Sisi

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Marie Antoinette
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Beitragvon Marie Antoinette » 01.02.2007, 19:44:09

Danke, ihr zwei! *freu*

@Sisi: Freut mich, dass dir gerade der Tagebucheintrag gefallen hat, ich selbst war eher nicht so begeistert von dem Ergebnis... :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 02.02.2007, 18:31:31

Die Fortsetzung hier ist für Kitti, als Geburstagsgeschenk... hast ja an meinem Geburtstag auch einen neuen Teil gepostet, da muss ich mich "revanchieren"... :wink:

Bin mal gespannt, was ihr anderen dazu sagt


:D
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„Ich … liebe Euch, Majestät!“
- „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ erwiderte sie sichtlich entsetzt. „Das ist absurd!“
„Das dachte ich auch, aber das ändert nichts daran, dass es nun einmal stimmt… Erzsébet.“
Sisi starrte ihn nur an und war auf einmal wie erstarrt. Dieser Name… das klang anders als das „Sisi“ von Franz oder das „Elisabeth“ ihrer vielgehassten Tante Sophie. Sie hatte es zwar bei ihrer Ankunft auch schön gehört, aber in dieser Situation war es wieder etwas ganz anderes. Ihre Wangen erröteten leicht, was er aber durch die Dunkelheit zum Glück nicht mitbekam. Dann hatte sie sich jedoch erstmal wieder gefasst.
„Hören Sie auf, mich so anzureden.“ befahl sie und riss sich von ihm los.
- „Das förmliche passt doch gar nicht zu Euch. Ich habe es doch vorhin gemerkt – solange Seine Majestät der Kaiser in der Nähe ist und jeden Eurer Schritte kontrolliert, seid Ihr verkrampft und unsicher, aber wenn Ihr ihn vergesst, seid Ihr wie ausgewechselt…“
Er wagt es?!
dachte Sisi verärgert, ertappte sich aber zu ihrer großen Verwunderung, wie sie sagte:
„Na ja, manchmal wünschte ich wirklich, es wäre alles anders gekommen und Franz-Joseph hätte wie geplant meine ältere Schwester Nene geheiratet. Manchmal bin ich todtraurig und flüchte mich in Tagträume. Dieses ganze Hofzeremoniell passt tatsächlich nicht zu mir… Ich bin gerademal 20 Jahre alt, ich habe mich von Anfang an dagegen gewehrt, dass sie mich einsperren… sie haben alle versucht, mich zu verändern…“
Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
„Was erzähle ich Ihnen denn da?! unterbrach sie sich selbst. „Das ist doch allein meine Sache. Am besten, ich gehe wieder hinein.“
Sie wollte kehrtmachen, aber er hielt sie zurück.
„Glaub mir, Erzsébet… uns verbindet irgendetwas, das stärker ist als das Zeremoniell und die Verbindung zu deinem Mann – dass du bei ihm bleibst, ist nur das Pflichtbewusstsein…“
Langsam wurde Sisi wirklich wütend.
„Jetzt reicht es aber, Graf Andrássy!“ rief sie. „Was reden Sie denn nur für Sachen?! Sie sollten sich mal selbst reden hören… haben Sie etwa beim Abendessen zuviel getrunken?! Uns verbindet überhaupt nichts! Ich bin die Kaiserin von Österreich und Sie verheiratet.“
Er gab sich nicht so einfach geschlagen.
„Stimmt, aber meine Ehe ist genauso unglücklich wie Eure.“
Wenigstens duzt er mich nicht mehr – aber trotzdem, was fällt ihm ein?!
„Außerdem“, versuchte sie ihm noch einen Schlag zu versetzen, „wären Sie eigentlich gar nicht mehr am Leben. Sie wurden von Franz Joseph während der Revolution bereits zum Tode verurteilt.“
„Das Schicksal hat es anders gewollt… es wollte, dass ich dir begegne, Erzsébet.“
- „Jetzt fangen Sie schon wieder damit an…“ erwiderte Sisi und konnte nur noch den Kopf schütteln.
„Du verstellst dich nur wieder, um deine wahren Gefühle zu verstecken.“
Ist das wirklich so? Hat er wieder Recht? Sisi überlegte einen Moment, dachte an ihre erste Begegnung in Wien und das Wiedersehen auf dem Schlossplatz in Debrezin kurz nach ihrer Ankunft. Sie hatte ihn schon immer sehr nett gefunden und allein wegen ihm hatte sie alle Vorurteile über die Ungaren vergessen, die ihr Franz Joseph und die Erzherzogin versucht hatten, einzureden… was hieß versucht? Sie hatten es ja geschafft. Und auf einmal wich die Wut einem anderen Gefühl, als sie erkannte: Ich habe mich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt…
Es war alles so schwierig. Wie sollte sie sich nur verhalten? Sie war noch so jung und unwissend… Das übliche Zeremoniell half ihr nicht weiter, so hatte sie es bereits versucht. „Möglicherweise… haben Sie Recht…“ stotterte sie. Dann: „Ach, was rede ich. Ich mach’ mir doch das ganze nur unnötig schwer…“
„Genau das habe ich auch gerade gedacht“, erwiderte Andrássy gelassen. Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Sisi wehrte sich nicht, als er sich langsam zu ihrem Gesicht hinunterbeugte und versank in seinem Blick, als er sie sanft küsste…



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Beitragvon Nadine0003 » 02.02.2007, 21:44:45

wow, wunderschöner neuer Teil, herrlich geschrieben, ich konnte mich richtig in Sissi hineinversetzen. Freue mich sehr auf den nächsten Teil. :)

@Kitti: Du hast heute Geburtstag? Dann alles Gute und Liebe zum Geburtstag und viel Glück im neuen Lebensjahr. :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 02.02.2007, 22:00:35

@Nadine: Danke, das freut mich! :D

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Beitragvon Kitti » 03.02.2007, 12:51:03

@ Elektra Danke für das Geschenk erst mal. Ein wirklich schöner Teil! Ganz klasse geworden! Weiter so! *knuffel*
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Beitragvon Marie Antoinette » 03.02.2007, 15:30:56

Danke dir, Kitti! :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 05.02.2007, 19:47:20

Also im Moment hab ich zum Glück keine Schreibblockade mehr... *freu* Drum gleich noch eine Fortsetzung... auch deswegen, weil es bis zu den bestimmten Teilen dann nicht mehr so lang dauert, Kitti! :wink:

Das hier ist aber jetzt erstmal der Rest des Tagebucheintrages.

---------


So war es an diesem Abend… Und irgendjemand hat es mitbekommen… aber warum überrascht mich das eigentlich. Ich bin doch eine Person des öffentlichen Lebens, es bekommt immer jemand mit, was ich tue.


Wenn ich gewusst hätte, was noch passiert, hätte eigentlich in diesem Moment die Welt untergehen oder die Zeit stehen bleiben können… Jetzt denke ich schon wieder daran, dabei sollte ich es vergessen… das war nämlich nicht richtig, da hat Sophie nämlich Recht.


Ich wünschte ich wäre niemals nach Ungarn mitgefahren oder hätte zumindest nicht Sophie und Gisela dort hin mitgenommen, denn das wäre sonst alles gar nicht passiert… denn die Erzherzogin hat vielleicht doch recht wenn sie sagt, das wäre alles nur meine Schuld…


Mir geht es heute gar nicht gut; und das nicht nur wegen meiner abgrundtiefen Trauer um meine Kleine … eine Sache muss ich noch schreiben. Ich habe nämlich auf einmal dort unten in der Gruft gedacht, ich wäre nicht mehr mit der Erzherzogin alleine. Habe gedacht, der Tod wäre dort erschienen wie er mir schon oft begegnet ist; teils um mir Mut zu machen, teils um… Jedenfalls bin ich auf einmal zusammengebrochen. Ein Schwächeanfall. Sie meinen alle, das wäre alles etwas zu viel für mich gewesen, vielleicht haben sie Recht und ich brauche nur etwas Ruhe…



Ein paar Tage später



Wieder ist etwas Zeit vergangen. Passiert ist nichts Besonderes. Die Tage beginnen und die Tage vergehen ohne Sophie.


Wenigstens dieser grässliche Cercle am Nachmittag bleibt mir erspart, diese oberflächlichen Unterhaltungen… aber dafür werden diese Damen, mit denen ich mich so ungern unterhalte, mit jemand anderem die Köpfe zusammenstecken und lästern – bestimmt sind sie in dem Moment da ich das schreibe bei Tante Sophie und ihnen fällt sicherlich nichts besseres ein als über die „seltsame Frau“ zu sprechen.


Der Hof ist offiziell in Trauer – und mir wird nichteinmal erlaubt, nach Hause zu fahren und meine Familie zu sehen. Ich werde hier regelrecht eingesperrt, es ist noch schlimmer wie nach meiner Hochzeit. Wahrscheinlich glauben alle, bei mir würde sich ab und zu doch der Wahnsinn der Wittelsbacher durchsetzen und ich würde mir etwas antun… dabei bin ich viel zu schwach dafür… auch wenn ich denke, manchmal eine Stimme zu hören „Flieh und du wirst frei sein, und alles kämpfen wird vorbei sein…“


Ich weiß auch nicht was los ist… erst dachte ich, es liegt an meinem Schock nach Sophies Tod, dass es mir so schlecht geht, aber es ist wirklich irgend etwas mit mir. ich bekomme ständig Hustenanfälle, dafür kriege ich manchmal keine Luft, und dann diese ständigen Schwächeanfälle… Alle meinen es würde daran liegen, dass ich so wenig esse, aber ich kann nun einmal in letzter Zeit nicht so viel essen. Ich habe gar keinen Appetit…


Eine Woche später


Und wieder eine Woche vorbei. Nachdem ich wieder einmal zusammengebrochen bin habe ich mich von Franz überreden lassen, mich einmal von Dr. Seeburger untersuchen zu lassen. Ich habe mich aber nachdem was mit meiner kleinen passiert ist auf keinen Fall nur auf sein Urteil verlassen wollen und habe durchgesetzt, gleich eine zweite Meinung einzuholen. Dr. Fischer ist aber zum gleichen Ergebnis gekommen wie der Hofrat.


Mir hat zwar erst niemand gesagt, was los ist, aber schließlich mussten sie es mir sagen. Es konnte ja nicht sein, dass Franz und die Erzherzogin es wissen, ich jedoch nichts erfahre. Und es ist tatsächlich etwas Ernstes. Ich habe eine Lungenerkrankung… sie meinen alle, mir würde vielleicht eine Luftveränderung gut tun, denn hier wird es mir wahrscheinlich nicht besser gehen, was auch immer das heißen soll… Mir ist es Recht, dann komme ich raus hier aus dieser Stadt. Ich würde am liebsten richtig weit weg…


Zwei Tage später


Ich weiß jetzt, wo ich am liebsten hin möchte. Nach Madeira, einer kleinen Insel im Atlantischen Ozean. Dort soll es das ganze Jahr über die schönsten Blumen geben und vom Wetter her ist dort beinahe ein „ewiger Frühling“.

Als ich das heute Franzl gesagt habe, hat er mich vollkommen entsetzt angesehen und gemeint, das wäre doch viel zu weit, wie ich da denn hinkommen würde und das sei viel zu gefährlich… Er weiß gar nichts. Es ist doch für mich viel gefährlicher, hier in Wien zu bleiben. Hier könnte ich doch zugrunde gehen... Ich bin deshalb wild entschlossen.


Es ist entschieden – ich werde nach Madeira gehen. Bevor es zu spät ist.

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Beitragvon Kitti » 05.02.2007, 22:07:15

Oh, ein neuer Teil! Das freut mich doch! Wieder sehr gut gelungen. Mir gefällt die Idee, Tagebucheinträge einzusetzen. So kommen ihre Gefühle natürlich am besten zur Geltung und die Songtexte zwischendurch sind auch klasse! Weiter so!! :D
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Beitragvon Nadine0003 » 05.02.2007, 22:20:12

oh ja, absolut schöner Teil, wie immer traumhaft geschrieben. Das einzige was ich vermisse (ich weiß, ich nerv :roll: ) ist der Tod persönlich. Ich liebe die Streitgespräche zwischen ihn und Elisabeth bzw. die ganze Interaktion zwischen den beiden im allgemeinen. Freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil. :!: :!: :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 06.02.2007, 19:33:49

Danke, ihr zwei! *freu* :D

@Nadine: Ach was, du nervst doch nicht, im Gegenteil! :D Ja, der liebe Tod kommt bei mir schon selten vor, ich weiß... dass ich Sisi noch jemand anderen zum Aussprechen (und aus-heulen :wink: ) an die Seite gestellt hab hat sich bei mir halt so ergeben...

Würd mich aber trotzdem freuen, wenn du weiterliest, ich versuch auch den Tod etwas öfter auftauchen zu lassen... :D

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Nadine0003

Beitragvon Nadine0003 » 07.02.2007, 21:15:18

@ Elektra.;
Natürlich werde ich auch weiter mitlesen. freue mich wie gesagt schon sehr auf den neuen Teil
l.g.
Nadine :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 09.02.2007, 21:44:25

Schön, dann kann ich ja weitermachen! :D :D

Und weil es wie gesagt gut läuft, jetzt erstmal immer Freitag und Mittwoch eine Fortsetzung....

Beim nächsten Teil weiß ich gar nicht mehr, wie lang Elisabeth wirklich auf Madeira gewesen ist, aber bei mir sind es jedenfalls 4 Monate, die vergehen... Und der ist schon wieder ziemlich lang...

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4 Monate später: Zurück in Budapest – oder: Ein frostiges Wiedersehen… zunächst jedenfalls!


Endlich würde sie ihn wiedersehen!
Sisi saß vor dem Spiegel und starrte gedankenverloren hinein, während Fanny ihr Haar kämmte.
„Wie sehe ich aus, Ida?“ erkundigte sie sich bei Ida Ferenczy.
An diesem Tag nach ihrer Rückkehr nach Ungarn hatte Sisi es endgültig aufgegeben, schwarz zu tragen. Die Hoftrauerzeit war bereits während ihres Aufenthalts auf Madeira zu Ende gegangen, aber sie hatte es irgendwie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, bereits wieder die bunten Kleider zu tragen. Zu tief war ihr Schmerz über den Verlust der Kleinen.
Heute hatte sie sich jedoch ein Kleid in den ungarischen Nationalfarben heraussuchen lassen.
Vier Monate war sie auf Madeira geblieben und hatte von den Ereignissen in Wien nur durch Briefe gehört, die sie meistens erst nach langer Zeit erreichten und schon veraltet waren, als sie ankamen, aber dafür ging es ihr jetzt wieder sehr viel besser. Ihr Arzt hatte diagnostiziert, dass sie wieder vollkommen gesund war.
Kurz nach ihrer Ankunft auf Madeira hatte es aber noch nicht so ausgesehen, denn sie hatte am Tag darauf einen heftigen Rückfall und bekam Bettruhe verordnet. Ihr Optimismus, der sie während der Seereise in eine ausgezeichnete Laune versetzt hatte, wich einer tiefen Depression und dem Gefühl, möglicherweise tatsächlich nicht nach Wien zurückzukehren.
Wie erholsam die Tage und Wochen auf der Insel waren! Sehr oft war sie einfach nur in der Villa, die sie und ihr Hofstaat in der madeirischen Hauptstadt Funchal bewohnten, gesessen, hatte gelesen, sich mit den Hofdamen unterhalten, weit weg von den Maßregelungen durch Erzherzogin Sophie, weg von dem Wiener Zeremoniell… Sie hatte dann langsam aber sicher auch wieder angefangen mit Spaziergängen, erst kurze, dann immer längere.
Eines Tages hatte sie zu ihrer großen Freude und Überraschung Besuch von ihrer Mutter und ihrer Schwester Nene bekommen. Nene hatte ihr inzwischen die Demütigung damals auf dem Ball in Ischl verziehen und berichtete ihr aufgeregt, dass sie sich inzwischen in einen Prinzen von Thurn und Taxis verliebt hatte.
Und dann war da in der langen Zeit noch etwas passiert.
Etwas, das sie daran erinnerte, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Wien möglichst bald nach Ungarn zurückfuhr.
Franz Joseph hatte sie vielleicht verwundert angesehen, als sie zurückgekehrt war und ihn fast vor vollendete Tatsachen gestellt hatte:
„Aber wir haben uns doch so lange nicht gesehen, mein Engel, warum musst du denn unbedingt gleich noch einmal wegfahren?!“
- „Weil ich dort unbedingt etwas klarstellen muss. Ich möchte mich wenigstens zurückmelden, wenn wir schon nach Sophies Tod einfach weggefahren sind. Die ungarische Frage liegt mir eben am Herzen.“ hatte sie entgegnet und Befehl an ihre Zofen gegeben, die Koffer für eine Reise nach Budapest umzupacken.
Und da war sie nun und machte sich nach allem was passiert war, nur Gedanken über ihr Aussehen.
- „Wunderschön wie immer, Majestät.“ erwiderte diese.
„Das ist gut“, erwiderte Sisi, „denn heute ist mir das besonders wichtig.“ – „Warum denn ausgerechnet heute?“ erkundigte sich Ida. „Ach, da hat es mal so ein Lied gegeben…“ erwiderte Sisi ausweichend und begann zu Idas großer Verwunderung zu singen:
Ich weiß, der eine wird mich finden, dann will ich strahlend vor ihm stehen… Ich leg’ mein Glück in seine Hände, und lass’ ihn niemals wieder gehen…“
„Der eine?“
wiederholte Ida. „Meint Ihr, seine Majestät kommt hierher um Euch nach Hause zu holen?“
„Das soll er mal bleiben lassen.“ erwiderte Sisi ausgelassen. „Ich rede von jemand anderem.“
„Entschuldigt meine Neugierde, aber…“
- „Du weißt die Antwort bereits.“ unterbrach Sisi schnell. Fanny musste ihrer Meinung nach nicht alles mitbekommen, weshalb sie es geschickter hielt, die Sprache zu wechseln. In der Zeit ihrer „Flucht“ hatte sie daran gearbeitet, unter anderem ihr ungarisch zu verbessern, und da Fanny diese Sprache nicht beherrschte, war das eine gute Methode, sich mit Ida über Dinge zu unterhalten, welche die Friseuse und auch andere gar nichts angingen. „Du kennst ihn auch sehr gut und hast mich erst davon überzeugt, dass es nur zum Vorteil für alle sein kann wenn ich an den offiziellen Treffen mit ihm teilnehme.“
„Das meint Ihr nicht ernst.“
Ida konnte nur den Kopf schütteln.
„Es ist nicht so wie du denkst“, bemerkte Sisi. „Ich bin nur so froh, dass ich mich mit ihm so gut verstehe, weil ich es dann vielleicht schaffe, den Ausgleich alleine zu erreichen. Mein Mann hält ja nicht viel davon… aber ich habe ein Ziel klar vor Augen, nämlich dass sich dein Land und Österreich endlich aussöhnen. So etwas wie 1848 braucht nicht mehr zu passieren…“
„Stimmt, diese fürchterliche Revolution…“ Ida schauderte es nur bei der Erinnerung daran.
Sie wunderte sich auch, dass ihre Herrin auch auf einmal anfing, über so ein ernstes Ereignis zu sprechen. „Ich werde aber eine Einigung herbeiführen, und zwar gemeinsam mit Graf Andrássy. Das ist auch schon alles.“
Genau so muss ich das alles sehen, dachte Sisi bei diesen Worten, er ist ein Verbündeter in den Bemühungen um den Ausgleich und sonst gar nichts. Diesen einen Abend vergesse ich am besten ganz schnell…
„Widersprecht Ihr Euch da nicht selbst etwas?“ fragte Ida. „Erst singt Ihr das Lied und bemerkt, dass es Euch besonders wichtig ist, heute schön auszusehen – und jetzt so ein Gedankengang?“
- „Ach ich bin heute so aufgeregt, ich weiß in einem Moment schon nicht mehr was ich Sekunden vorher gesagt habe…“ erwiderte Sisi, die genau wusste, dass Ida eigentlich Recht hatte. Sie verstand sich heute selbst nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie ihren Aufenthalt auf Madeira viel zu früh abgebrochen und war noch lange nicht erholt genug.
Es klopfte an der Tür und eine ihrer Hofdamen kam herein.
„Kaiserliche Hoheit, der Graf Andrássy ist draußen. Er möchte unbedingt mit Euch sprechen. Er meint, es sei wegen einer sehr dringenden Angelegenheit, die keinen weiteren Aufschub duldet und lässt sich einfach nicht abweisen.“
„Einen kleinen Augenblick noch, ich bin gleich fertig. Er soll im Audienzzimmer auf mich warten“ erwiderte Sisi.
„Ja, kaiserliche Hoheit.“ Die Hofdame wunderte sich zwar, dass ihre Majestät den ungarischen Grafen sofort sehen wollte, obwohl er sich nicht vorher angemeldet hatte und auch nichts näheres gesagt hatte, worum es ging, durfte sich allerdings nichts anmerken lassen. Sie machte einen Hofknicks und verließ den Raum wieder.
Sisi warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
„Sie können nun gehen, Fanny.“ entließ sie die Friseuse vorerst, diese knickste ebenfalls und verließ das Zimmer durch eine andere Tür. Verträumt sah sie Ida an. „Das Lied, das ich eben gesungen habe, trifft zu, … der eine hat mich schon gefunden. Also entschuldige mich jetzt bitte.“
Sie verhält sich wie ein verliebtes Mädchen, dachte Ida bei sich, aber da war Sisi schon aufgestanden und ging davon, ohne noch ein Wort zu sagen.
Vor dem Audienzzimmer stand wie immer einer der Adjutanten. Er verbeugte sich vor Sisi, dann öffnete er die Tür einen Spalt breit und kündigte sie an:
„Ihre Majestät, die Kaiserin von Österreich!“

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Beitragvon Kitti » 09.02.2007, 22:09:45

Das liebe Gucken hatte Erfolg. ;) Natürlich bekommst du einen Kommentar!

Also... :D Wieder einmal ein toller Teil. Mir gefällt die Idee, den Songtext einzubauen. Passt doch sehr gut! Sehr schön! :)
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Beitragvon Nadine0003 » 09.02.2007, 22:40:55

wow, super, da schaut man ahnungslos vorbei und wieder ein neuer Teil. Wie Kitti schon sagte, das Schauen hat sich gelohnt.
Super Teil wie immer, ich bin gespannt wie es zwischen Graf Andrasy und Sissi weiter geht. :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 11.02.2007, 14:46:55

Danke, ihr zwei! *knuffel*

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Beitragvon Marie Antoinette » 14.02.2007, 18:31:05

So, mein 799. Beitrag wird die Fortsetzung für diesen Mittwoch... :D

---

Andrássy hatte sich im Audienzzimmer in der Zwischenzeit einfach hingesetzt und sah kaum auf, als der Adjutant Sisis Eintreten ankündigte. Auch als sie den Raum betreten hatte und die Tür geschlossen wurde, reagierte er nicht. Kein respektvolles Aufstehen, vor sie hintreten, keine Verbeugung und kein Handkuss.
Sisi war vollkommen irritiert – wo gab es denn so etwas!? - ließ sich aber nichts anmerken. Würdevoll durchquerte sie das Zimmer der Länge nach und blieb vor Andrássy stehen.
„Sie wollten mich sprechen, Graf Andrássy?“
Er antwortete ihr nicht.
Die Sache wurde immer rätselhafter.
„Sie haben zu dem Adjutanten wohl gesagt, es ginge um eine dringende Sache. Was ist denn geschehen?“ fragte Sisi vorsichtig. Keine Reaktion. „Warum sprechen Sie denn nicht mit mir? Nun antworten Sie doch.“
Irgendwie fühlte sie sich leicht überfordert. Wie sollte sie sich denn nur verhalten? Franz hatte doch Recht gehabt, die Ungaren waren manchmal nicht gerade einfach und unberechenbar.
Im gleichen Moment stand er ganz plötzlich auf.
„Was spielt Ihr nur für ein Spiel, Erzsébet?!“
fragte er ganz offensichtlich verärgert und seine Stimme klang bedrohlich.
„Ich verstehe nicht…“
- „Ihr spielt nach euren eigenen undurchschaubaren Regeln, die das ungarische Volk und natürlich zuallererst ich nicht verstehe. Ich bin wütend und zutiefst enttäuscht, … Erzsébet.“
Sisi hatte irgendwie das Gefühl, er würde gleich auf sie losgehen und trat erst einen Schritt zurück, dann vorsichtshalber noch einen. Sie erkannte Andrássy nicht mehr wieder. Einerseits Förmlichkeit und Distanz, … wenn nicht sogar eine gewisse Feindseligkeit… andererseits wieder dieses „Erzsébet“.
„Graf, Sie vergessen sich! Was ist denn los?!“
- „Beantwortet mir nur eine Frage, Kaiserliche Hoheit. Ist Eurem Land der Ausgleich mit meinem Land tatsächlich wichtig oder nicht?“ – „Aber natürlich ist er wichtig.“ Sisi verstand immer noch nichts, versuchte jedoch so ruhig und bestimmt wie möglich zu sprechen um ihn zu besänftigen. Es gab doch eigentlich wirklich keinen Grund, wütend zu sein. „Darum bin ich doch wieder nach Ungarn zurückgekehrt. Ich wollte mit Ihnen darüber verhandeln, da der Kaiser durch anderweitige Staatsgeschäfte daran gehindert ist, selbst nach Budapest zu kommen.“
„Waren es auch wichtige anderweitige Staatsgeschäfte, die Euch dazu gebracht haben, am Tag nach dem Ball in Debrezin einfach zu verschwinden?! Was sollen denn die anderen vom Kaiserpaar Österreichs denken?! Ihr habt das Land von heute auf morgen verlassen ohne eine Erklärung und die Ausgleichsverhandlungen wurden ebenfalls nicht verschoben sondern Ihr seid einfach ohne eine Entschuldigung verschwunden…“
Jetzt wusste Sisi schlagartig, was Andrássy meinte. Es war so gekommen, wie sie gleich befürchtet hatte. Die Ungaren hatten es ihr und Franz Joseph übel genommen, dass sie praktisch in einer Art Nacht und Nebel – Aktion nach Wien abgereist waren und sie nicht über den Grund der Abreise in Kenntnis gesetzt hatten.
„Wir hatten eben ganz andere Sorgen als wir aufgebrochen sind“, erwiderte Sisi und musste schon bei der Erinnerung an die überstürzte Fahrt nach Hause schlucken. „Ich hatte ihm gesagt, das ist alles andere als geschickt und ich wollte wenigstens dich benachrichtigen lassen, aber davon wollte er nichts wissen. Er hat mich sogar noch beschimpft ich hätte vielleicht Nerven noch an diesen Ausgleich zu denken. Wir hatten aber wirklich einen wichtigen Grund, dein Land zu verlassen, du musst mir das glauben, Gyula.“
Nachdem sie das gesagt hatte, hielt sie sich erschreckt über sich selbst die Hand vor den Mund. Wie kam sie denn dazu, ihn so anzureden?! Hier im Audienzzimmer, wo doch vor der Tür ständig neugierige Wachposten, Adjutanten und Hofdamen herumschlichen… die nicht alle auf ihrer Seite waren und nur darauf warteten, dass sie einen Fehler beging.

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Beitragvon Kitti » 14.02.2007, 19:31:19

Ah, der neue Teil! :D Spannend!

Wieder mal sehr gut gelungen! Nur weiter so! :D
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Beitragvon Nadine0003 » 14.02.2007, 22:46:39

supi. neuer spannender Teil, aber sehr gemeine Stelle zum aufhören *böse schau* Freue mich auf die Fortstetzung.
l.g.
Nadine:-)

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Beitragvon Marie Antoinette » 17.02.2007, 19:42:00

Danke, ihr zwei! :D *knuffel*

@Nadine: Was das gemeine Aufhören angeht, da kann ich noch viel gemeiner sein... :-p

Heute nur mal ein kurzer Teil, der Rest von der Szene halt..

---

„Ist das wahr, Erzsébet?“
Er nahm ihre Hand.
„Dann sag mir doch, was der wichtige Grund war. Vielleicht kann ich dir dann vergeben.“
Nur, wenn ich es ihm sage?! Ist das eine zwingende Voraussetzung? fragte sich Sisi. Ich kann das nicht… sonst muss ich gleich wieder weinen… dabei darf ich jetzt keine Schwäche zeigen… und überhaupt, kann es denn wirklich sein dass er es nicht weiß? Die Nachricht muss doch eigentlich bis nach Ungarn durchgedrungen sein?
„Ich kann es nicht sagen, jedenfalls nicht im Moment. Die letzten Monate waren sehr schwer für mich. Lass mir etwas Zeit. Irgendwann erfährst du die ganze Wahrheit.“ Sie entzog ihm die Hand und verfiel wieder in einen förmlichen Tonfall.
„Lassen Sie uns jetzt wieder über das reden, weshalb ich hergekommen bin, Graf.“
- „Ich begreife dich nicht, Erzsébet.“ Andrássy schüttelte den Kopf. „Aber wenn es wirklich so schlimm war, dann werde ich dir natürlich alle Zeit der Welt lassen.“ – „Ich bin erleichtert.“ bemerkte Sisi. Ihr war es zumute, als würde ihr ein großer Stein vom Herzen fallen. Dankbar lächelte sie Graf Andrássy an.
„Vielen Dank.“
„Eine weniger offizielle Frage hätte ich noch. Eigentlich wollte ich dich nur wegen dieser Sache zur Rede stellen…“ – „Mich zur Rede stellen?!“ wiederholte Sisi mit gespielter Empörung. Natürlich war das nicht so gemeint, er hatte ja bereits gesagt, was er dachte.
„… aber natürlich bin ich froh, dass du zurückgekommen bist.“ fuhr er fort. „Deshalb werde ich versuchen, auf die Schnelle einen Ball zu organisieren, um deine Rückkehr zu feiern. Wirst du dabei sein?“
Ein Ball?! Sisi erschrak regelrecht. Das letzte Mal, als ich in diesem Land gefeiert habe, ist ein Tag darauf DAS passiert…
„Ich muss wohl“, hörte sie sich im gleichen Moment sagen, „wenn der Anlass meine Rückkehr ist.“ Sie senkte ihre Stimme. „Und jetzt sollten wir endlich damit aufhören, hier haben selbst die Wände manchmal Ohren.“ In normaler Lautstärke fuhr sie fort: „Finden Sie nicht auch, Graf?“
„Ich bin ganz Eurer Meinung, Kaiserliche Hoheit.“

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Beitragvon Kitti » 17.02.2007, 20:07:22

Kurz, aber schön und spannend! Schnell weiter! :D
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