Die Darmstädter Inszenierung war nach Bad Hersfeld und Bad Vilbel die dritte JCS-Inszenierung für mich- und eindeutig die ungewöhnlichste. Von den Darstellern war ich eigentlich sehr angetan und positiv überrascht- aber die Inszenierung insgesamt war nicht so meins. Sehr tanzlastig, was mich teilweise doch störte, da die Bühne oft sehr überladen und hektisch wirkte. Manche Songs wirken gerade in diesem Stück doch deutlich besser, wenn im Hintergrund weniger Aufwand betrieben wird. Gerade auch in der Tempel-Szene fuhren diesmal Weihnachtsmänner mit Einkaufswagen über die Bühne, hüpften Bunnies und Engel herum. Ich empfand es als zu viel, da man gar nicht wusste wo man hinschauen soll und es vom Hauptgeschehen doch irgendwie ablenkte.
Auch die Technik war nicht optimal, denn der Gesang war im verglich zu Band doch meist deutlich zu leise und man merkte oft, wie die Mikros dann nochmal hochgedreht werden mussten.
Überhaupt finde ich JCS auf deutsch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig, ist für mich einfach ein englisches Stück- auch wenn die Übersetzung alles in allem recht ordentlich war.
...und nun zur Cast:
Chris Murray (Jesus von Nazareth)
Sigrid Brandstetter (Maria Magdalena)
Ralf Meyring (Judas Ischariot)
David Pichlmaier (Pontius Pilatus)
Oleksandr Prytolyuk (Herodes)
Thomas Mehnert (Kaiphas)
Jeffrey Treganza (Annas)
Werner Volker Meyer / Matthias Zerwas (Priester)
Christoph Keßler / Matthias Zerwas (Priester)
Markus Durst (Petrus)
Lucian Krasznec (Simon Zelotes)
Geoffrey Browne, Bo-Chul Chang, Radoslav Damianov, Simone Deriu, Pawel Fojcik, Mikko Järviluoto, Hyun-Seo Ki, Juri Lavrentiev, Stefan Steinbauer, Satoshi Takada, Wolfgang Vetter (Apostel)
Sarah Rögner, Anne Gerbert, Jeannette Friedrich / Milou Nuyens (Soulgirls)
Sarah Rögner (Mädchen)
Lawrence Jordan / Klaus Riedelsheimer (Soldat)
Stefan Grunwald / Werner Volker Meyer (Ein alter Mann)
Chris Murray:
Ein fantastischer Sänger! Ich bin begeistert, wie variabel er mit seiner Stimme ist. Gerade in seinem Gethsemane wurde es ganz deutlich wie wandelbar er da ist. Super gesungen. Kleine Abstriche allerdings für die Bewegungen, denn gerade in diesem Lied bewegte er sich ständig wie ein Rapper, mit großen ausladenden Gesten- was wirklich störend war, da es überhaupt nicht zu seinem Gesang und zu der Musik passte. Ich hoffe das hing nur mit der Inszenierung zusammen und er macht das allgemein anders (Btw, hat da wer Erfahrungswerte?!
)Ansonsten auch mit großartiger Bühnenpräsenz, ich liebe es, wenn einzelne Personen eine Bühne voll einnehmen können. Nur seine Interpretation von Jesus gefiel mir gerade im ersten Akt nicht, aber das ist ja Geschmackssache- mir war er zu selbstherrlich und arrogant.
Insgesamt aber klasse, die Vorstellung von Chris Murray- und die lange Vorfreude auf ihn hat sich gelohnt.
Ralf Meyring:
Als Judas hatten wir aus irgendwelchen Gründen nicht die “Erstbesetzung”.Würde fast vermuten es war relativ kurzfristig, so wie er von seinen Kollegen beim Schlussapplaus gefeiert wurde. Stimmlich fand ich ihn von Anfang an ziemlich gut, er hat eine sehr eigene Stimme, die gut zur Rolle passte. Leider entsprach er vom Typ her aber gar nicht meinem “Judas”-Bild und hatte es somit relativ schwer zu punkten- aber einen tollen, irren Blick hatte er drauf, da konnte einem ganz anders werden. Schauspielerisch gefiel er mir nicht so gut, es wirkte alles zu sehr gespielt und aufgesetzt- schade bei einer solchen Rolle, denn von der Verzweiflung und der inneren Zerrissenheit kam leider nicht genug rüber. Er wurde zwar bei seinem Tod noch ziemlich laut, aber das machte es leider nicht glaubwürdiger.
Sigrid Brandstetter:
Hat mir gut gefallen. Darstellerisch völlig in Ordnung und gesanglich super.
Die Hohepriester:
Jeder für sich wirklich gut. Mir gefiel die Art und Weise, wie die Rollen entwickelt wurden. Kaiphas war eher der linkische, der andere vorschickt, während er mit seinem Schosshündchen kuschelt, um dann aber später doch das Volk gegen Jesus aufzuhetzen. Man bekommt den Eindruck, in dieser Aufführung ist Annas der wirkliche “Chef” der vier.
Gerade Kaiphas war wieder mit einem tollen Bass besetzt. Ich liebe diese Rolle einfach. Leider fand ich gerade Annas etwas zu klassisch gesungen, soweit ich weiß waren auch einige Opernsänger dabei. Den Unterschied merkt man in so einem Stück dann doch. Es war alles sehr sauber gesungen, aber etwas rockiger hätte mir persönlich gut gefallen.
Simon/ Petrus:
Gerade bei Petrus ein ähnliches Problem- mir war es viel zu klassisch. Wobei “Lass uns neu beginnen” totzdem immer wieder schön ist
Ansonsten bei beiden eine sehr anständige Leistung.
Herodes:
Mein heimlicher Star des Abends. Auch eine meiner absoluten Lieblingsrollen in dem Stück (wobei, eigentlich könnte ich das von jeder sagen)- der Spott und die Hochmütigkeit kamen sehr gut rüber, mit einem großen Ensemble in glitzernden Kostümen und selbst in einem glitzerdem Frack auch ein netter Gegensatz zu dem Rest der Inszenierung. Trotzdem merkte man ihm am Ende des Liedes die Unsicherheit Jesus gegenüber an, wenn dieser auf ihn zukommt und Herodes krampfhaft versucht ihn auf Abstand zu halten- so kannte ich die Figur auch noch nicht wirklich und ich fand es eine wirklich gute Nuance.
Pontius Pilatus:
Hat mir auch gut gefallen. Vor allem Pilatus Traum war mal wieder Gänsehaut. Auch die Szene kurz vor Jesus Verurteilung, wenn er sich aus der Verantwortung zieht war von ihm sehr gut dargestellt. Für mich eine der Überraschungen des Abends.
So, das wars nun, hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen
