück im Unglück. Ich hoffe sie wird schnell gesund und darf wieder auf die Bühne! Aber der Tod hätte sie ja ruhig mal ins Krankenhaus bringen können, so wie er die richtige Elisabeth aufgefangen und aufs Bett getragen hat, als sie bei der Zirkusnumer gestürzt ist ;) Erinnert irgendwie daran diese Szene. Ich bin gespannt wie es weiter geht!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

Benutzeravatar
Kitti
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8268
Registriert: 01.04.2006, 14:28:31
Wohnort: Wuppertal

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Kitti » 19.04.2012, 14:38:40

Da kann ich Gaefa nur zustimmen: Zum Glück wurde sie gefunden! Ich bin gespannt, was der Tod noch mit ihr anstellt und wann sie wieder spielen darf.
Quiero vivir, quiero gritar, quiero sentir el universo sobre mi... Quiero correr en libertad, quiero encontrar mi sitio...

Administratorin und Moderatorin

Deutsche Musical-Community
www.musical-forum.net

Benutzeravatar
Christine
Musical-Besucher
Musical-Besucher
Beiträge: 290
Registriert: 15.01.2012, 12:12:17

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Christine » 25.04.2012, 20:05:19

Danke für eure beiden Kommentare :) Hier nun die Fortsetzung, viel Spaß damit.
würde mich übrigens auch über noch mehr Kommis freuen :mrgreen:





Nur eine Stunde nach unserem Telefonat rauschte Jan in mein Krankenhauszimmer und musterte mich besorgt. „Alles klar? Geht’s dir schon besser?“
Ich lächelte über seinen besorgten Tonfall. „Alles in Ordnung. Ich kann mich nicht so genau an gestern Abend erinnern, der Arzt meint, das ist wegen der Gehirnerschütterung. Das Einzige, was mich wirklich fertig macht, ist nicht zu wissen, ob ich während der Laufzeit nochmal Elisabeth spielen kann“, gab ich zu.
Jan ließ sich erleichtert auf die Bettkante fallen.
„Das ist gut – wenn du dir Sorgen um deine Arbeit machst, kann’s nicht so schlimm sein. Apropos Arbeit, ich hab beim Theater schon Bescheid gegeben. Diana übernimmt nächste Woche deine Shows zusätzlich, in der Zeit haben Martin und ich eine Menge Zusatzproben mit einem Swing aus dem Ensemble, die dann als Dianas Zweitbesetzung nachrückt, bis du wieder fit bist.“

Ich runzelte besorgt die Stirn. „Klingt nicht, als würde irgendwer glauben, dass ich nochmal spiele.“ Jan drückte mir beruhigend die Hand. „Nimm’s nicht so schwer, Lia. Vielleicht erholst du dich ja noch rechtzeitig zur Dernière. Aber erst mal ist deine Gesundheit wichtiger. Kurier dich richtig aus, dann kannst du in deinem Leben noch oft die Elisabeth spielen. Wenn du es jetzt überstürzt, musst du danach vielleicht ganz aufhören.“

Ich nickte nachdenklich und bewunderte gleichzeitig Jans Menschenkenntnis. Er wusste genau, dass ich, wenn er mich nicht genügend abschreckte, schon morgen wieder auf der Bühne stehen würde. Aber die indirekte Drohung, nie wieder als Musicaldarstellerin arbeiten zu können, erschreckte mich. Auch wenn sie bestimmt übertrieben war, wollte ich kein Risiko eingehen.

„Ich hoffe, ich habe dich nicht bei irgendwas gestört, als ich dich vorhin so plötzlich herzitiert habe“, wechselte ich das Thema. Bei unserem Telefongespräch war mir Yvonnes Stimme im Hintergrund aufgefallen. Sie hatte geklungen, als wäre sie enttäuscht und genervt…
Aber Jan schüttelte den Kopf. „Halb so wild. Nichts, was man nicht nachholen könnte.“

Das wunderte mich. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich Jan seit Beginn unserer Freundschaft nie etwas verschwiegen, und er mir auch nicht. Doch das Streitgespräch mit Yvonne schien er mir nicht erzählen zu wollen. In mir stieg Eifersucht auf, die ich schnell unterdrückte. Jan war schließlich nicht verpflichtet, mir irgendetwas zu erzählen. Seine Beziehung war seine Sache – und möglicherweise hatte ich mich ja auch einfach geirrt.

„Mal was anderes“, fuhr Jan fort, „soll ich dir eigentlich noch irgendwas ins Krankenhaus bringen? Wäsche, Zahnbürste…?“ „Danke, dass du an so was denkst“, erwiderte ich mit einem Lächeln. „Ich hätte das glatt vergessen. Ich hab keine Ahnung, wie lang ich bleiben soll, aber zumindest ‘ne Zahnbürste wäre nicht schlecht. Kann ich dir meinen Hausschlüssel mitgeben, damit du paar Sachen holst?“
„Klar.“ Jan erhob sich und nahm meinen Hausschlüssel entgegen. „Kein Thema. Ich geh am besten gleich, damit du die Sachen heute noch kriegst…“ Sein Blick wanderte zur Tür. „Ich glaube, dich will sowieso noch jemand sprechen.“
Ich folgte seinem Blick und sah in der Tür zwei Polizeibeamte stehen – wahrscheinlich wollten sie alles über den Überfall wissen. Jan gab mir ein Küsschen auf die Wange und ging hinaus.


Die Befragung durch die Beamten dauerte nicht lange. Sie schienen enttäuscht, dass ich mich an das meiste nicht erinnern konnte, machten aber auch den Eindruck, als wären sie darauf gefasst gewesen. Wahrscheinlich hatte Dr. Neumeier oder ein anderer Arzt sie vorgewarnt.
„Vielen Dank für das Gespräch“, sagte einer von ihnen schließlich. „Falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte bei uns.“
Ich nickte und versuchte nicht zu grinsen. Das war ja wie im Krimi.

Als die beiden Polizisten die Tür hinter sich geschlossen hatten, ließ ich mich auf mein Kissen zurückfallen, drehte mich auf die Seite – und setzte mich abrupt wieder auf, als mein Blick auf eine Gestalt in langem, schwarzem Mantel fiel.
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Du hast doch wohl nicht beschlossen, mal dein Bühnenoutfit zu tragen? Um mich zu erinnern, dass ich so schnell nicht wieder auf die Bühne darf? Schönen Dank auch.“

Er schüttelte amüsiert den Kopf. „Nein, Lia.“ Meinen Namen sprach er sehr betont aus, als müsste er sich daran erinnern, mich nicht Elisabeth zu nennen. „Ich habe beschlossen, dir mal wieder im Bühnenoutfit zu erscheinen. Und zwar nicht, um dich an die Bühne zu erinnern, sondern weil das Schwarz meine Augen betont.“
Besagte schwarze Augen glitzerten bei den letzten Worten vor Spott, sodass ich fast sicher war, dass er log. Natürlich hatte er mich an die Bühne erinnern wollen. Oder vielleicht hatte er sich auch einfach gar nichts dabei gedacht… Allerdings war die Ausrede gut. Der samtschwarze Mantel betonte seine tiefen, dunklen Augen tatsächlich.

Amüsiert hob ich die Augenbrauen. „Und was sollte den Tod wohl veranlassen, in meiner Nähe etwas zu tragen, das seine Augen betont?“
Er lachte, nicht im Mindesten verlegen. „Sehr gut, Lia. Ein Punkt geht an dich. Aber wir wissen ja beide, dass du deiner Bühne nicht allzu lange fernbleiben wirst – egal, was die Ärzte sagen.“
Ich funkelte ihn an. „Benimm dich nicht so großkotzig. Ohne dich hätte ich überhaupt keinen Grund, der Bühne fernzubleiben. Hätte ich sicher sein können, dass ich in meiner Wohnung allein bleiben kann, wäre ich überhaupt niemals in der Nacht nach draußen gegangen.“
Er erwiderte meinen wütenden Blick, ohne auch nur zu blinzeln. „Das ist gelogen.“

Einen Moment lang fochten wir einen stummen Kampf mit unseren Blicken aus, dann war ich diejenige, die die Augen senkte. Er hatte Recht. Ich war nach draußen gegangen, um einen freien Kopf zu bekommen, nachdem das Theater meinen Vertrag nicht verlängert hatte. Es war nicht seine Schuld.

„Allerdings“, hob er mit leiser Stimme an, „muss ich zugeben, dass ich auch nicht ganz unschuldig bin. Ich habe diesen Mann in den Park gelenkt, als du dort warst – ich wollte dich zu mir holen.“ Unvermittelt nahm seine Stimme einen bitteren Klang an. „Leider willst du noch nicht sterben – und du bist zu jung und zu gesund, als dass ich dich zwingen könnte.“
Ich sah auf. Sein Blick war wütend und eiskalt auf die Wand gegenüber gerichtet.
„Warum willst du mich zwingen?“, fragte ich. „Die Jahre, bis ich wieder sterbe, sind für dich doch eine kurze Zeit. Warum wartest du nicht einfach?“

Überrascht registrierte ich, dass sich in die Wut in seinen schwarzen Augen eine unaussprechliche Trauer mischte. Er sagte lange nichts, bevor er antwortete: „Ich vermisse dich zu sehr.“
Lange Zeit wusste ich nicht, was ich sage sollte. Abwesend fuhr ich mit den Fingern die Falten in meiner Bettdecke nach.
Ohne ihn anzusehen, antwortete ich schließlich: „Warte lieber. Wenn ich zu dir komme, weil ich es möchte, bleibe ich doch viel lieber, als wenn du mich zwingst. Woher willst du sonst wissen, dass ich dir nicht wieder davonlaufe?“

Er schwieg.

Ich hob den Blick und sah, dass er fort war. Ich wusste nicht, ob er meine Antwort noch gehört hatte.

Eine Sekunde später klopfte es leise und Jan trat ein, über der Schulter eine Tasche mit meinen Sachen.
„Hi“, begrüßte er mich und ließ den Blick verwundert durch das Zimmer schweifen. „Mit wem hast du gesprochen?“

Benutzeravatar
Gaefa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 2203
Registriert: 20.03.2007, 18:32:59
Wohnort: Göttingen

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Gaefa » 25.04.2012, 21:28:46

Schöner neuer Teil, gefällt mir gut!
ich hoffe sehr, dass sie bald wieder fit ist. Mal sehen, was sie Jan als Antwort gibt.
Schnell weiter!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

Benutzeravatar
Kitti
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8268
Registriert: 01.04.2006, 14:28:31
Wohnort: Wuppertal

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Kitti » 26.04.2012, 15:09:39

Mir gefällt die Fortsetzung auch sehr gut, besonders die etwas gruselige Stelle, als der Tod darüber spricht, dass er sie vermisst. Da hast du eine tolle Atmosphäre erzeugt! Bitte schnell weiter! :)
Quiero vivir, quiero gritar, quiero sentir el universo sobre mi... Quiero correr en libertad, quiero encontrar mi sitio...

Administratorin und Moderatorin

Deutsche Musical-Community
www.musical-forum.net

Benutzeravatar
alja
Grünschnabel
Beiträge: 3
Registriert: 26.04.2012, 09:27:50

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon alja » 26.04.2012, 23:48:20

Also ich oute mich jetzt mal als neue Mitleserin. Ich finde die Geschichte richtig toll!! Elisabeth ist und wird immer mein absolutes Lieblingsmusical bleiben und diese Geschichte... ja was soll ich noch sagen?? Ich find sie richtig toll und kann kaum auf den nächsten Teil warten!! ;D

LG Alice

Benutzeravatar
Christine
Musical-Besucher
Musical-Besucher
Beiträge: 290
Registriert: 15.01.2012, 12:12:17

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Christine » 02.05.2012, 13:20:02

Ganz lieben Dank für eure Kommentare :) Hab mich gefreut. Nun gibt es eine Fortsetzung, wenn auch leider nicht lang - ich fürchte, es kommt die nächste Kreativpause... :? Naja, vielleicht hab ich bald wieder mehr Ideen. Euch erstmal viel Spaß ;)



Ausnahmsweise wünschte ich mir, der Tod wäre noch da. Dann hätte ich ihn bitten können, sich Jan zu zeigen, und der wäre vermutlich erstaunt und durcheinander, aber die Sache wäre aufgeklärt.

Stattdessen musste ich mir jetzt auf die Schnelle überlegen, was ich antworten könnte, ohne vollkommen verrückt zu wirken.
„Selbstgespräche“, erwiderte ich schließlich und brachte ein etwas gezwungenes Lächeln zustande. Jans Stirnrunzeln zufolge merkte er genau, dass ich nicht die Wahrheit sagte, aber er ging nicht näher darauf ein. Mit wem hätte ich seiner Meinung nach auch sonst sprechen sollen?

„Danke für die Sachen“, wechselte ich schnell das Thema. „Du bist ein Schatz. Hast du nochmal was vom Theater gehört?“
Jan verneinte und ich ließ den Kopf sinken. „Wahrscheinlich ist es ihnen sowieso nicht so wichtig, nachdem sie mich ja nicht mehr haben wollten.“ Ich erzählte Jan von der Mitteilung in meinem Briefkasten und dass ich keine Einladung für Rebecca bekommen hätte.
Er wirkte überrascht. „Das wundert mich. Ich dachte, du bist sehr beliebt. Vielleicht ist es ja ein Versehen?“ Ich hob die Schultern. „Kann sein. Aber ich traue mich nicht, zu fragen. Entschuldigung, aber da muss ein Missverständnis vorliegen, Sie können mir doch unmöglich tatsächlich gekündigt haben“, imitierte ich mich selbst und verdrehte die Augen. „Das ist so ungefähr die zickigste Reaktion, die ich überhaupt zustande bringen könnte.“

Jan nickte verständnisvoll. „Du kannst natürlich immer noch eine formelle Bewerbung schreiben und hoffen, dass sie dich daraufhin einladen. Aber wenn sie dir wirklich im Gegensatz zu den meisten anderen keinen Platz beim Casting angeboten haben, werden sie dich dann wahrscheinlich auch nicht nehmen. Es wäre nur eine diskretere Art, ein Missverständnis auszuschließen.“
Ich seufzte. „Nun gut… Ich werde es mir überlegen. Was ist mit dir? Schon ein paar CV's vorbereitet?“ „Ja, einige.“ Mein Kollege schnitt eine Grimasse. „Die schlimmste Büroarbeit ist Gott sei Dank schon wieder vorbei. Ich habe die Bewerbungen für Wicked, Sunset Boulevard und Mozart fertig und werde sie rausschicken, sobald die offizielle Ausschreibung ist. Es wirkt so schön enthusiastisch, wenn deine Bewerbung als eine der ersten da ist.“

„Ich weiß.“ Ich lächelte schief. „Eigentlich wollte ich jetzt ja auch CV's vorbereiten - ich brauch auch dringend ein neues Foto -, aber daraus wird wohl erst mal nichts. Wenigstens kann ich überlegen, wie meine Vita am eindrucksvollsten klingt, solange ich hier liege…“
Jan und ich redeten noch über eine Stunde über Elisabeth, mögliche Nachfolgestücke, meine Kopfverletzung und Jans Beziehung mit Yvonne. Mein „Selbstgespräch“ vom Anfang erwähnte er zum Glück mit keinem Wort mehr.
Erst am späten Nachmittag stand mein Kollege mit einem Blick auf die Uhr auf und erklärte, er sei noch mit seiner Freundin verabredet. „Ich hab Yvonne versprochen, dass wir noch zusammen essen gehen, schließlich habe ich spielfrei, das muss man ausnutzen.“ Er lächelte. „Wenn du willst, schaue ich morgen Vormittag nochmal vorbei.“

„Gerne! Dann habe ich ein bisschen Ablenkung.“ Ich lächelte und mein Kollege erwiderte das Lächeln.
„Gut, dann bis morgen.“ An der Tür zögerte er noch einmal. „Ach, Lia… Wegen den Selbstgesprächen… Es ist okay, wenn du nicht drüber reden willst, aber wenn du schon im Krankenhaus bist – sag das den Ärzten, lass dich untersuchen. Du hast einen echt heftigen Schlag auf den Kopf abgekriegt, nicht dass es was Schlimmeres ist.“

Damit lächelte mein Kollege noch einmal aufmunternd und schloss die Tür hinter sich, während ich mich verfluchte, weil ich (als berufsmäßige Schauspielerin, Herrgott nochmal!) so eine schlechte Lügnerin war.
Zuletzt geändert von Christine am 02.05.2012, 16:20:34, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Kitti
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8268
Registriert: 01.04.2006, 14:28:31
Wohnort: Wuppertal

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Kitti » 02.05.2012, 14:24:17

Super, dass es eine Fortsetzung gibt. Wie immer, schön geschrieben, ich habe mich nur gefragt, ob Darsteller tatsächlich richtige Bewerbungen schicken müssen? Ich glaube, sie schicken doch "nur" ein CV mit Fotos... Vermutlich meintest du das aber oder? Soll keine Kritik sein, es ist mir nur beim Lesen durch den Kopf gegangen.
Quiero vivir, quiero gritar, quiero sentir el universo sobre mi... Quiero correr en libertad, quiero encontrar mi sitio...

Administratorin und Moderatorin

Deutsche Musical-Community
www.musical-forum.net

Benutzeravatar
Christine
Musical-Besucher
Musical-Besucher
Beiträge: 290
Registriert: 15.01.2012, 12:12:17

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Christine » 02.05.2012, 16:20:59

Danke für dein Kommi :) Ja, das hab ich gemeint; hab bisschen was geändert. ;)

Benutzeravatar
Gaefa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 2203
Registriert: 20.03.2007, 18:32:59
Wohnort: Göttingen

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Gaefa » 02.05.2012, 17:14:07

Ui hier geht es weiter, wie schön! Toller Teil. Schön, dass sie sich auf Jan verlassen kann! Ich hoffe doch , dass sie für die Castings wieder fit ist. Drück die Daumen, dass du bald wieder Kreativität findest zum Weiterschreiben!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

Benutzeravatar
Tessa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 1879
Registriert: 28.05.2010, 21:45:53
Wohnort: OWL / Ruhrgebiet

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Tessa » 03.05.2012, 17:43:52

Ich mag deinen Schreibstil sehr und bin jetzt endlich auch endlich mal up-to-date.
Bisher eine wirklich schöne Geschichte. Ich hätte ja zu gern Jans Gedanken erfahren, als sie gesagt hat, dass sie Selbstgespräche führt. Sehr taktvoll, dass er das Thema erst am Ende beiläufig erwähnt hat. Ich hoffe natürlich auch, dass du deine nächste Kreativpause schnell überwindest.
Morgen is vandaag.

Benutzeravatar
Christine
Musical-Besucher
Musical-Besucher
Beiträge: 290
Registriert: 15.01.2012, 12:12:17

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Christine » 05.05.2012, 11:08:13

Danke für eure lieben Kommentare :) Gott sei Dank war die Kreativpause nicht lang, hier kommt schon die nächste Fortsetzung. Viel Spaß!


Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf, als eine Schwester hereinkam, um meinen Blutdruck zu messen.
Als sie gegangen war, blickte ich aus dem Fenster und ließ meine Gedanken treiben. Sollte ich, wie Jan empfohlen hatte, den Ärzten von den Besuchen des Todes erzählen? Der Gedanke war seltsam. Ich war mir sicher, dass sie mich für verrückt erklären würden. Wahrscheinlich behielten sie mich gleich da – in der geschlossenen Psychiatrie.

Mit einem Schaudern sah ich schon die Schlagzeilen vor mir. Musical-Diva vergisst die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit… Energisch schüttelte ich den Kopf, hielt aber schnell inne, als ich wieder starke Kopfschmerzen bekam. Das konnte ich unmöglich machen.
Andererseits… Ich zögerte, den Gedanken überhaupt zu formulieren. Sogar vor mir selbst fiel es mir schwer zuzugeben, dass mein Besucher möglicherweise tatsächlich eine Wahnvorstellung war. Hatte ich diese Theorie nicht schon gehabt, nachdem ich ihn zum ersten Mal im Theater bemerkt hatte?
Irgendwann hatte ich diese Möglichkeit einfach vergessen. Dabei war es doch, objektiv betrachtet, viel wahrscheinlicher, als tatsächlich vom Tod besucht zu werden… Allein die Tatsache, dass ich noch lebte, sprach dagegen. Ganz zu schweigen davon, dass der Tod ein Ereignis war und keine Person. Glaubte ich zumindest…

Als Dr. Neumeier zur Visite eintrat, war ich noch nicht sicher, was ich tun wollte. Stumm ließ ich die gleiche Untersuchung über mich ergehen, die er schon gestern vorgenommen hatte, dann stand der Arzt zufrieden auf und trug etwas auf seinem Klemmbrett ein.
„Sehr gut. Es haben sich bei Ihnen keine Nachwirkungen mehr ergeben. Ich denke, wir können Sie nach Hause entlassen… Dort werden Sie allerdings noch mindestens eine Woche das Bett hüten müssen“, fügte er scharf hinzu, als erriete er meine Gedanken, sofort wieder auf die Bühne zu gehen. „Und Ihre Arbeit… Nun, ich weiß nicht genau, wie sehr diese Produktion Sie körperlich beansprucht, aber Sie sollten noch mindestens zwei Wochen keinen Sport treiben. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass Sie nicht tanzen. Ich denke, in etwa zehn Tagen können Sie sich eine Vorstellung ansehen, um herauszufinden, ob Sie die Lautstärke schon wieder vertragen. Falls ja, können Sie danach langsam wieder anfangen. Falls nicht, verordne ich Ihnen weiterhin unbedingte Ruhe.“

Ich zwang mich, nicht frustriert aufzuschreien. Zwei Wochen! Was sollte ich nur so lange tun? Mit Bewerbungen an andere Produktionen wäre ich maximal zwei oder drei Tage beschäftigt… Dann fiel mir noch etwas ein.
„Werde ich in zwei Monaten die letzte Show spielen können?“ Der Arzt runzelte die Stirn. „Das hängt stark vom Ihrem individuellen Heilungsprozess ab. Aber ich würde sagen, wenn Sie sich vorher gut schonen und sich nicht zu sehr anstrengen, stehen die Chancen recht gut.“

Ich atmete erleichtert auf. Sicher, es war noch keine feste Zusage, aber der Gedanke, noch einmal auf der Bühne stehen und richtig mit dem Stück abschließen zu können, beruhigte mich. Nach fast drei Jahren wollte ich mich von der Produktion richtig verabschieden; nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden.

Als Jan eine Stunde später hereinkam, um mich zu besuchen, hatte ich meine Sachen bereits fertig gepackt und er bot an, mich nach Hause zu fahren. Dem Arzt versprach er, ab und zu bei mir vorbeizusehen, um sicherzugehen, dass ich die verordnete Bettruhe auch wirklich einhielt.

Benutzeravatar
Gaefa
Musical-Fan
Musical-Fan
Beiträge: 2203
Registriert: 20.03.2007, 18:32:59
Wohnort: Göttingen

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Gaefa » 05.05.2012, 12:28:16

Schön, dass es hier auch weitergeht :)
Gut, dass sie schon wieder nach Hause darf. Ich drücke die Daumen, dass sie die letzte Show spielen darf!
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

Benutzeravatar
Kitti
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8268
Registriert: 01.04.2006, 14:28:31
Wohnort: Wuppertal

Re: Zwischen Traum und Wirklichkeit

Beitragvon Kitti » 05.05.2012, 21:11:49

Super, dass das kreative Tief doch überwunden ist. Schöner neuer Teil und bitte bald weiter!! :)
Quiero vivir, quiero gritar, quiero sentir el universo sobre mi... Quiero correr en libertad, quiero encontrar mi sitio...

Administratorin und Moderatorin

Deutsche Musical-Community
www.musical-forum.net


Zurück zu „Fanfiction / Geschichten / Texte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste