Moderatoren: Sisi Silberträne, Elphaba
Die Besetzung ist jetzt offiziell - http://www.deutsches-theater.de/darsteller.htmlPiaisthebest. hat geschrieben:Ist schon was über die Cast bekannt?
Denn sie wissen nicht, was sie tun...
20.10.2008 - Das Stück präsentiert sich zwar auf seiner Internetseite als interessantes Thema, jedoch scheitert es dann an der Umsetzung...
Egal in welchem Bereich zeigt das Stück zwar einen guten Willen, kann aber nirgends überzeugen.
Positiv zu erwähnen sind die Darsteller, die zumeist zumindest durchschnittlich sind, manche (Stanke) kann man auch als überdurchschnittlich einzustufen. Patrick Stanke ist in seiner Rolle zwar überzeugend, jedoch fast ein bissl vergeudet, da die Rolle keine Entwicklung durchmacht. Dabei hätte man daraus echt was machen können...
Die Geschichte selbst weiß nicht, wo sie hin will. Konflikte werden geschaffen, aber nie gelöst. Plötzlich geht das Stück wieder um etwas ganz Anderes. So ändert sich eigentlich das Thema ungewollt etliche Male ohne, daß jeweils eine zufriedenstellende Lösung präsentiert wird... Alle Themen wären für sich genommen für ein Musical interessant, aber anscheinend konnten sich die Macher nicht entscheiden, welches nun der zentrale Konflikt der Show ist.
Erzählt wird die Geschichte eines neuen Papstes, der sich zu Zeiten seiner Priesterweihe in ein junges Mädchen verliebt und diese schwängert. Beide sind unglaublich glücklich miteinander, so daß der (Noch-Nicht-)Priester alles hinwerfen möchte, um seine Freundin zu heiraten. Doch eine Vision vom weinenden Jesus bringt ihn dazu, seine Freundin zu verlassen und eine steile Karriere in der Kirche anzustreben (vom Kind weiß er gar nix und erfährt es erst als Papst).
Mit dieser Thematik wirbt die Show und verspricht mit dem Thema Zölibat mal gründlich aufzuräumen... Als Thema interessant, man könnte da was daraus machen...
Plötzlich wendet sich die Handlung. Ob Papst und Tussi zusammen kommen oder kamen wird eigentlich egal und wird eigentlich auch kaum mehr thematisiert. Auftritt Stanke als Wissenschaftler, der einen Nobelpreis erwartet, da er die Weltformel gefunden hat. Diese erklärt, wie die Welt funktioniert und widerlegt die Existenz Gottes... Der Wissenschaftler und die Tochter des Papstes (die selber Novizin ist) verlieben sich und es entsteht eine interessante Konstellation von Papst - Tochter - Wissenschaftler, die im Grunde die Thematik Kirche gegen Wissenschaft wiedergibt. Auch daraus könnte man einiges machen...
Gerade, wenn es also zum Ende des ersten Akt interessant wird, schlägt Akt 2 wieder ne ganz andere thematische Richtung ein. Spätestens hier fragt man sich, was die Macher geraucht haben, als sie solch einen Schmarrn schrieben. Anscheinend dachte man sich nämlich: Och, Zölibat und Wissenschaft ist zu realistisch, jetz machen wir bissl Science Fiction...
Die Tochter wird krank, der Papst schickt seine Ärzte, die ihr heimlich eine Eizelle befruchten mit dem Erbmaterial, das sie aus der Dornenkrone von Jesus gewinnen konnte, damit der Heiland geklont werden kann. Angestachelt wird der Papst von JESUS persönlich. Als die Tochter erfährt, mit was sie schwanger ist und, daß der Papst - ihr eigener Vater - das veranlasst hat, stürzt sie sich in den Tod. Jesus erscheint dem verzweifelten Papst erneut und es stellt sich raus: Ätsch, war nicht Jesus, war der Teufel. Wo der Bezug zu Akt 1 noch ist, verschließt sich dem Zuschauer (oder zumindest mir).
Selbst jetz kann man wieder eine thematische Veränderung feststellen. Nach dem Tod seiner Tochter möchte die Kirche deren Existenz verleugnen. Ein Reporter, der früher über sie berichtete, um gute Zuschauerzahlen zu bekommen, bereut seine Hetzkampagne, bietet seinem Chef die Stirn und wird gefeuert... Auch hier wartet der Zuschauer auf eine Auflösung und die Belohnung des "guten, geleuterten" Reporters... Aber: Er taucht einfach nimmer auf, dabei hat er sogar vorher 2 lange Lieder und wird ein Sympathieträger... Anscheinend hat man einfach vergessen, ihm ein kleines Happy End zu schreiben... Somit hat das Thema "Wie weit darf Journalismus gehen?" nur die Aussage: Stell dich nie gegen deinen Chef, sonst wirste gefeuert... Enttäuschend...
Aber nicht nur der Reporter wird vergessen... Im ersten Akt taucht auch immer wieder eine sympathische dicke Nonne auf, die im 2. Akt dann auch kein einziges Mal mehr vorkommt. Dabei war auch sie echt ein Sympathieträger...
Der Papst wendet sich schließlich gegen die Kardinäle und fordert auf: Ihr müsst Liebe in dieses Haus lassen. Somit steht Thema 5 im Raum. Ist das, was die Kirche tut, Liebe? Oder verfolgen sie nur ihre eigenen Interessen.
Er legt sein Amt nieder, wird von einem der Kardinäle erstochen, stirbt in den Armen seiner Ex (wow, doch noch ein kleiner Bezug auf Thema 1)... Wobei ich anmerken muss: Noch nie hab ich einen Darsteller so schlecht sterben sehen ...
Nach Ende der Show ist also der Zuschauer genauso schlau wie vorher:
1. Ist das Zölibat sinnvoll oder darf auch ein Priester lieben?
2. Ja, wer siegt denn jetz? Wissenschaft oder Glaube? Egal... Stanke is im 2. Akt eh nur noch singendes Requisit... Eigentlich könnt er da auch nen Kaffee trinken gehn...
3. Hätte die Tochter jetz den geklonten Jesus bekommen sollen? Ist das rechtens? Sie sagt selber NEIN, als sie sich umbringt, aber die Mutter meint ganz lapidar: Och, ich verzeih dir, lieber Papst. Also scheints net so ein großes Drama zu sein...
4. Wieviel Tradition is notwendig. Widerspricht sich Erhalt der Kirche mit dem Ausüben von Nächstenliebe?
Wenigstens auf eins der Themen hätt ich gern 'ne Antwort gehabt, egal auf welches.
Die Musik selbst ist solides Handwerk in Text und Melodie, allerdings fehlt der Ohrwurmcharakter. Die Choreographie ist zu Beginn interessant, wiederholt sich aber spätestens im 2. Akt und verliert sich daher schnell in Belanglosigkeit...
Ähnlich geht es dem Bühnenbild. Was zunächst noch interessant wirkt (schwarze Wand mit diversen Löchern, die mal als Bilderrahmen, Tür, Kreuz, etc. herhalten muss), geht bald durch mangelnde Abwechslung auf die Nerven. Andere Kulissen wirken oft billig oder übertrieben kitschig... Lediglich eine Liveprojektion des Geschehen auf der Bühne aus einer anderen Perspektive auf einem Ball wirkt neu und wirklich interessant.
Die Akustik generell war eher mies, alles sehr "hallig" (lag wohl an dem Zelt), was zur Folge hatte, daß ich in "Gruppenliedern" oft den Text nicht mehr verstand. Außerdem gab es immer wieder Mal Mikro-Aussetzer, so daß man manchmal den Text von Gesprächen erahnen musste...
Zu nennen ist letztlich nur noch der Preis von 90 Euro für die erste Kategorie, was erklärt, daß höchstens ein Viertel des "Theaters" ausgelastet war, meist in den billigen Kategorien... Aufgrund der vielen freien Sitze in PK1 war es so vielen möglich, einfach in die Mitte oder nach vorne aufzurutschen...
Fazit: Gut, daß ich eingeladen war und nicht selbst zahlen musste. Ich hätt mich geärgert, wenn ich 90 Euro gezahlt hätte.
Ich will das Stück aber nicht ganz schlecht reden. Im Kino nenn ich sowas "Fast-Food-Film"... Einfach was, was man sich reinziehen kann, weil man grad da ist und nix besseres vor hat... Dafür taugt's auf jeden Fall... Allerdings würd ich dann raten, sich die billigste Kategorie zu kaufen und sich dann vorne was zu suchen... Sollte eigentlich (vielleicht außer Sa. abend) immer klappen...
Produzent von "In nomine patris" ist insolvent
(21.11.2008)
Die Schweizer Produktionsfirma musicalworld ("In nomine patris" in München) meldet Konkurs an. Das teilte der Produzent den Darstellern heute mit, wenige Tage nach Ende der Spielzeit. Das Stück sei aus künstlerischer Sicht ein Erfolg, aus kommerzieller Sicht aber eine Katastrophe gewesen. Offene Rechnungen, Löhne und Honorare könnten nicht mehr gezahlt werden, hieß es nach Informationen der Musicalzentrale in der Mail an die Beteiligten. Für Nachfragen waren die Produktionsfirma und das Deutsche Theater, in dessen Übergangsspielstätte die Show zu sehen war, bislang nicht zu erreichen. mehr (rj/mfr)
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