oder:
Ein leicht verwirrter Piefke beim Ösi-WWRY

Besetzung:
Doc: Maciej Salomon
Khashoggi: Martin Berger
Galileo: Carl van Wegberg
Scaramouche: Annie May Mettraux
Killer Queen: Anna Tania Horn
Vic: Darryll Smith
Ozzy: Julia J. Berger
Dieter: Benjamin Rufin
Lehrerin: Conchita Zandbergen
Ensemble Damen:
Lana O`Brian, Candy Marriott, Helen Ternent, Melissa Nettleford, Kate Sandell, AJ Norwell, Lisa Darnell, Silke Braas
Ensemble Herren:
Matt Beadle, David Cutler, Daniel Ioannou, Andrew Gordon Watkins, Chris Penfold, Ivo Giacomozzi, Adrian Stokes, Hannes Staffler, Niran Straub
Huh, nun sitze ich wieder hier und weiß nicht, wo ich anfangen soll! Hoffentlich komm ich jetzt bei meinem Bericht nicht allzu durcheinander und er ist noch einigermaßen verständlich!
Es war einfach nur grandios! Wirklich! Ich habe ja lange gebraucht, bis ich mich von euch habe davon überzeugen lassen, dass ich dieses Musical auch sehen will. Aber hätte ich gewusst, dass es so toll ist, wäre ich wohl schon früher mal nach Köln gefahren!
Und, wie es so kommt, jetzt hab ich es in Wien gesehen!

Die Karten hatten meine Schwester und ich zu Weihnachten bekommen und es waren wirklich super Plätze: Wir saßen in der 5. Reihe ganz in der Mitte. Näher dran hätte ich wohl nicht so gut gefunden, denn es ist schon ziemlich viel grell-buntes auf der Bühne, und da hab ich doch lieber den Überblick.

Ich muss sagen, ich kannte mich vorher so überhaupt nicht mit WWRY aus, alles was ich wusste, war, dass es wohl in der Zukunft spielt und eben die Songs von Queen in die Handlung eingewoben sind. Ich hab nun auch keine Ahnung, wie die Show in Köln abläuft, daher kann ich keine direkten Vergleiche ziehen. Einiges wird wohl schon anders sein. Allein schon das Bühnenbild (welches mich mit seinen vielfältigen Bühnenteilen, die auf die Bühne geschoben wurden und der Videoleinwand im Hintergrund, auf der immer passend zu den Songs bunte Bilder zu sehen waren, schon ziemlich beeindruckt hat) wird wohl in Köln (und natürlich auch in London) um einiges größer gewesen sein, das das Raimund Theater ja doch nicht ganz so groß ist. Auch die Eingebauten Gags (dazu komme ich später noch) und die Namen der Bohemians werden sich doch z.T. von denen in Deutschland unterscheiden: Ich habe z.B. einige Anspielungen erst nicht kapiert, weil das eben spezielle „Austro-Gags“ waren. Da war ich schon froh, meine Schwester neben mir zu haben, die mir zumindest einiges davon erklären konnte.

Nichts desto trotz kann ich sagen: Dies ist eines von den Musicals, bei denen ich schon beim Verlassen des Theaters denke: „Ich will noch mal!“

Die Handlung schreibe ich jetzt nicht im Detail auf, die dürfte ja hier im Forum auch weitestgehend bekannt sein.

Besonders unter die Haut gingen mir „No One but You“ und „Who Want`s to Live Forever”. Aber auch die “rockigeren” Szenen hatten es in sich: Ich stehe ja unheimlich auf Massenszenen, in denen auch viel getanzt wird, und da kam ich bei diesem Musical voll auf meine Kosten.
Besonders hervorheben möchte ich auch die Kostüme. Die waren wirklich der Hammer! Angefangen schon bei dem einheitlich-sterilen Look der „Gaga-Kids“ bis zu den individuellen, bunt-schrägen Kostümen (und Perücken!!!) der Bohemians. Es gab unheimlich viel und immer neues zu gucken! Allein deshalb würde ich mir die Show gerne noch öfters ansehen. Da fällt einem sicher immer wieder noch etwas auf, was man beim ersten Mal noch nicht bemerkt hatte!:)
Ein paar Kleinigkeiten die „schiefgelaufen“ sind, was so eine Live-Show ja immer besonders attraktiv macht (da merkt man eben, dass da echte Menschen wie du und ich auf der Bühne stehen), sind mir aufgefallen:
Bei der Szene mit den bunten Gaga-Girls (sind das die sogenannten Teen-Queens?:oops:), hat eine beim Tanzen ihre Popcorntüte verloren (gut, dass da kein echtes Popcorn drin war, das sich dann über die Bühne verteilt hätte) und musste dann ja irgendetwas in der Choreografie mit ihren Armen anfangen (wo die anderen ja alle mit etwas herumfuchteln konnten). Das hat sie aber sehr elegant gelöst und als sie nachher alle um Scaramouche herumstanden, hat eine der anderen die Tüte schnell aufgehoben und ihr wieder in die hand gedrückt.

Und als Khashoggis Leute Scaramouche „verhaftet“ haben, schrie sie schon als einer nur ihre Schulter berührte: „Lasst mich runter!“ . Da musste ich schon etwas schmunzeln, aber wie gesagt, solche kleinen „Pannen“ machen ein Musical für mich gerade so liebenswert. Sonst könnte man sich ja auch einen Film ansehen, wo alles unendlich oft wiederholt werden kann bis es perfekt ist.

Lustig war, wie ich fand, besonders, dass sie so viele Anspielungen auf aktuelle Dinge hatten. Allein schon die Namen der Bohemians: „Ozzy Osbourne“ , „Dieter Bohlen“, „Daniel Küblböck“ oder „Victoria Beckham“. Oder als die Lehrerin zu Galileo sagt: „Englisch wird hier nicht mehr gesprochen, seit Österreich im Jahre 2008 die EM gewonnen hat.“ (Da haben meine Schwester und ich uns natürlich aus dem darauffolgenden Klatschen und Jubeln dezent herausgehalten…:lol: ).
Ein paar Gags mussten mir, als Piefke, wie gesagt auch erst erklärt werden: z. B. den Namen dieses Alt-Hippies: „Doktor Ostbahn“ (Doc), der in Köln glaube ich Bap heißt. Der Name löste allgemeine Heiterkeit aus, sagte mir jedoch eher gar nichts.

So auch bei der Szene in der Bar in der der Doc Scara und Galileo seine heilige „Fideo-Kastagnette“ vorspielte, auf dem der Anfang des Queen-Videos zu „Bohemian Rhapsody“ zu sehen war, der plötzlich abbrach. Hierauf erklärte Doc entschuldigend: „Der Rest ist eine Folge von `Mitten im Achten`.“ Woraufhin donnerndes Gelächter ausbrach. Ich hab dann erst gelacht, als meine Schwester mir erklärt hatte, dass es sich dabei wohl um eine ganz schreckliche österreichische Soap handelt…:oops: Naja, und in der Art war da so einiges, was ich mir aber auch nicht alles Merken konnte.



Also alles in allem: Ich habe einen tollen Abend gehabt und als als Zugabe dann noch Bohemian Rhapsody gespielt wurde, war die Welt für mich in Ordnung (auch wenn für mich dieser Song in der Version der Ten Tenors nach wie vor unerreicht bleibt


Das Publikum war offensichtlich schon begeistert, es wurde viel gejubelt und geklatscht. Aufzustehen und mitzurocken hat sich dann allerdings doch niemand getraut (zumindest hab ich keinen entdecken können). Und die Hände, die wir aufgefordert wurden bei „We Are The Champions“ hin und her zu schwenken, waren auch ziemlich schnell wieder unten. Beim Schlussapplaus blieben auch alle sitzen. Witzigerweise erst, als die Band, die am Schluss des Stückes ja ihren großen Auftritt hatte (Sie waren hinten oben auf der Bühne quasi ins Geschehen eingebunden und hatten sogar einen Satz zu sagen), nach vorne kam, um sich zu verbeugen, riss es alle von den Sitzen und es gab „Standing Ovations“. Klar, das hatten sie eindeutig verdient, aber ich hab mich doch gefragt, ob die Darsteller nicht ein bisschen enttäuscht gewesen sind, dass ihre Leistung nicht auch so hoch gewürdigt wurde…
Es ist mir aber auf jeden Fall positiv aufgefallen, dass sich die Band zusammen mit dem Ensemble verbeugen durfte! Wo hat man das schon sonst noch?
Ich muss aber sagen, dass ich auch die Leistung der Darsteller, vom „einfachen“ Ensemblemitglied bis zur Hauptrolle durchgehend beachtlich fand!
Und das obwohl (oder vielleicht sogar gerade weil?) es eine fast ausschließlich von Covern gespielte Show war. Alle Achtung!
Jetzt möchte ich noch kurz etwas zu den einzelnen Darstellern sagen und dann seid ihr auch erlöst!

Doc: Maciej Salomon
Er war ja der erste, der auftrat und das erste, was ich dachte, als ich seine Stimme hörte war: „Oha, der hat wohl zuviel geschrien!“ Er klingt beim Sprechen total heiser. Zuerst konnte ich diese Figur nicht so ganz einordnen (habe mich erst schon gefragt, ob das vielleicht Galileo sein soll, der sich später noch die Haare kürzer schneidet


Khashoggi: Martin Berger
Eine der wenigen Erstbesetzungen dieses Abends. Er war, zusammen mit der Killer Queen sowieso mein absoluter Liebling in dem Stück! Wir haben ihn vor laaaaanger Zeit in Duisburg als Enjolras erleben dürfen. Inzwischen ist er natürlich um einiges älter und vor allem auch fülliger geworden.

Galileo: Carl van Wegberg
Ich fand es jetzt nicht unbedingt schlimm, dass nicht Serkan auf der Besetzungsliste stand. Meine Traumbesetzung wäre eh Alex Melcher gewesen und da der nicht in Wien zu haben ist, bin ich da relativ unvorhereingenommen an die Sache rangegangen. Und ich muss sagen: Er hat seine Sache wirklich gut gemacht! Ich weiß jetzt nicht, wie Serkan die Rolle gespielt haben würde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er viel besser gewesen wäre. Man merkte, dass Carl sich voll in die Rolle des etwas vertrottelten Helden mit Sprachfehler hineingehängt hat und er hat mit sehr viel Energie und Hingabe gespielt. Seine Stimme gefiel mir auch sehr gut. Äußerlich erinnerte er mich (und meine Schwester übrigens auch


Also: Alle Achtung vor dieser Cover-Leistung!
Scaramouche: Annie May Mettraux
Sie war eine sehr niedliche Scaramouche und sie hat gut mit Carl zusammengespielt, sowohl beim Streiten als auch, wenn sie sich wieder lieb hatten

Das war eigentlich die einzige Rolle in der ich wirklich gerne mal die Erstbesetzung gesehen hätte, da ich mir Jessica Kessler (die ich bisher nur von Mozart! her kenne) gar nicht so richtig in dieser Rolle vorstellen konnte. Das hätte mich schon mal interessiert. Aber naja, Annie war auch O.K..

Killer Queen: Anna Tania Horn
Mann diese Frau hat eine Stimme!!! Wieso ist sie bloß nicht Erstbesetzung?! Naja, ich kann mir auch vorstellen, dass Brigitte in dieser Rolle sehr gut ist, da will ich ihr nicht zu nahe treten! Aber nach der Leistung, die Anna Tania an dem Abend abgeliefert hat, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir keine bessere Besetzung hätte wünschen können! Wir kannten sie noch von damals aus der deutschen RENT-Produktion, wo sie Joanne gespielt hat. Aber da hatte sie ja nicht so die Möglichkeit zu glänzen.

Vic: Darryll Smith
(Vic = Victoria Beckham

Ozzy: Julia J. Berger
Sie hat mich auch in ihrem Spiel mit Vic zusammen voll überzeugen können. Die beiden haben wirklich gut harmoniert! Und eine tolle Stimme hat sie auch! Ihr „No One But You“ hat sie sehr gefühlvoll gesungen. Das ging mit total unter die Haut! Nicht nur ein tolles Lied, es wurde auch sehr gut dargeboten! Sie ist wirklich eine gute Besetzung für diese Rolle, auch wenn sie nicht die Erstbesetzung ist.
Dieter: Benjamin Rufin
Über ihn kann ich eigentlich nicht viel sagen. Er hat ja keine so wahnsinnig große Rolle. Aber dieses coole, etwas angeberische hat er sehr gut rübergebracht. Gesungen hat er auch gut.
Lehrerin: Conchita Zandbergen
Bei ihr fand ich es etwas schade, dass sie mit ziemlich starkem Akzent gesprochen hat, aber gespielt hat sie ihre kleine Rolle dennoch gut. Vielmehr kann ich über sie eigentlich auch nicht sagen.
Ensemble:
Wie schon erwähnt eine wirklich tolle Leistung! Durchweg super getanzt und in allen Rollen immer wieder voll präsent. Egal ob als dauergrinsendes Gaga-Kid oder als Bohemian. Das die bei den vielen schnellen Umzügen nicht den Überblick verlieren, wer oder was sie gerade sind! Alle Achtung! Es hat Spaß gemacht ihnen zuzusehen. Sie waren immer alle mit vollem Einsatz dabei und haben somit dieses Musical erst sehenswert gemacht. Zumal sie auch tänzerisch mit Abstand am meisten zu leisten hatten, gebührt ihnen, wie ich finde, ein besonders großes Lob!

So, ich glaube, jetzt ist der Bericht doch etwas zu holperig und durcheinander geworden. Sorry! Habt vielen Dank für eure Geduld beim Lesen!

P.S.:Vielleicht kann mir ja von euch hier einer die Frage beantworten, die wir uns nach der Show gestellt haben:
Wenn bei uns, im deutschsprachigen Raum, Englisch als „die verbotene Sprache“ gilt, die nur die Rebellen sprechen, wie machen die das denn z.B. in London mit der Handlung, wo sie ja sowieso alles in Englisch sprechen und singen müssen (sonst würd`s ja keiner verstehen
