So, jetzt gibts hier auch mal wieder eine Fortsetzung - und die Fortsetzung
davon ist auch schon fertig.
Ich find der Teil wär aber sonst zu lang geworden.
Und bei der ersten Unterhaltung und am Ende hat mir Kitti auch ein paar kleine Tips gegeben - nochmal dankeschön dafür!!!
Also:
- „Sisi? Bist du da? Antworte!“
rief eine Stimme und die Schritte kamen näher.
„Das ist…“ Sisi erschrak. Unter allen, die sie möglicherweise suchten, musste es er sein. Ausgerechnet. Franz-Joseph. „Verstecken Sie sich, schnell! Er darf uns hier nicht allein sehen. Ich geh am besten mit ihm zurück zu den anderen und Sie kommen etwas später nach.“
„Wie Sie befehlen… Erzsébet.“
Andrássy lächelte ihr verschwörerisch zu und ging hinter einem der großen Bäume in Deckung.
„Sisi?!“
Die Stimme klang jetzt etwas besorgter, alarmierter.
„Ich bin hier!“ rief Sisi zurück und hoffte, einigermaßen normal zu klingen.
Gleich darauf kam Franz-Joseph auch schon angelaufen, immer noch in der blau – goldenen ungarischen Generalsuniform mit dem roten Umhang. „Endlich hab ich dich gefunden“, bemerkte er und klang dabei so, als wäre er gerannt. „Ist denn alles in Ordnung?“
„Ja, Franz. Mir geht es gut“, erwiderte Sisi. „Es könnte nicht besser sein.“
Er blieb stehen und nahm ihre Hand.
„Mein Gott, Sisi mein Engel, wo warst du denn nur? Ich habe mir fürchterliche Sorgen gemacht…“ – „Ich bin nur etwas alleine spazierengegangen. Nach diesen ganzen Feierlichkeiten habe ich etwas Zeit für mich gebraucht.“
„Alleine?“ wiederholte Franz zweifelnd. „Ich dachte, ich hätte dich mit jemandem reden gehört… und zuvor dachte ich, du hättest das Lied mitgesungen.“
Woher weiß er das alles? Was hat er mitbekommen?
Sisis Herz klopfte stark und sie war auf einmal leicht verlegen.
„Ja, kann sein, dass ich das Lied gesungen habe… es ist mein Lieblingslied…“
- „Und mit wem? Ich bin mir ganz sicher, dass da noch jemand anderes war. Oder bist du von irgend jemandem bedroht worden?“ Wenn er doch bloß aufhören würde, all diese Fragen zu stellen, dachte Sisi.
„Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung. Und jetzt sollten wir zurück zu der Feier gehen.“ Sisi lächelte gezwungen. „Es ist doch gefährlich, hier alleine herumzugehen. Wer weiß, wer uns hier auflauert und nur auf eine Gelegenheit wartet, uns etwas anzutun… Also lass uns gehen. Vielleicht spielen sie mein Lied noch ein zweites Mal, dann können wir zusammen tanzen…“
„Ich hab hier ein merkwürdiges Gefühl… Da ist doch jemand!“
- „Nicht irgendjemand, Majestät. Erst recht niemand, der es auf die Königin abgesehen hat.“
Mit diesen Worten trat Andássy aus seinem Versteck hervor. Er hatte sich schon gedacht, dass es für Erzsébet nicht so einfach werden würde, ihren Ehemann von diesem wie er selbst sagte ‚merkwürdigen Gefühl’ abzubringen…. Lieber der Gefahr ins Auge sehen.
„Graf, Sie sind es nur.“
Franz klang sichtlich erleichtert.
„Was führt Sie denn eigentlich hierher?“ – „Ich bin Ihrer Majestät gefolgt weil es trotz des Ausgleichs sicherlich nicht ungefährlich ist, allein herumzulaufen... Um ehrlich zu sein:
Ich habe mir ebenfalls Sorgen um Ihre Majestät gemacht. Ich kann natürlich meine Landsleute besser einschätzen als Ihr. Es ist nach wie vor nicht ungefährlich, sich in meinem Land aufzuhalten… aber ich möchte Euch nicht ängstigen. Ich bin Ihrer Majestät hinterhergegangen um ihr im Notfall beizustehen.“
„Richtig“, schaltete sich Sisi ein, „er hat es nur gut gemeint. Offensichtlich gibt es doch noch Menschen, denen ich wichtig bin.“ Sie sah abwechselnd zwischen Franz und Andrássy hin und her und hoffte, dass die ganze Sache jetzt erledigt war.
„Natürlich, und vielen Menschen ist es auch wichtig, dass sich die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn auch wieder auf den offiziellen Feierlichkeiten zeigt.“ erwiderte Franz.
Sisi hätte am liebsten die Augen verdreht. Das war ja wieder klar. Sie wollte vielleicht einfach nur bei ihm sein und ausgelassener feiern als es in Wien möglich war… und er erinnerte sie gleich wieder an das „Offizielle“…
Während sie zum Festplatz zurückkehrten, war sich Sisi auf einmal sicher, von weit her eine ihr sehr vertraute Stimme zu hören, die sang:
„Was heut’ das Auge sieht, ist morgen schon Vergangenheit, wohin dein Blick auch geht, auf meiner Seite ist die Zeit…“
Es war sehr spät geworden, aber Sisi war immer noch wach. Sie saß in ihrem Zimmer und hatte ihr Tagebuch vor sich auf dem Tisch liegen. Sie versuchte, die Ereignisse des Tages in Worte zu fassen, aber irgendwie gelang es ihr nicht.
Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab zu der zufälligen Begegnung mit Andrássy und dem Tanz zu ihrem Lieblingslied. Auch daran, dass er gesagt hatte, dass sie ihr Leben bald wieder verabscheuen würde, doch dieser Gedanke ließ sich durch andere, schönere Erinnerungen an ihn schnell vertreiben…
Warum vergingen die schönen Momente eigentlich immer so schnell? Warum gab es keine Möglichkeit, Erinnerungen zu bewahren?
Ich wünschte, ich würde wissen, wie Erinnerung lebendig bleibt… schoss ihr plötzlich ein Gedanken durch den Kopf. Sie dachte kurz nach, dann schrieb sie den Satz auf und weiter: Ich wollt’ ich wüsste, wie man Zeit in eine Flasche füllt – dann bräuchte man sie nur öffnen und schon wäre alles wieder so wie es war.…
Was hab ich heut nur wieder für Gedanken? Sisi schlug das Tagebuch zu, stand auf und ging ans Fenster. Es war ziemlich stürmisch, vielleicht würde es noch ein Gewitter geben..
Irgendwann werde ich dich wiedersehen, dachte Sisi, irgendwo da draußen, allein… und dieses Mal wird mich keiner suchen, …
Sie blieb eine Weile stehen und schaute nach draußen und hing ihren Gedanken nach, als es plötzlich klopfte.
„Es ist nicht abgeschlossen!“ rief sie, wünschte sich aber im nächsten Moment, sie hätte es. Franz kam im Schlafanzug und Morgenmantel herein und stellte sich neben sie ans Fenster.
- „Kannst du auch nicht schlafen, Sisi?“
„Nein“, erwiderte sie. „Es ist merkwürdig, der Tag war so lang und aufregend und ich bin immer noch hellwach..“
„Liegt das etwa an einem bestimmten Ereignis? Hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen?“
Sisi starrte Franz an. Warum klang er denn plötzlich so verärgert?
„Was meinst du?“
fragte sie verständnislos.
„Du stellst dich dumm?! Stellst unnötige Fragen, deren Antwort du schon längst kennst?! ..“ Er konnte seine Wut nicht mehr verstecken. „Da kann ich doch nur mit einer Frage antworten: Was ist zwischen dir und Andrássy?!“
Sisi schluckte.
„Wie…“
- „Ich denke nicht, dass du jetzt berechtigt bist, Fragen zu stellen. Antworte!“
„Nichts ist da“, erwiderte Sisi schnell und sah dabei verlegen zu Boden. „Und das vorhin im Wald war alles nur Zufall. Es ist, wie er gesagt hat. Er hat sich Sorgen gemacht, hat mich gesucht…“
„Und mit dir getanzt. Zu deinem Lieblingslied. Und dann hat dieser Ungar dich, seine Königin und österreichische Kaiserin, auch noch mit dem Vornamen angesprochen… bevor er dich Sisi genannt hat. Damit hätte er im Normalfall doch eine Grenze überschritten. Keine Ausflüchte! Ich hab mehr mitbekommen, als dir recht ist.“
„Aber du hast das völlig falsch verstanden…“ Sisi bemerkte, dass sie so nicht weiterkam und änderte ihre Strategie „Warum bist du eigentlich so wütend darüber? Ich denke, du hast mich viel öfter betrogen als ich dich… Du kannst deswegen nicht über mich urteilen.“
„Ich habe dich öfter betrogen als du mich?“ wiederholte Franz. „Das heißt, du gibst es zu?! Dann kannst du mir ja die Frage noch einmal beantworten: Was – ist – zwischen – dir – und – Andrássy?! Hast du eben als du sehnsuchtsvoll aus dem Fenster geschaut hast, etwa an ihn gedacht?!“
„Und wenn schon!“ rief Sisi jetzt auch verärgert.
Gedanken sind frei, die kann niemand verbieten… schoss es ihr durch den Kopf.
„Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin von Bayern, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, das kann doch nicht wahr sein!“
- „Ich weiß wie ich heiße.“ schnappte Sisi zurück. „Freut mich, meinen Namen mal von dir zu hören, Franz Joseph von Habsburg. Ich dachte, du kannst mich nur Sisi, Sisserl oder Engel nennen…“
„Sisi?! Wieso sollte ich dich noch weiter Sisi nennen, wenn dich doch jeder dahergelaufene Ungar so ansprechen darf?“ – „Andrássy ist kein dahergelaufener Ungar! Jetzt bist du aber ziemlich ungerecht!“
Bevor Sisi noch etwas sagen konnte, versetzte ihr Franz Joseph einen heftigen Schlag, dass sie das Gleichgewicht verlor. „Wag es nochmal, ihn zu verteidigen. Meine liebe Elisabeth, wenn wir den Ausgleich irgendwie rückgängig machen könnten… ich würde es sofort. Jetzt weiß ich auch, warum du dich so für den Ausgleich eingesetzt hast… Du hast es ihm versprochen. Hast wahrscheinlich mit ihm über mich gelacht und gesagt, du würdest es bestimmt schaffen, deinen schwachen Ehemann nur durch deine Schönheit zu überzeugen…“ – „So war es aber nicht! Nun werd’ doch vernünftig! Lass uns morgen in Ruhe darüber sprechen!“ Sisi war in Tränen ausgebrochen.
„Der einzige, der hier unvernünftig ist, bist du. Und was sollen wir morgen darüber reden? Das machen wir doch jetzt bereits… Es gibt außerdem gar nichts mehr zu reden! Ich habe dich immer geliebt, … und du wagst es, mich zu hintergehen.“
Was ist mit dieser Athena aus Griechenland? fragte sich Sisi. Was ist mit all den anderen, von denen ich nichts weiß?! Warum wird mir ein einziger Fehltritt so übel genommen? Nur weil ich eine Frau bin?!
In ihrer Fassungslosigkeit resignierte sie.
„Dann verlang doch die Scheidung von mir!“ schluchzte sie. „Dann haben alle, die mich schon immer nicht leiden konnten, endlich gewonnen! Und ich brauche mich nicht mehr zu verstellen sondern bin wieder frei von allen Zwängen, gehör dann wieder mir selbst.“
„Das ist genau das, was du dir jetzt wünschst… Frei zu sein. Frei von dem lästigen Hofzeremoniell, an das du dich eh nie gehalten hast, frei von deinem lästigen Ehemann – frei für diesen anderen… Fällt dir etwas auf? Ich bezeichne ihn nicht mehr als dahergelaufenen Ungarn… vielleicht passt ungarischer Abschaum besser…?! …. Genau deshalb werde ich die Scheidung eben nicht verlangen. Weil ich dir dadurch einen Gefallen tun würde. Du bist zu weit gegangen, Elisabeth. Du hast eine Strafe verdient.“
„Wofür willst du mich bestrafen, dafür, dass ich mit einem anderen Mann getanzt und gesungen habe? Du warst schließlich nicht da, als ich dich brauchte. Wie war das denn noch mit Athena und all den anderen Frauen?"
„Ach, Sisi.“ Franz sah sie mit einem Ausdruck des Bedauerns an. Selten hatte sein „Sisi“ so verächtlich geklungen wie in diesem Moment. „Du erwartest doch nicht etwa wirklich eine Antwort darauf, oder?“
„Heute scheint es, als ob wir uns endlich wieder einmal aussprechen“, erwiderte sie ruhig und
stand langsam wieder auf, „dann kannst du mir doch auch meine Frage beantworten. Ich werde dir auch alles erzählen, was du wissen möchtest.“
„Das hört sich ja ganz danach an, als ob du auf das ganze was passiert ist, stolz bist! Das gibt es doch nicht!“ Franz hielt kurz inne, dann bemerkte er eher zu sich selbst: „Ich bin nahe dran zu glauben, der Ausgleich ist uns nur deswegen so leicht gefallen weil…“
- „Weil … was?!“
„Jetzt spielst du wieder die entsetze, die von nichts eine Ahnung hat. Dabei kannst du ganz schön gerissen sein, wenn du deine Ziele erreichen willst… Erzsébet.“
Sisi fuhr zusammen.
„Warum nennst du mich denn jetzt so?“
- „Das ist doch dein Name, oder? Heute sind wir ein Teil von Ungarn geworden, also kann ich dich auch so nennen. Es gibt kein Gesetz, dass nur Ungaren dich so nennen dürfen… und wenn ich es mir so recht überlege… auch der Abschaum hat einmal die gleiche Uniform getragen wie ich heute…“
Sisi beschlich ein Verdacht, worauf das ganze hinauslaufen sollte.
„Ich habe mehr mit ihm gemeinsam als du denkst… Erzsébet.“
- „Du hast gar nichts mit Andrássy gemeinsam!“ rief Sisi. „Nichts, nichts, gar nichts! Ihr seid total verschieden! Hör auf, dich mit ihm zu vergleichen! Und auch wenn du mich so ansprichst, bleibst du immer doch der gleiche!“
Es gibt also nicht nur im Haus Wittelsbach Wahnsinnige, schoss es ihr durch den Kopf. Auch die Habsburger haben so ihre Abgründe… er macht mir Angst…
„Es ist wohl besser, wenn du mich jetzt allein lässt. Das war heute ein langer Tag…“
- „Das könnte dir jetzt so passen. Ich habe doch gesagt, ich tu’ dir keinen Gefallen mehr. Im Gegenteil. Ich werde dir das Leben schwer machen, wo es nur geht… Außerdem wollte ich dich noch bestrafen, das wird jetzt nicht länger aufgeschoben.“
Er zog Sisi brutal an sich.
„Ich verspreche dir, du wirst ihm nicht mehr gegenübertreten können ohne an diese Nacht zu denken… natürlich nicht an die schönen Augenblicke während der Feierlichkeiten, sondern an das, was dir bevorsteht. Ideje már id bossz, kedves Erzsébet…“
(Keine Ahnung ob der letzte Satz auf Ungarisch so stimmt, hab ihn einfach wörtlich übersetzt...)
