Schön, dann kann ich ja weitermachen!
Und weil es wie gesagt gut läuft, jetzt erstmal immer Freitag und Mittwoch eine Fortsetzung....
Beim nächsten Teil weiß ich gar nicht mehr, wie lang Elisabeth wirklich auf Madeira gewesen ist, aber bei mir sind es jedenfalls 4 Monate, die vergehen... Und der ist schon wieder ziemlich lang...
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4 Monate später: Zurück in Budapest – oder: Ein frostiges Wiedersehen… zunächst jedenfalls!
Endlich würde sie ihn wiedersehen!
Sisi saß vor dem Spiegel und starrte gedankenverloren hinein, während Fanny ihr Haar kämmte.
„Wie sehe ich aus, Ida?“ erkundigte sie sich bei Ida Ferenczy.
An diesem Tag nach ihrer Rückkehr nach Ungarn hatte Sisi es endgültig aufgegeben, schwarz zu tragen. Die Hoftrauerzeit war bereits während ihres Aufenthalts auf Madeira zu Ende gegangen, aber sie hatte es irgendwie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, bereits wieder die bunten Kleider zu tragen. Zu tief war ihr Schmerz über den Verlust der Kleinen.
Heute hatte sie sich jedoch ein Kleid in den ungarischen Nationalfarben heraussuchen lassen.
Vier Monate war sie auf Madeira geblieben und hatte von den Ereignissen in Wien nur durch Briefe gehört, die sie meistens erst nach langer Zeit erreichten und schon veraltet waren, als sie ankamen, aber dafür ging es ihr jetzt wieder sehr viel besser. Ihr Arzt hatte diagnostiziert, dass sie wieder vollkommen gesund war.
Kurz nach ihrer Ankunft auf Madeira hatte es aber noch nicht so ausgesehen, denn sie hatte am Tag darauf einen heftigen Rückfall und bekam Bettruhe verordnet. Ihr Optimismus, der sie während der Seereise in eine ausgezeichnete Laune versetzt hatte, wich einer tiefen Depression und dem Gefühl, möglicherweise tatsächlich nicht nach Wien zurückzukehren.
Wie erholsam die Tage und Wochen auf der Insel waren! Sehr oft war sie einfach nur in der Villa, die sie und ihr Hofstaat in der madeirischen Hauptstadt Funchal bewohnten, gesessen, hatte gelesen, sich mit den Hofdamen unterhalten, weit weg von den Maßregelungen durch Erzherzogin Sophie, weg von dem Wiener Zeremoniell… Sie hatte dann langsam aber sicher auch wieder angefangen mit Spaziergängen, erst kurze, dann immer längere.
Eines Tages hatte sie zu ihrer großen Freude und Überraschung Besuch von ihrer Mutter und ihrer Schwester Nene bekommen. Nene hatte ihr inzwischen die Demütigung damals auf dem Ball in Ischl verziehen und berichtete ihr aufgeregt, dass sie sich inzwischen in einen Prinzen von Thurn und Taxis verliebt hatte.
Und dann war da in der langen Zeit noch etwas passiert.
Etwas, das sie daran erinnerte, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Wien möglichst bald nach Ungarn zurückfuhr.
Franz Joseph hatte sie vielleicht verwundert angesehen, als sie zurückgekehrt war und ihn fast vor vollendete Tatsachen gestellt hatte:
„Aber wir haben uns doch so lange nicht gesehen, mein Engel, warum musst du denn unbedingt gleich noch einmal wegfahren?!“
- „Weil ich dort unbedingt etwas klarstellen muss. Ich möchte mich wenigstens zurückmelden, wenn wir schon nach Sophies Tod einfach weggefahren sind. Die ungarische Frage liegt mir eben am Herzen.“ hatte sie entgegnet und Befehl an ihre Zofen gegeben, die Koffer für eine Reise nach Budapest umzupacken.
Und da war sie nun und machte sich nach allem was passiert war, nur Gedanken über ihr Aussehen.
- „Wunderschön wie immer, Majestät.“ erwiderte diese.
„Das ist gut“, erwiderte Sisi, „denn heute ist mir das besonders wichtig.“ – „Warum denn ausgerechnet heute?“ erkundigte sich Ida. „Ach, da hat es mal so ein Lied gegeben…“ erwiderte Sisi ausweichend und begann zu Idas großer Verwunderung zu singen:
„
Ich weiß, der eine wird mich finden, dann will ich strahlend vor ihm stehen… Ich leg’ mein Glück in seine Hände, und lass’ ihn niemals wieder gehen…“
„Der eine?“
wiederholte Ida. „Meint Ihr, seine Majestät kommt hierher um Euch nach Hause zu holen?“
„Das soll er mal bleiben lassen.“ erwiderte Sisi ausgelassen. „Ich rede von jemand anderem.“
„Entschuldigt meine Neugierde, aber…“
- „Du weißt die Antwort bereits.“ unterbrach Sisi schnell. Fanny musste ihrer Meinung nach nicht alles mitbekommen, weshalb sie es geschickter hielt, die Sprache zu wechseln. In der Zeit ihrer „Flucht“ hatte sie daran gearbeitet, unter anderem ihr ungarisch zu verbessern, und da Fanny diese Sprache nicht beherrschte, war das eine gute Methode, sich mit Ida über Dinge zu unterhalten, welche die Friseuse und auch andere gar nichts angingen. „Du kennst ihn auch sehr gut und hast mich erst davon überzeugt, dass es nur zum Vorteil für alle sein kann wenn ich an den offiziellen Treffen mit ihm teilnehme.“
„Das meint Ihr nicht ernst.“
Ida konnte nur den Kopf schütteln.
„Es ist nicht so wie du denkst“, bemerkte Sisi. „Ich bin nur so froh, dass ich mich mit ihm so gut verstehe, weil ich es dann vielleicht schaffe, den Ausgleich alleine zu erreichen. Mein Mann hält ja nicht viel davon… aber ich habe ein Ziel klar vor Augen, nämlich dass sich dein Land und Österreich endlich aussöhnen. So etwas wie 1848 braucht nicht mehr zu passieren…“
„Stimmt, diese fürchterliche Revolution…“ Ida schauderte es nur bei der Erinnerung daran.
Sie wunderte sich auch, dass ihre Herrin auch auf einmal anfing, über so ein ernstes Ereignis zu sprechen. „Ich werde aber eine Einigung herbeiführen, und zwar gemeinsam mit Graf Andrássy. Das ist auch schon alles.“
Genau so muss ich das alles sehen, dachte Sisi bei diesen Worten, er ist ein Verbündeter in den Bemühungen um den Ausgleich und sonst gar nichts. Diesen einen Abend vergesse ich am besten ganz schnell…
„Widersprecht Ihr Euch da nicht selbst etwas?“ fragte Ida. „Erst singt Ihr das Lied und bemerkt, dass es Euch besonders wichtig ist, heute schön auszusehen – und jetzt so ein Gedankengang?“
- „Ach ich bin heute so aufgeregt, ich weiß in einem Moment schon nicht mehr was ich Sekunden vorher gesagt habe…“ erwiderte Sisi, die genau wusste, dass Ida eigentlich Recht hatte. Sie verstand sich heute selbst nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie ihren Aufenthalt auf Madeira viel zu früh abgebrochen und war noch lange nicht erholt genug.
Es klopfte an der Tür und eine ihrer Hofdamen kam herein.
„Kaiserliche Hoheit, der Graf Andrássy ist draußen. Er möchte unbedingt mit Euch sprechen. Er meint, es sei wegen einer sehr dringenden Angelegenheit, die keinen weiteren Aufschub duldet und lässt sich einfach nicht abweisen.“
„Einen kleinen Augenblick noch, ich bin gleich fertig. Er soll im Audienzzimmer auf mich warten“ erwiderte Sisi.
„Ja, kaiserliche Hoheit.“ Die Hofdame wunderte sich zwar, dass ihre Majestät den ungarischen Grafen sofort sehen wollte, obwohl er sich nicht vorher angemeldet hatte und auch nichts näheres gesagt hatte, worum es ging, durfte sich allerdings nichts anmerken lassen. Sie machte einen Hofknicks und verließ den Raum wieder.
Sisi warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
„Sie können nun gehen, Fanny.“ entließ sie die Friseuse vorerst, diese knickste ebenfalls und verließ das Zimmer durch eine andere Tür. Verträumt sah sie Ida an. „Das Lied, das ich eben gesungen habe, trifft zu, … der eine hat mich schon gefunden. Also entschuldige mich jetzt bitte.“
Sie verhält sich wie ein verliebtes Mädchen, dachte Ida bei sich, aber da war Sisi schon aufgestanden und ging davon, ohne noch ein Wort zu sagen.
Vor dem Audienzzimmer stand wie immer einer der Adjutanten. Er verbeugte sich vor Sisi, dann öffnete er die Tür einen Spalt breit und kündigte sie an:
„Ihre Majestät, die Kaiserin von Österreich!“